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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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namens Chan.«
    »Ich bin Chan«, erwiderte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Name ist Ben Constable. Ich bin ein Freund von jemandem, den Sie kennen. Ein Mädchen, das hier direkt um die Ecke gewohnt hat, Butterfly.«
    Er tat so, als überlegte er angestrengt, während er mich verstohlen musterte, um sich ein Urteil über mich zu bilden. »Ah, Butterfly Ishikawa. Japanerin.«
    »Genau.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Sie hat mir erzählt, dass Sie ihr einen Handkarren geliehen haben, mit dem sie die ganzen Pflanzen aus der Wohnung schaffen konnte.«
    »Ja«, er nickte in Richtung eines vierrädrigen Karrens, der im hinteren Teil des Ladens stand, »den da.«
    »Ich wüsste gern, was mit den Pflanzen passiert ist. Wo hat sie sie hingebracht?«
    »Butterfly war ganz schön verrückt, wissen Sie?«
    »Ja.«
    »Sie hat versucht, so viele wie möglich zu verschenken, aber es war nicht einfach, über Nacht ein gutes Zuhause für alle zu finden. Ich habe drei genommen, aber es waren einfach zu viele.«
    »Und was hat sie mit dem Rest gemacht?«
    »Sie hat sie ausgepflanzt.«
    »Wo denn?«
    Er zögerte kurz und deutete dann nach draußen. »Da«, sagte er.
    In der Mitte der Straße befand sich eine dreieckige Verkehrsinsel mit einem Fahnenmast in der Mitte, einem vor Blumen überquellenden Beet und einem kleinen roten Bäumchen.
    »Das war meine Idee«, erklärte Chan. »Vorher war da nichts, nur Erde. Ich dachte, es wäre ein schöner Blick von meinem Laden aus und lockt vielleicht ein paar Kunden an.«
    Mir blieb der Atem weg. »Wow. Ich glaube, mehr wollte ich gar nicht wissen.«
    »Okay, gern geschehen. Hey, wie geht es Butterfly denn heute?«
    »Äh, sie lebt in Paris.« Ganz spontan hatte ich beschlossen, den Leuten nicht mehr zu erzählen, dass sie tot war, erstens war das leichter und zweitens ja auch nicht meine Aufgabe. Außerdem schrieb sie mir schließlich täglich E-Mails.
    »In Frankreich?«
    »Ja.«
    »Das ist schön.«
    »Ja, es ist eine schöne Stadt. Vielen Dank noch mal. Wiedersehen.«
    »Sagen Sie ihr viele Grüße von Chan.«
    Ich ging auf die andere Seite der Verkehrsinsel und hockte mich hin, um die Pflanzen zu betrachten. Der Baum war nur ein paar Meter hoch und an seinen Ästen hingen rote, herzförmige Blätter. Das war Keiko Sasakis Baum. Sie hatte ihn am Tag von Tomomi Ishikawas Geburt gepflanzt.
    Ich wühlte in meiner Tasche und fand einen Kugelschreiber. Verdammt. Ich drehte ihn in der Hand hin und her, um ihn im Licht der Straßenlaterne zu untersuchen. Man kann doch wohl niemanden mit einem Kugelschreiber erstechen! Ich rief nach Cat und er kam die Straße heruntergetrottet, aus der Richtung, in der die Jefferson Market Library lag.
    »Willst du mir nicht ein bisschen Gesellschaft leisten, Cat?«
    Er schnüffelte an dem Baum, stolzierte ein Stück weiter und setzte sich wie ein Wachposten ans andere Ende der Insel.
    Ich bohrte den Kugelschreiber in die Erde und scharrte sie beiseite.
    Cat stand auf, um sich umzusehen, und ich grub weiter. Dann kam er zu mir herüber und stieß mich an. Er wollte mir etwas zeigen. Ich warf einen Blick in Chans Laden und sah, wie eine Frau mit ihm redete. Ich hielt den Kopf gesenkt, damit es nicht so aussah, als würde ich sie beobachten, aber sie schenkte mir sowieso keinerlei Beachtung. Dann verließ sie den Laden und ging in die Richtung davon, aus der ich gekommen war, ohne sich umzudrehen. Meine Augen waren müde und ich sah sie nur verschwommen in diesem Licht. Sie wirkte wie jemand, den ich hätte kennen können, aber nicht wiedererkannte, andererseits traf das auf jeden zu.
    »Schon gut, Cat; ich glaube nicht, dass sie unseretwegen da war.«
    Cat warf mir einen Blick zu und ich sah der Frau nach, die die Straße hinaufging. Schließlich machte ich mich wieder ans Graben. Zwischen den Wurzeln wurde es anstrengend, bald aber hatte ich unter dem Baum ein Loch von gut einem halben Meter Tiefe ausgehoben. Dann stieß ich plötzlich auf Plastik. Hatte ich’s doch gewusst! Der Baum war wichtig, das war mir sofort klar gewesen. Ich brauchte weitere fünf Minuten, um das Päckchen auszugraben. Es war ein sorgfältig in Plastikfolie gewickeltes, mit Klebeband verschlossenes Notizbuch. Ich schob die Erde zurück in das Loch und wischte mir die Hände notdürftig ab.
    Als ich gehen wollte, steckte Chan den Kopf aus seiner Ladentür. »Ihr seid doch allesamt verrückt«, rief er mir lachend hinterher.
    »Sie hatte etwas für mich unter dem Baum

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