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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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Teil einer Schatzsuche sein, die sie für einen besonders guten Freund plante. Als sie mir erzählte, wer der Freund war, habe ich mich an dich erinnert. Sie meinte, es wäre total super, wenn ich mich ein paarmal mit dir treffen könnte (falls es mir nichts ausmachte) und dir ein paar Tipps für New York geben würde, und dann hatte sie die Idee, dass ich ja sogar selbst bei der Schatzsuche mitmachen könnte. Ich war zuerst nicht so begeistert, erstens weil ich dachte, du würdest mich erkennen, und zweitens fand ich das Ganze schon ziemlich seltsam. Ich wusste gar nicht so genau, worauf ich mich da einließ. Sie hat mir versichert, dass ich dich nur ein, zwei Tage lang bespaßen müsste, bis sie selbst da wäre, aber ich dürfte auf gar keinen Fall erwähnen, dass ich sie kannte, sonst wäre die Überraschung verdorben. Eigentlich habe ich nie so richtig Ja gesagt. Ich habe mich nur bereit erklärt, einen Hinweis zu verstecken – die Nachricht bei der Statue im Bryant Park –, mehr nicht. Ich musste ja sowieso in die Bibliothek, zum Arbeiten. Also hat Butterfly mir die eingescannten Texte gemailt und ich habe sie ausgeschnitten, in einen Umschlag gesteckt und deinen Namen draufgeschrieben.«
    »Aha!«
    »Ich hatte gerade morgens die Nachricht versteckt, und als ich mittags nach draußen kam, sah ich dich auf der Treppe sitzen. Ich hatte keine Ahnung, wann genau du auftauchen würdest, weil ich das Thema, sobald Butterfly darauf zu sprechen kam, immer gleich abgeblockt habe – aber dann hast du auf einmal da gesessen und das war purer Zufall. Siehst du? Es gibt wirklich Zufälle, ich habe dich nicht nur angelogen. Na ja, jedenfalls habe ich dich gefragt, ob du Feuer hast, und du hast mich nicht erkannt und ich war total aufgeregt, aber gleichzeitig hatte ich auch ein bisschen Angst. Ich dachte, ich würde jeden Moment auffliegen, aber ich wollte so gern dabei sein, wenn du den Brief findest. Schließlich war ich ja auch irgendwie daran beteiligt, und du warst so nett und lustig und ich bin gar nicht mehr von dir losgekommen – nicht dass ich das überhaupt gewollt hätte. Ich wollte mehr über deine Schatzsuche erfahren und war total schockiert, als du mir erzählt hast, dass Butterfly tot sein sollte. Und dann schien es, als würdest du mich auch gern dabeihaben wollen. Das war einfach alles ein kleines bisschen zu verlockend. Ich wollte nicht, dass du denkst, Butterfly wäre tot. Das kam mir einfach falsch vor. Nur, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich sie kenne, hättest du gewusst, dass ich dir von Anfang an etwas vorgeschwindelt habe, und außerdem hätte ich damit gegen Butterflys ausdrücklichen Wunsch gehandelt. Darum habe ich immer wieder Andeutungen gemacht. Ich wollte, dass du von allein darauf kommst, damit ich kein schlechtes Gewissen haben muss. Ich habe Butterfly einiges zu verdanken. Sie lässt mich für eine echt lächerliche Miete in ihrer riesigen Wohnung wohnen, nur weil ich ihre Freundin bin, und da ich in letzter Zeit ziemlich knapp bei Kasse bin, hat sie mir angeboten, die Miete noch billiger zu machen, wenn ich ihr im Austausch dafür ein bisschen helfe. Aber das war erst viel später.«
    »Okay, kleine Zwischenfrage: Du wohnst also nicht in Williamsburg?«
    »Das war leider wirklich gelogen. Obwohl, na ja, ich habe tatsächlich mal in Williamsburg gelebt, aber das ist schon eine ganze Weile her. Butterfly hat selbst da gewohnt, als wir uns kennengelernt haben. Ich musste ein bisschen improvisieren. Ich brauchte ganz schnell die Adresse einer Wohnung, die Butterfly gehören und ich gemietet haben könnte. Und das war eben die erste, die mir in den Sinn kam.«
    »Also wohnst du in der Charles Street Nummer 15?«
    »Ja.«
    »In dem Apartment, in dem Butterfly mit ihrem Kindermädchen gewohnt hat?«
    »Ja.«
    »Und das Apartment gehört heute Butterfly und du bist ihre Mieterin?«
    »Genau.«
    »Also bist du Charles Streetny?«
    »Nein, das ist Butterfly. Oder zumindest glaube ich das.«
    »Aha.«
    »Lass mich weitererklären. Ich bin also mitgekommen, als du das Buch im Klavier gefunden hast, und ich fand es total schlimm mit anzusehen, wie sehr dich das Ganze mitnahm, obwohl Butterfly gar nicht tot war. Ich habe es ihr echt übel genommen, dass sie dich dermaßen angelogen hat. Außerdem war ich ein bisschen betrunken und dachte, es könnte nicht schaden, dich ganz unauffällig in die richtige Richtung zu schubsen. Schließlich sollte Butterfly am nächsten Tag selbst in New York ankommen

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