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Die drei Lichter der kleinen Veronika

Die drei Lichter der kleinen Veronika

Titel: Die drei Lichter der kleinen Veronika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kyber
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alle von Montsalvat?«
    »Ja, Veronika«, sagte Johannes Wanderer, »es ist ein schwerer Kampf auf dieser Erde, bis sie einmal durchlichtet und durchsonnt ist.«
    »Die silberne Rüstung ist schön«, meinte Veronika.
    »Und doch sind es nur bescheidene Streiter, die sie tragen«, sagte Johannes Wanderer, »es stehen viel größere Ritter hinter ihnen, aber diese steigen nur selten zu einer irdischen Wanderung hinab. Wir hier sind irrende Menschen, und wir tragen die Rüstung auch nur, wenn wir den Schild halten über denen, die wehrlos sind. Es ist dies etwas von der Sendung des Grals.«
    »Ich möchte auch solch eine silberne Rüstung tragen«, sagte Veronika.
    »Es ist wohl darum, damit du dieses wünscht, daß Gott dich wieder auf die Erde geschickt hat«, sagte Johannes Wanderer.
    Die Sonne sank. Von ferne läuteten die Glocken von Halmar Feierabend.
    Pfingsten war nahe herangekommen.
    Am anderen Morgen ging Johannes Wanderer nach Halmar hinaus, um Eriksen zu besuchen und nach seinem kranken Kinde zu sehn. Eriksen kam ihm schon an der Türe entgegen.
    »Ich möchte Sie wegen gestern um Verzeihung bitten, Herr Johannes«, sagte er etwas mühsam, »ich hatte auch unrecht, aber mir war es, als ob jemand hinter mir stünde, der stärker war als ich. Der Mensch ist schwach, Herr Johannes, man weiß oft nicht, was man tut oder redet.«
    »Gewiß, Eriksen, das verstehe ich. Es freut mich auch sehr, daß Sie heute anders denken. Wir wollen das nun vergessen. Ich komme auch nur, um nach Ihrem kranken Kinde zu sehn.«
    »Mein Kind ist gesund«, sagte Eriksen.
    Er war sehr blaß, und seine Stimme zitterte merklich.
    »Es ist so gewesen, Herr Johannes«, erklärte er weiter, »daß es in der Nacht ganz plötzlich besser geworden ist. Das Fieber hörte auf, und als das Kind erwachte, erzählte es mir – Herr Johannes, man muß es schon glauben, wenn das Kind es selber gesagt hat –, es hat geträumt, eine große Kröte sei zu ihm gekommen und habe es ganz gesund gemacht. Das Kind lachte und freute sich, aber ich habe nicht lachen können, Herr Johannes. Es hat mich etwas in der Kehle gewürgt, als ich das hörte. Es ist ein Wunder, Herr Johannes, und ich habe das nicht verdient.«
    »Es gibt viel Geheimnisvolles im Geschehen, Eriksen, wollen wir dankbar dafür sein, auch ohne alles zu begreifen.«
    »Ich bin, weiß Gott, dankbar«, sagte Eriksen, »aber glauben Sie wirklich, daß diese Kröte mein Kind geheilt hat? Solch ein armes, schwaches Geschöpf, und doch muß es irgendwie seine Richtigkeit damit haben.«
    »Sie müssen sich denken, daß alle Kröten von einem gemeinsamen Geist belebt sind, und daß dieser Geist stark sein muß, können Sie sich wohl vorstellen. Er steht der einzelnen Kröte so nahe, als er selber Gott nahe ist, denn Gott ist in ihm und in der angstvollen Kröte von gestern.«
    »Wir sind schwache und unwissende Menschen, Herr Johannes, aber so schlecht sind wir nicht, daß wir nicht an Gott und an Wunder glaubten. Dies ist ein Wunder. Gott sei es gedankt, daß ich es erlebt habe. Das Leben ist hart und schwer – was wäre es, wenn keine Wunder geschehen würden? Ich will auch allen Leuten in Halmar vom Wunder der Kröte erzählen. Ich weiß es, daß sie mir glauben werden, denn die Menschen in Halmar wissen wenig, aber sie glauben viel. Nur Pastor Haller glaubt nicht an Wunder. Er sagt, das wären bloß so Geschichten, und die Hauptsache sei, daß wir Christus nachleben. Aber wir wollen an Wunder glauben, Herr Johannes, für uns sind all die modernen Sachen nichts. Mit ihnen können wir nicht durchs Leben kommen. Wir wollen es auch schon lange dem Pastor sagen, daß wir sein neues Zeug nicht in Halmar brauchen können. Ja, gewiß, gerade jetzt werden wir ihm das sagen, und ich zuerst, der ich das Wunder der Kröte erlebt habe.«
    Eriksen hatte sich in Eifer gesprochen, und es war schon richtig, daß die Stimme von Halmar aus ihm redete. Johannes Wanderer wußte das gut.
    »Sie haben ja recht, Eriksen«, sagte er freundlich, »aber wollen Sie nicht ein wenig geduldiger sein und warten, bis der Pastor von Halmar selber ein Wunder erlebt? Ich kann mir denken, daß es so besser und friedlicher wäre.«
    »Ich will sehen, was er zu dem Wunder der Kröte sagt«, meinte Eriksen hartnäckig.
    Johannes Wanderer ging, und Eriksen erzählte allen Leuten in Halmar vom Wunder der Kröte. Die Menschen glaubten ihm, und seit diesem Tage hatten die Tiere in Halmar es besser als zuvor.
    So wirkte das Wunder der

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