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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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meinetwegen die Mühe gemacht, über den Kanal zu fahren?« – »Nur Euretwegen.« –
    »Potztausend! Welche Zärtlichkeit, meine Liebe!« – »Bin ich denn nicht Eure nächste Verwandte?« fragte Mylady im Ton der rührendsten Naivität. – »Ja, sogar meine einzige Erbin, nicht wahr?« versetzte Lord Winter, indem er seine Augen fest auf Mylady heftete.
    So sehr Mylady sich auch zu beherrschen vermochte, so konnte sie sich doch eines Zitterns nicht erwehren, und da Lord Winter bei den letzten Worten seine Hand auf den Arm seiner Schwägerin gelegt hatte, so war ihm dieses Zittern nicht entgangen.
    Es war ein gut geführter Hieb, und er saß fest. Myladys erster Gedanke war, daß Kitty sie verraten und Lord Winter von ihrer dem Eigennutz entspringenden Abneigung gegen ihn erzählt hatte. Unklugerweise hatte sie vor ihrer Zofe aus dieser Abneigung kein Geheimnis gemacht.
    »Ich begreife nicht, Mylord«, sagte sie, um Zeit zu gewinnen und ihren Gegner zum Sprechen zu bringen. »Was sollen Eure Worte bedeuten? Liegt etwa ein geheimer Sinn darin?«
    »O mein Gott, nein. Ihr habt das Verlangen, mich zu sehen und kommt nach England. Ich erfahre von Eurem Wunsch oder vermute ihn vielmehr, und um Euch alle Unannehmlichkeiten zu ersparen, stelle ich Euch sogar einen Wagen zur Verfügung, der Euch abholt.«
    »Ich staune nur darüber, daß Ihr von meiner Ankunft benachrichtigt gewesen seid.«
    »Das ist doch die einfachste Sache, meine liebe Schwester. Ihr konntet wohl sehen, daß der Kapitän Eures kleinen Fahrzeuges, 161
    ehe er in der Reede einlief, um die Erlaubnis zur Hafeneinfahrt zu erlangen, ein Boot vorausschickte, der sein Logbuch und sein Mannschaftsregister überbrachte. Ich bin Hafenkommandant, und man übergab mir dieses Buch, in dem ich Euren Namen las.
    Mein Herz sagte mir, in welcher Absicht Ihr Euch den Beschwerden einer so gefährlichen Seefahrt aussetztet, und ich schickte meinen Kutter entgegen. Das weitere wißt Ihr.«
    Mylady sah wohl, daß Lord Winter die Unwahrheit sprach, und geriet darum nur noch mehr in Schrecken.
    »Ihr sagt also, Ihr kommt, um mich zu sehen?« – »Ja.« –
    »Nun wohl, ich antworte Euch, Ihr sollt nach Wunsch bedient werden, und wir werden uns jeden Tag sehen.« – »Soll ich also ewig hier bleiben?« fragte Mylady nicht ohne Schrecken. –
    »Wenn Euch diese Wohnung nicht genügt, meine Schwester, so verlangt, was Euch fehlt, und ich werde mich beeilen, es Euch geben zu lassen.« – »Ich habe meine Frauen, meine Leute nicht bei mir.« – »Ihr sollt das alles haben, Madame. Sagt mir, wie Euer erster Gatte Euer Haus eingerichtet hatte, und ich werde es, obgleich ich nur Euer Schwager bin, ebenso einrichten.« –
    »Mein erster Gatte!« rief Mylady und schaute Lord Winter mit verstörten Augen an. – »Ja, Euer französischer Gatte! Ich spreche nicht von meinem Bruder. Übrigens, wenn Ihr es vergessen habt, könnte ich ihm, da er noch lebt, schreiben, und er wird mir wohl Auskunft geben.«
    Ein kalter Schweiß perlte auf Myladys Stirn. »Ihr spottet«, sagte sie mit dumpfer Stimme. – »Sehe ich so aus?« fragte Lord Winter, indem er aufstand und einen Schritt zurückging. –
    »Oder vielmehr, Ihr beleidigt mich«, fuhr sie fort, indem sie mit ihren Händen krampfhaft die Arme des Lehnstuhls drückte und sich mit Mühe aus ihm zu erheben suchte. – »Euch beleidigen, ich?« sagte Lord Winter verächtlich. »In der Tat, Madame, glaubt Ihr, dies sei möglich?« – »Mylord, Ihr seid entweder betrunken oder wahnsinnig. Geht und schickt mir Eure Frauen.«
    – »Diese Frauen sind sehr neugierig, meine Schwester. Könnte 162
    nicht ich Euch als Zofe dienen? Auf diese Art blieben alle Geheimnisse in der Familie.« – »Unverschämter!« rief sie, und wie von einer Feder emporgeschnellt, sprang sie gegen Lord Winter, der sie ganz ruhig erwartete, obschon er mit einer Hand an seinen Degen griff. – »Ei, ei, ich weiß, daß Ihr die Gewo hnheit habt, die Leute zu ermorden, aber ich werde mich verteidigen, das sage ich Euch, und wäre es auch gegen Euch.«
    – » Oh! Ihr habt recht, Ihr kommt mir feig genug vor, um Hand an eine Frau zu legen.« – »Wenn dies geschähe, so wäre ich entschuldigt. Meine Hand wäre übrigens nicht die erste Männerhand, die Euch träfe, denke ich.«
    Lord Winter deutete mit einer langsamen, anklagenden Gebärde auf die linke Schulter Myladys, die er fast mit dem Finger berührte. Mylady stieß ein dumpfes Röcheln aus und wich bis in die

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