Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
rächen! …«
    »Ihr seid kein Weib«, sagte Athos kalt, »Ihr gehört nicht dem Menschengeschlecht an, Ihr seid ein der Hölle entsprungener Teufel, den wir wieder dahin zurückschicken.«
    »Oh, meine tugendhaften Herren«, sagte Mylady, »gebt wohl acht, daß, wer von Euch ein Haar von meinem Haupt berührt, nicht auch ein Mörder ist.«
    »Der Henker kann töten, ohne darum ein Mörder zu sein, Madame«, sagte der Rotmantel und klopfte dabei an sein breites Schwert. »Er ist der Nachrichter, der letzte Richter.«
    »Wenn ich schuldig bin, wenn ich die Verbrechen begangen habe, deren Ihr mich bezichtigt«, heulte Mylady, »so führt mich vor ein Tribunal. Ihr seid nicht die Richter, die mich verdammen können. Ich will nicht sterben«, rief sie.
    »Die Frau, die Ihr in Bethune vergiftet habt, war noch jünger als Ihr, und ist dennoch gestorben«, sagte d’Artagnan.
    »Ich werde in ein Kloster eintreten, ich werde den Schleier nehmen«, rief Mylady.
    »Ihr wart in einem Kloster«, sagte der Henker, »und Ihr habt es verlassen, um meinen Bruder zu verderben.«
    Mylady stieß abermals einen Angstschrei aus und fiel auf die Knie. Der Henker hob sie bei den Armen auf und wollte sie nach 279
    dem Nachen tragen.
    »O mein Gott, mein Gott!« rief sie. »Wollt Ihr mich denn ertränken?«
    Dieses Geschrei hatte etwas so Herzzerreißendes, daß d’Artagnan, der zuerst ihr erbittertster Verfolger war, sich auf einen Baumstumpf niederließ, das Haupt neigte und die Ohren mit seinen Händen zuhielt.
    »Oh! Ich kann dieses furchtbare Schauspiel nicht ansehen«, sagte er, »ich kann nicht zugeben, daß diese Frau so stirbt.«
    Mylady hatte die letzten Worte gehört und glaubte wieder einen Hoffnungsschimmer zu sehen.
    »D’Artagnan! D’Artagnan!« rief sie, »erinnerst du dich, daß ich dich geliebt habe?«
    Der junge Mann stand auf und machte einen Schritt auf sie zu.
    Athos stand ebenfalls auf und stellte sich ihm in den Weg.
    »Wenn Ihr noch einen Schritt macht, d’Artagnan«, sagte er,
    »so mögen sich unsere Schwerter kreuzen.«
    D’Artagnan fiel auf die Knie und betete.
    »Auf!« fuhr Athos fort, »Henker, tu deine Pflicht!«
    »Gern, Monsieur«, antwortete der Henker, »denn so wahr ich ein guter Katholik bin, glaube ich, daß ich gerecht handle, wenn ich diese Frau richte.«
    Athos trat näher zu Mylady und sagte:
    »Ich vergebe Euch das Böse, daß Ihr mir zugefügt habt, ich vergebe Euch meine zertrümmerte Zukunft, meine verlorene Ehre, meine befleckte Liebe und mein für immer zugrunde gerichtetes Glück. Sterbt in Frieden!«
    Lord Winter kam ebenfalls heran und sagte:
    »Ich vergebe Euch die Vergiftung meines Bruders, die Ermordung Lord Buckinghams, ich vergebe Euch den Tod des armen Feiton, ich vergebe Euch, was Ihr gegen meine Person versucht habt. Sterbt in Frieden!«

    280
    »Was mich betrifft«, sagte d’Artagnan, »so vergebt mir, Madame, daß ich durch einen eines Edelmannes unwürdigen Betrug Euren Zorn hervorgerufen habe, und dagegen vergebe ich Euch die Ermordung meiner armen Freundin und die grausame Rache, die Ihr an mir genommen habt. Sterbt in Frieden!«
    »Ich bin verloren!« murmelte Mylady, »ich muß sterben!«
    Dann erhob sie sich und warf einen jener leuchtenden Blicke um sich, die aus einem Flammenmeer zu tauchen schienen. Sie sah nur Feinde um sich.
    »Wo soll ich sterben?« fragte sie.
    »Auf dem andern Ufer«, antwortete der Henker.
    Dann ließ er sie in seine Barke steigen.
    Der Nachen entfernte sich nach dem linken Ufer der Lys, die Schuldige und den Nachrichter mit sich tragend. Die anderen blieben auf dem rechten Ufer und waren niedergekniet.
    Langsam glitt der Nachen am Seil der Fähre entlang unter dem Widerschein einer bleichen Wolke, die in diesem Augenblick über dem Wasser schwebte. Man sah ihn am andern Ufer landen. Die Personen zeichneten sich schwarz am rötlichen Horizont ab. Mylady hatte während der Überfahrt den Strick an ihren Füßen loszumachen gewußt. Als sie sich nahe am Ufer befand, sprang sie leicht auf den Boden und ergriff die Flucht.
    Aber der Boden war feucht, oben auf der Böschung glitt sie aus und fiel auf die Knie; sie fühlte, daß der Himmel ihr seinen Beistand versagte, und verharrte, gebeugten Hauptes und mit gefalteten Händen in der Stellung, in der sie sich befand.
    Da sah man vom andern Ufer den Henker langsam seine Arme erheben, ein Strahl des Mondes spiegelte sich auf der Klinge seines breiten Schwertes. Die Arme fielen nieder, man hörte

Weitere Kostenlose Bücher