Die drei Musketiere
werden Sie doch wohl nicht ausschlagen, zumal Sie die Tiere ja nehmen, um damit gegen uns in den Krieg zu ziehen. Der Zweck heiligt die Mittel, wie Ihr Franzosen sagt. Nicht wahr?« –
»Allerdings, Mylord! und daraufhin nehme ich die Pferde.
Wenn es Gott gefällt, wollen wir davon recht guten Gebrauch machen.« – »Und nun Ihre Hand, junger Mann! Vielleicht treffen wir uns bald auf dem Felde der Ehre? Bis dahin wollen wir gute Freunde zusammen bleiben, nicht wahr?« – »Gewiß, Mylord, in der Hoffnung, recht bald Feinde zu werden.«
D'Artagnan grüßte den Herzog und begab sich rasch nach dem Hafen. Dem Tower gegenüber fand er das bezeichnete Schiff, übergab seinen Brief dem Kapitän, der ihn vom
Hafenkommandanten visieren ließ, und ging sogleich unter Segel. Etwa fünfzig Schiffe lagen zur Ausfahrt bereit. An Bord des einen meinte d'Artagnan im Vorbeifahren die Dame von Meung zu erkennen, dieselbe, die der unbekannte Edelmann mit Mylady angeredet hatte, und die ihm, d'Artagnan, als solche erhabene Schönheit erschienen war. Aber dank der Strömung und dem guten Wind machte sein Schiff so flotte Fahrt, daß er nach einer kurzen Weile schon außer Sicht war. Am Tage darauf, gegen neun Uhr früh, wurde in Saint-Valéry vor Anker gegangen. Die ihm bezeichnete Herberge hatte d'Artagnan rasch erkannt. D'Artagnan sagte dem Wirt die Parole »Vorwärts«.
Sogleich winkte dieser ihm zu folgen, und führte ihn in den
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Stall, wo ein Pferd fix und fertig angeschirrt stand. Der Wirt fragte, ob er noch weitere Wünsche habe. – »Den Weg müßt Ihr mir nennen«, antwortete d'Artagnan, »sonst brauche ich nichts.«
»Ihr Weg geht von hier nach Blangy, von Blangy nach
Neufchâtel. Dort steigen Sie in der Goldenen Egge ab, sagen dem Wirt die Parole, wie mir, und Sie werden wie hier ein gesatteltes Pferd finden.« – »Bin ich Ihnen etwas schuldig?« –
»Nichts. Es ist schon alles beglichen, und reichlich. Reisen Sie mit Gott!«
Vier Stunden später war er in Neufchâtel. Dort trug sich alles zu wie in Saint-Valéry. Nur fand er das Pferd nicht bloß gesattelt, sondern auch Pistolen in den Halftern... »Ihre Pariser Adresse?« fragte der Neufchâteler Wirt. – »Gardenkaserne, Kompanie Des Essarts.« – »Schön«, antwortete der Wirt. –
»Welche Richtung habe ich einzuschlagen?« fragte d'Artagnan.
– »Die Straße nach Rouen entlang, die Stadt aber lassen Sie rechts liegen. In dem kleinen Dorf Ecuis wollen Sie wieder halten. Es gibt dort bloß das Wirtshaus Zum Edu, nach seinem Äußern dürfen Sie nicht gehen. Sie finden dort schon, was Sie brauchen, ein frisches Pferd und so weiter.« – »Die gleiche Parole?« – »Gewiß! Glückliche Reise, Herr Edelmann!
Brauchen Sie sonst noch etwas?«
D'Artagnan schüttelte den Kopf, gab seinem Pferd die Sporen, fand in Ecuis dieselbe Unterkunft, dieselbe Auskunft, dieselbe Versorgung, erreichte Pontoise, bestieg zum letztenmal ein frisches Pferd und galoppierte um neun Uhr in den Hof des Palastes Tréville. In zwölf Stunden hatte er beinahe sechzig Meilen geritten. Herr von Tréville hieß ihn willkommen, als hätte er ihn erst am Morgen gesehen; bloß drückte er ihm die Hand ein wenig wärmer als sonst und entließ ihn mit dem Bescheid, daß die Kompanie Des Essarts im Louvre die Wache hätte, und daß er sich gleich auf seinen Posten dorthin begeben könne.
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Das Ballett der Merlaison – Das
Stelldichein
Am andern Tage war in Paris von nichts anderm die Rede, als von dem zu Ehren des Königspaares veranstalteten
Stadtschöffenball, auf dem Ihre Majestäten das berühmte Merlaisonballett, des Königs Lieblingstanz, aufführen sollten.
Seit acht Tagen war das ganze Rathaus auf den Beinen, um die nötigen Zurüstungen rechtzeitig zu treffen. Der Stadtbaumeister schlug die Tribünen auf, die als Sitze für die Damenwelt bestimmt waren. Die Krämerzunft hatte zweihundert
Wachskerzen für die Beleuchtung der Säle gestiftet, für die damalige Zeit ein unerhörter Luxus. Aus dem Stadtbläserkorps waren zwanzig Mann für den doppelten Tagelohn geworben worden, um die Nacht über aufzuspielen.
Früh um zehn Uhr kam der Königsgardenfähnrich de la Coste mit zwei Korporalen und einem Kommando der Leib-Bogenschützen, um vom Stadtschreiber Clément die Schlüssel zu allen Türen und Toren und Amtsräumen des Rathauses zu fordern. Um elf Uhr kam der Gardenkapitän du Hallier an der Spitze eines Korps von fünfzig Leib-Bogenschützen, um alle Tore
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