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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Tréville ab, dessen Treppe er mit ein paar Sätzen hinaufsprang. Diesmal war er willens, mit nichts hinterm Berge zu halten, in der Hoffnung, in Herrn von Tréville, der die Königin ja fast täglich sah, einen Fürsprecher für die arme Frau Bonacieux zu finden. Herr von Tréville hörte ihm mit so gespannter Aufmerksamkeit und solchem Ernst zu, daß
    d'Artagnan sehr bald erkannte, daß dieser in dem Abenteuer etwas ganz anderes sah als eine bloße Liebesaffäre. »Das riecht ja auf eine ganze Meile nach dem Kardinal«, sagte er, als d'Artagnan geendet hatte, »ich kann Ihnen bloß wiederholen: verlassen Sie so schnell wie möglich Paris! Ich will der Königin, sobald ich sie sehe, alles wiedersagen, was ich von Ihnen gehört habe; vielleicht weiß sie noch gar nichts davon, daß die Frau überfallen worden ist. Vielleicht kann ich Ihnen, wenn Sie wiederkommen, erfreulichere Kunde geben. Verlassen dürfen Sie sich auf mich, wie immer.«
    D'Artagnan wußte, daß Herr von Tréville niemals zuviel versprach und immer hielt, was er versprach, und so
    verabschiedete er sich dankerfüllten Herzens, um sich in die Rue de Fossoyeurs zu begeben, wo er schon von weitem Herrn Bonacieux im Schlafrock vor seiner Haustür auf und ab
    schreiten sah. Eingedenk der Worte, die sein Page über den Duckmäuser geäußert, faßte er ihn schärfer ins Auge, als es sonst seine Gewohnheit war, und es kam ihm so vor, als ob der widerwärtige Patron die häßlichste Maske trüge, die ein Mensch aufsetzen könnte... Von Ekel erfüllt, wollte er achtlos an ihm vorbeigehen; der Krämer aber rief ihn, wie tags zuvor, mit hämischer Miene an... »Ei, ei, junger Herr, Sie kommen wohl aus dem Mummenschanz gar nicht mehr heraus? Sie stellen ja die ganze menschliche Ordnung auf den Kopf! Um sieben Uhr, wenn andere ausgeschlafen haben, lassen Sie sich erst zu Hause
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    sehen? Teufel! Sie treiben's wirklich gut!« – »Ihnen kann man so etwas freilich nicht nachreden, Meister Bonacieux, denn Sie sind ja ein Muster von Solidität! Sie haben ja auch ein so schmuckes, junges Frauchen! Was sollten Sie dem Glück
    nachrennen? Ihnen kommt's ja, wenn Sie es nicht schon zu Hause haben, täglich ins Haus gerannt!«
    Bonacieux wurde leichenblaß, und ein häßliches Grinsen trat auf sein Gesicht... »Ah, ah!« rief er, »Sie sind ein lustiger Kumpan! Aber wo, zum Teufel, haben Sie denn in dieser Nacht gesteckt, junger Freund? Wohl nicht auf den saubersten Seitenwegen?«
    D'Artagnan warf erst jetzt einen Blick auf seine Stiefel und sah nun, daß sie bis oben hinauf mit Schmutz bespritzt waren; seine Blicke wanderten von seinen Stiefeln zu den Gamaschen und Schuhen seines Wirtes hinüber und er sah nun, daß diese nicht viel anders aussahen, daß zwischen seinem und seines Wirtes Schmutz eine höchst merkwürdige Ähnlichkeit in
    Beschaffenheit und Farbe zu bestehen schien. Da schoß ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, daß der dicke kleine Mann in ärmlicher Tracht, von dem der Greis in der Hütte hinterm Gartenhaus in Saint-Cloud gesprochen hatte, kein anderer sein mochte, als Herr Bonacieux selbst! Da packte d'Artagnan eine wahnsinnige Wut, diesem Duckmäuser an die Gurgel zu springen und ihm den Hals umzudrehen. Er war jedoch ein kluger Mensch, und so hielt er an sich. Aber in seinem Gesicht hatte sich doch eine so blitzgeschwinde Veränderung vollzogen, daß Bonacieux vor Schreck ein paar Schritte zurückweichen wollte. Er stand aber gerade mit dem Rücken gegen das Haustor gelehnt, und dieses wuchtige
    Hindernis zwang ihn, auf dem Platz zu bleiben, den er
    innehatte...
    »Beliebt's zu spaßen, Herr?« erwiderte d'Artagnan. »Wenn meinen Stiefeln der Putzlappen gut tut, so Ihren Schuhen, scheint's, die Bürste! Sie sind in letzter Nacht vielleicht auch
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    mal unsolid gewesen, Herr Wirt? Teufel auch, bei einem Herrn von Ihrem Alter, der obendrein ein so schmuckes Frauchen hat, wäre das eine unverzeihliche Missetat!« – »Du meine Zeit!«
    antwortete Bonacieux, »ich bin gestern drüben in Saint-Mandé gewesen, um ein Dienstmädchen zu mieten. Es geht bei mir nicht mehr ohne Hilfe. Die Wege dorthinaus waren grundlos.
    Kein Wunder, daß ich mir schmutzige Schuhe geholt habe!«
    Da Saint-Mandé in der entgegengesetzten Richtung von Saint-Cloud lag, schöpfte d'Artagnan aus dieser Angabe des Krämers neuen Verdacht, daß der »kleine, dicke Mann« wirklich kein anderer als Bonacieux selbst gewesen sei. Um sich Gewißheit darüber zu

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