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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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um so lieber«, fügte Rochefort hinzu, »als ich meine Reise fortsetzen muß.«
    »Geschieht dies, um Mylady aufzusuchen?« fragte Athos kalt,
    »so bemüht Euch nicht, Ihr werdet sie nicht finden.«
    »Was ist denn aus ihr geworden?« fragte Rochefort heftig.
    »Kommt in das Lager zurück, und Ihr sollt es erfahren.«
    Man setzte sich in Marsch und erreichte am andern Tag um drei Uhr nachmittags Surgères. Der Kardinal erwartete hier Ludwig XIII. Der Minister und der König sagten sich viel Schmeichelhaftes und Liebevolles und beglückwünschten sich zu dem glücklichen Zufall, der Frankreich von dem erbitterten, ganz Europa aufwiegelnden Feind befreit hatte.
    Sobald dies geschehen war, verabschiedete sich der Kardinal, der durch Rochefort von d’Artagnans Ankunft unterrichtet worden war und diesen sogleich vernehmen wollte, von dem König, nachdem er ihn eingeladen hatte, am andern Tag die vollendeten Dammarbeiten zu besichtigen. Als der Kardinal am 284
    Abend nach seinem Quartier am Pont de Pierre zurückkam, fand er d’Artagnan ohne Degen und die drei Musketiere wohl bewaffnet vor dem Haus, das er bewohnte. Da er ihnen diesmal an Kräften überlegen war, wies seine Miene kein Wohlwollen auf, und er gab d’Artagnan nur kurz ein Zeichen, ihm zu folgen.
    »Wir warten auf dich, d’Artagnan«, sagte Athos, laut genug, daß es der Kardinal hören konnte.
    D’Artagnan trat hinter dem Kardinal, Rochefort hinter d’Artagnan ein. Die Tür wurde bewacht. Seine Eminenz begab sich in das Zimmer, das als Arbeitskabinett diente. D’Artagnan blieb allein bei dem Kardinal. Es war seine zweite
    Zusammenkunft mit Richelieu, und er gestand später, er sei überzeugt gewesen, daß es seine letzte sein würde. Richelieu blieb neben dem Kamin stehen, so daß sich zwischen ihm und d’Artagnan ein Tisch befand.
    »Ihr seid auf meinen Befehl verhaftet worden«, sagte der Kardinal. – »Man hat es mir gesagt, Monseigneur.« – »Wißt Ihr, warum?« – »Nein, Monseigneur, denn die einzige Sache, deretwegen ich verhaftet werden könnte, ist Eurer Eminenz noch unbekannt.«
    Richelieu schaute den jungen Mann fest an und rief:
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Wenn mich Monseigneur zuerst über die Verbrechen
    aufklären will, die man mir zur Last legt, so werde ich ihm sagen, was ich getan habe.«
    »Man legt Euch Verbrechen zur Last, die schon höhere Häupter, als das Eurige, in den Sand gestreckt haben.«
    »Welche, Monseigneur?« fragte d’Artagnan mit einer Ruhe, die den Kardinal in Erstaunen versetzte.
    »Man klagt Euch an, Ihr hättet mit den Feinden des
    Königreiches korrespondiert, man klagt Euch an, Ihr hättet Staatsgeheimnisse erlauscht, man klagt Euch an, Ihr hättet die Pläne Eures Generals zu vereiteln gesucht.«

    285
    »Und wer beschuldigt mich dessen, Monseigneur?« sagte d’Artagnan. »Ein vom Gericht gebrandmarktes Weib, ein Weib, das einen Mann in Frankreich und einen andern in England geheiratet, ein Weib, das seinen zweiten Gatten vergiftet und mich selbst zu töten versucht hat.«
    »Was sagt Ihr da!« rief der Kardinal voll Erstaunen, »von welchem Weib sprecht Ihr?«
    »Von Mylady, ja Lady Winter, deren Verbrechen Eure
    Eminenz ohne Zweifel nicht kannte, als sie sie mit ihrem Vertrauen beehrte.«
    »Monsieur«, sagte der Kardinal, »wenn Lady Winter die Verbrechen begangen hat, deren Ihr sie bezichtigt, so soll sie bestraft werden.« – »Sie ist bestraft.« – »Und wer hat sie bestraft?« – »Wir.« – »Sie ist im Gefängnis?« – »Sie ist tot.«
    »Tot!« wiederholte der Kardinal, der nicht an das glauben konnte, was er hörte. »Habt Ihr gesagt, sie sei tot?«
    »Zweimal versuchte sie, mich zu töten, und ich verzieh ihr, aber sie mordete eine Frau, die ich liebte. Dann nahmen meine Freunde und ich sie gefangen, hielten Gericht und verurteilten sie.«
    D’Artagnan erzählte nun von der Vergiftung der Madame Bonacieux, vom Gericht in dem einsamen Haus und der Hinrichtung am Ufer des Lys. Ein Schauer lief dem Kardinal durch den ganzen Leib, und doch schauerte der Kardinal sonst nicht so leicht. Aber als ob sich plötzlich ein stummer Gedanke seiner bemächtigt hätte, erhellte sich allmählich das bisher so düstere Antlitz des Kardinals, und er wurde vollkommen ruhig.
    »Ihr habt euch also«, sagte er mit einer Stimme, deren Weichheit in seltsamem Widerspruch zu der Strenge der Worte stand, »Ihr habt euch also zu Richtern aufgeworfen, ohne zu bedenken, daß, wer ohne Auftrag straft, ein

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