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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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am vorteilhaftesten kleidete. Monsieur und die anderen Herren erschienen in gleichen Kostümen. Der Kardinal näherte sich jetzt dem König und überreichte ihm eine
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    kleine Schatulle. Der König klappte den Deckel auf und erblickte zwei Diamantknöpfe darin... »Was soll das bedeuten?«
    fragte er den Kardinal. – »Nichts«, antwortete dieser, »nur möchte ich bitten, wenn die Königin tatsächlich mit den Knöpfen erscheint, was ich noch bezweifle, sie zu zählen und dann an Ihre Majestät die Frage zu richten, wer ihr wohl diese beiden gestohlen haben könnte.«
    Der König betrachtete den Kardinal, als wenn er ihm noch eine Frage steilen wollte; aber es blieb ihm keine Zeit dazu. Ein Ausruf der Bewunderung hallte im ganzen Saal wider: erschien der König als der erste Edelmann seines Landes, so gehörte der Königin unstreitig der Ruhm der schönsten Frau Frankreichs.
    Das Kostüm einer Jägerin, in dem auch sie erschien, kleidete sie in der Tat vorzüglich; sie trug einen Filzhut mit blauen Federn, einen Surtout aus perlgrauem Samt, mit Diamantagraffen geschlossen, und eine Robe aus blauem Satin, mit
    Silberstickerei. Auf ihrer linken Schulter funkelten die durch eine Bandschleife von gleicher Farbe wie Federn und Robe gehaltenen Diamantknöpfe.
    Der König bebte vor Freude, der Kardinal vor Zorn. Da sie beide ziemlich fern von der Königin ihren Platz hatten, war es keinem von ihnen möglich, die Zahl der Knöpfe zu zählen; doch die Königin hatte sie; aber – waren es zwölf oder nur zehn?... In diesem Augenblick gaben die Pfeifer das Signal zum Beginn des Balletts. Der König reichte der Gemahlin des Stadtoberha uptes den Arm, Monsieur der Königin. Die Paare stellten sich auf, und das Ballett nahm seinen Anfang. Der König tanzte gegenüber der Königin, und jedesmal, wenn er an ihr vorbeiglitt, verschlang er die Diamantknöpfe mit den Augen, da es ihm nicht gelingen wollte, ihre Zahl festzustellen. Auf die Stirn des Kardinals trat kalter Schweiß. Das Ballett dauerte eine ganze Stunde, denn es setzte sich aus dreizehn Figuren zusammen. Als endlich jeder Tänzer seine Dame wieder auf ihren Platz geführt hatte, nützte der König das ihm zustehende Privilegium, seine
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    Dame auf dem Platz zu verlassen, wo der Tanz geendigt hatte, und trat lebhaft auf die Königin zu.
    »Ich danke Ihnen, Madame«, sprach er, »für die Geneigtheit, meinen Wünschen nachzukommen, glaube aber, es fehlen zwei von den Knöpfen, und diese bringe ich Ihnen hier.« – Bei diesen Worten reichte er der Königin die beiden Knöpfe, die ihm der Kardinal zugestellt hatte. – »Wie, Sire«, rief die junge Königin, die Erstaunte spielend. »Sie machen mir noch zwei solcher kostbaren Knöpfe zum Geschenk? Aber dann besitze ich ihrer ja vierzehn?« – Und wirklich zählte der König jetzt auf der Schulter Ihrer Majestät ein volles Dutzend. »Oho, Herr Kardinal«, rief der König in strengem Ton, »was hat das zu bedeuten?« – »Nichts weiter«, antwortete dieser, »als daß ich wünschte, Ihre Majestät nähme die beiden Knöpfe huldvollst entgegen, und daß ich zu diesem Mittel gegriffen habe, weil ich selbst nicht wagte, sie anzubieten.« – »Und ich bin Eurer Eminenz«, erwiderte Anna von Österreic h mit feinem Lächeln, das dem Kardinal verriet, daß sie sich durch seine galanten Worte nicht irreführen ließ, »um so dankbarer dafür, als diese beiden Knöpfe Sie wohl ebenso teuer zu stehen kommen wie Seine Majestät das ganze Dutzend.«
    Die Königin verneigte sich vor dem König und dem Kardinal und verfügte sich wieder in ihr Kabinett, um ihre Garderobe zu wechseln.
    Ihren unerhörten Triumph über den Kardinal verdankte Anna von Österreich dem jungen Mann, der, verwirrt und unbeachtet, unter der vor den Saaltüren sich stauenden Menge verloren, dem nur vier Personen – dem König, der Königin, Seiner Eminenz und ihm – verständlichen Auftritt zusah.
    Die Königin war wieder in ihr Gemach getreten, und
    d'Artagnan wollte eben den Saal verlassen, als er sich leicht an der Schulter berührt fühlte. Er drehte sich um und sah eine junge Frau, die ihm zu verstehen gab, daß er ihr folgen solle. Sie trug einen schwarzen Domino vor dem Gesicht, aber d'Artagnan
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    erkannte trotz dieser Vorsicht auf der Stelle seine gewöhnliche Führerin, die flinke, geistvolle Frau Bonacieux. Am Abend vorher hatten sie einander bei dem Schweizer Germain, wohin d'Artagnan sie hatte rufen lassen, kaum gesehen. Sie hatte

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