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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sagte d’Artagnan, »ja, wenn es geschehen soll, um sie zu rächen, so bin ich bereit, dir zu folgen.«
    Athos benutzte diesen Augenblick der Kraft, den die Hoffnung auf Rache seinem unglücklichen Freund wieder verlieh, und machte Porthos und Aramis ein Zeichen, die Äbtissin zu holen.
    Die Freunde trafen sie im Flur völlig verwirrt von so vielen Ereignissen. Sie rief einige Nonnen, die gegen alle klösterlichen Gebräuche vor den fünf Männern erschienen.
    »Madame«, sagte Athos, indem er d’Artagnan beim Arm nahm, »wir überlassen Eurer frommen Sorge den Leib dieser unglücklichen Frau. Sie war ein Engel auf Erden, ehe sie ein Engel im Himmel wurde. Tut mit ihr, als wäre sie eine von Euren Schwestern, wir werden eines Tages wiederkehren, um an ihrem Grab zu beten.«
    D’Artagnan barg sein Antlitz an der Brust seines Freundes und brach abermals in Schluchzen aus.
    »Weine«, sagte Athos, »weine, Herz voll Liebe, Jugend und 264
    Leben! Ach, ich wünschte, wie du weinen zu können.«
    Und er zog seinen Freund fort, zärtlich wie ein Vater, tröstend wie ein Priester, groß wie ein Mann, der viel gelitten hat. Alle fünf begaben sich nun mit ihren Bedienten, die ihre Pferde am Zügel führten, nach der Stadt Bethune und hielten vor der ersten Herberge an, die sie erblickten.
    »Aber verfolgen wir denn diese Frau nicht?« fragte
    d’Artagnan. – »Später, ich habe Maßregeln getroffen.« – »Sie wird uns entkommen, Athos, und das ist deine Schuld.« – »Ich stehe für sie.«
    D’Artagnan hatte ein solches Zutrauen zu dem Wort seines Freundes, daß er sein Haupt neigte und ohne eine weitere Silbe in die Herberge trat.
    »Nun, Messieurs«, sagte Athos, nachdem er sich überzeugt hatte, daß fünf Zimmer im Hause frei waren, »nun wollen wir uns jeder in sein Zimmer zurückziehen. Für d’Artagnan ist es ein Bedürfnis, allein zu weinen, und für euch, zu schlafen. Seid ruhig, ich nehme alles auf mich.«
    »Es scheint mir jedoch«, erwiderte Lord Winter, »daß es mich angeht, wenn Maßregeln gegen Mylady zu treffen sind, denn sie ist meine Schwägerin.« – »Aber meine Frau«, sagte Athos.
    D’Artagnan bebte, denn er begriff, daß Athos seiner Rache sicher war, da er sein Geheimnis enthüllte. Porthos und Aramis schauten sich erbleichend an, Lord Winter glaubte, Athos sei verrückt.
    »Zieht euch nun zurück«, sagte Athos, »und laßt mich machen. Ihr seht wohl, daß die Sache mich als Gatten angeht.
    Nun gebt mir das Papier, d’Artagnan, wenn Ihr es nicht verloren habt, das aus dem Hut jenes Mannes gefallen ist, und worauf der Name der Stadt geschrieben steht.« – »Ah!« rief d’Artagnan,
    »ich begreife, der von ihrer Hand geschriebene Name …« – »Du siehst wohl«, sagte Athos, »daß es einen Gott im Himmel gibt!«

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    Athos ging als letzter in sein Zimmer, bat den Wirt, ihm eine Karte von der Gegend zu verschaffen, beugte sich darüber, betrachtete sie aufmerksam, fand, daß vier verschiedene Wege von Bethune nach Armentieres führten, und ließ die Bedienten rufen. Planchet, Grimaud, Mousqueton und Bazin erschienen und erhielten klare, genaue und ernste Befehle. Jeder sollte sich mit Tagesanbruch auf einem andern Weg nach Armentieres begeben.
    Athos schickte die Bedienten voraus, einmal weil er ihnen Vertrauen schenkte und bei jedem von ihnen besondere und wesentliche, wertvolle Eigenschaften erkannt hatte, und dann, weil Bediente, wenn sie sic h nach etwas erkundigen, bei den Bauern weniger Mißtrauen erwecken als ihre Herren. Auch kannte Mylady die Herren, aber die Knechte nicht. Alle vier sollten sich am andern Tag um elf Uhr an einem bestimmten Orte einfinden. Wenn sie den Aufenthalt Myladys entdeckt hätten, sollten drei zu ihrer Bewachung zurückbleiben, der vierte aber wieder nach Bethune kommen, um Athos Mitteilung zu machen und den vier Freunden als Führer dienen. Als diese Anordnungen getroffen waren, gingen auch die Bedienten schlafen. Jetzt erhob sich Athos von seinem Stuhl, nahm seinen Degen, hüllte sich in seinen Mantel und verließ die Herberge. Es war zehn Uhr, wo man in der Provinz nur wenige Menschen auf den Straßen sieht. Als er die Ecke einer Straße erreicht hatte, sah er ein kleines, einsam gelegenes düsteres Haus.
    Athos ging rings um das Haus, ehe er die Tür unter der roten Farbe unterscheiden konnte, mit der es angestrichen war. Kein Licht schien durch die Spalten der Fensterläden, kein Geräusch ließ vermuten, daß es bewohnt wurde, es war stumm

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