Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Lichter der kleinen Veronika

Die drei Lichter der kleinen Veronika

Titel: Die drei Lichter der kleinen Veronika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kyber
Vom Netzwerk:
mein Papagei sagt. Sie erinnern mich also doch an meinen Papagei, Herr Johannes.«
    »Das gleiche sagen manche von Ihnen selbst Herr Doktor«, meinte Johannes Wanderer, »mir persönlich ist auch dieser Vergleich in keiner Weise unangenehm. Ich habe Ihren Papagei sehr gerne.«
    »So?« schnappte Doktor Gallus, »sagen die Leute das? Recht haben sie. Mein Papagei ist klüger, als alle Leute von Halmar zusammengenommen. Aber jetzt muß ich gehn, meine Kranken rufen mich. Es tut mir leid, aber das sind die unwägbaren Kräfte, mit denen ich rechnen muß. Wollen wir hoffen, daß sie sich in heilende Kräfte umsetzen.«
    Doktor Gallus verabschiedete sich, und Johannes Wanderer begleitete ihn hinaus.
    »Dieser Pastor Haller mit seiner Moralgrammatik ist ein Kamel«, knurrte Doktor Gallus bösartig, »er soll doch froh sein, daß die Leute hier noch an Wunder glauben, denn wenn sich Halmar an ihn gewöhnen soll, so kann das auch nur durch ein Wunder geschehen.«
    »Er ordiniert eben, ohne zu heilen«, sagte Johannes Wanderer, »das ist heute üblich, weil man die unwägbaren Kräfte nicht mehr kennt.«
    Doktor Gallus wollte gerne noch eine bissige Bemerkung machen, aber er stieß in der Türe mit Baron Bombe zusammen und empfahl sich eiligst.
    Baron Bombes ganzes Wesen war derb und ländlich. Er warf einen abweisenden Blick auf Mutzeputz, der ihm seinerseits sofort den Rücken kehrte und sich zurückzog. Laute Leute waren seinem Kulturempfinden ekelhaft. Baron Bombe trat in den Saal und begrüßte alle strahlend. Seine kleinen himmelblauen Augen hatten Ulla Uhlberg entdeckt, für die er eine jedem sichtbare Liebe zur Schau trug.
    »Gut, daß mir die Katze draußen nicht über den Weg gelaufen ist. Ich kann Katzen nicht leiden. Hunde und Pferde sind etwas anderes. Ich bin für die Kraft. Sie nicht auch, mein gnädiges Fräulein?«
    Baron Bombe sprach bellend, wie es oft primitive Leute mit starkem Selbstgefühl tun.
    »Er hat Mutzeputz beleidigt«, sagte Veronika, »ich werde ihm nicht guten Tag sagen.«
    »Veronika«, flüsterte die Mutter ihr zu, »sei vernünftig, bitte, sonst mußt du hinaus.«
    Veronika zog sich in eine Ecke zurück, und glücklicherweise bemerkte Baron Bombe sie gar nicht.
    »Ich kann mich nur für die Kraft erwärmen, die fein und geschliffen ist«, meinte Ulla Uhlberg abwehrend, »darum liebe ich Katzen und kultivierte Menschen.«
    Veronika vergaß in diesem Augenblick, daß sie Ulla Uhlberg sonst eigentlich nicht sehr gern hatte. Baron Bombe verstand seine Abfuhr nur undeutlich, er lachte meckernd und etwas verlegen. Tante Mariechen schenkte ihm Kaffee ein und versorgte ihn so ausgiebig mit Kuchen, daß er noch lange davon hätte leben können.
    »Wir sprachen gerade von den Leuten in Halmar und ihrem Aberglauben«, äußerte Regine vermittelnd, um das gefährliche Gespräch über die Kultur von Katzen und Menschen in andere Bahnen zu lenken. Das Wunder der Kröte erschien ihr auch keineswegs abgeschlossen. Sie neigte dazu, es nicht in der Weise gelten zu lassen, wie Johannes es tat. Klar war es ihr freilich auch nicht, und sie schwankte, wie meist, in ihrer Meinung.
    »Aberglauben? Großartig!« rief Baron Bombe, »hier glauben die Leute alles, was man will. Eine ideale Pfarre für Sie, Herr Pastor, nicht wahr?«
    Baron Bombe sah Pastor Haller mit herzlichem Wohlwollen an.
    »Das nun gerade nicht«, meinte Pastor Haller mit gekniffener Miene, »ich kann mich durchaus nicht mit der Gesinnung der Leute hier abfinden, und ich denke ernstlich daran, mich in eine große Stadt versetzen zu lassen, wo man zeitgemäßer empfindet.«
    »Ach«, sagte Baron Bombe, »es ist doch reizend hier.«
    »Es ist auch eine Gegenströmung gegen meinen Mann in Halmar«, ergänzte Frau Haller bedrückt.
    »Ja«, sagte Pastor Haller gereizt, »man will mich morgen in dieser Sache besuchen, eine Art Kirchenrat, vermute ich. Aber ich denke nicht daran, den Leuten ihren Unsinn auch noch zu sanktionieren. Ich will ihnen einfach erklären, daß ich es satt habe und gehn werde.«
    »Aber, Haraldchen«, beschwichtigte Frau Haller.
    Tante Mariechen reichte ihm die Kuchenschüssel hinüber, und Baron Bombe wollte sie höflich dabei unterstützen. Bei diesem Versuch geriet die Kaffeetasse in seiner Hand ins Wanken und ergoß sich rettungslos über ihn. Baron Bombe war groß und breit, und auf seiner weißen Weste fand der Kaffee die weitesten Möglichkeiten. Regine und Tante Mariechen kamen ihm zu Hilfe.
    »Mutzeputz hat sich noch

Weitere Kostenlose Bücher