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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Ecke des Zimmers zurück, wie ein Panther, der sich zum Sprung bereit macht.
    »O brüllt, solange Ihr wollt«, rief Lord Winter, »aber versucht nicht zu beißen, denn ich sage Euch, das würde Euch schaden.
    Es gibt hier keine Prokuratoren, die die Erbfolge im voraus ordnen; es gibt hier keinen fahrenden Ritter, der der schönen Dame zuliebe, die ich gefangenhalte, mir Fehde ansagen würde, aber ich habe ganz in der Nähe Richter, die über eine Frau urteilen würden, die schamlos genug ist, durch eine Doppelehe in die Familie Lord Winters, meines älteren Bruders, einzudringen, und diese Richter würden Euch einem Henker überliefern, der Eure beiden Schultern gleichmacht.«
    Myladys Augen schleuderten so mächtige Blitze, daß Lord Winter, obgleich er ein Mann war und bewaffnet vor einer wehrlosen Frau stand, bis in die Tiefe seiner Seele kalte Furcht fühlte. Nichtsdestoweniger fuhr er mit wachsendem Grimm fort:
    »Ja, ich begreife, nachdem Ihr meinen Bruder beerbt habt, wäre es Euch angenehm gewesen, auch mich zu beerben. Aber wißt im voraus, Ihr könnt mich töten oder töten lassen, meine Vorsichtsmaßregeln sind getroffen. Nicht ein Penny von dem, 163
    was ich besitze, soll in Eure oder in Eures Sohnes Hände übergehen. Seid Ihr nicht reich, besitzt Ihr nicht fast eine halbe Million, und könntet Ihr nicht auf Eurem armseligen Pfad haltmachen, wenn Ihr nicht das Böse aus grenzenloser Lust verübtet? Oh, ich sage Euch, wenn mir das Andenken an meinen Bruder nicht heilig wäre, müßtet Ihr in einem Staatsgefängnis vermodern oder in Tyburn in des Henkers Hand die Neugierde der Matrosen befriedigen! Ich werde schweigen, aber Ihr müßt Eure Gefangenschaft ruhig ertragen. In vierzehn Tagen bis drei Wochen gehe ich mit dem Heer nach La Rochelle, doch am Vorabend meiner Abreise holt Euch ein Schiff, dessen Abfahrt ich noch beiwohnen werde, und das Euch nach unsern Kolonien im Süden führt, und seid unbesorgt, ich gebe Euch einen Gesellschafter, der Euch bei dem ersten Versuch, den Ihr wagt, um nach England oder auf den Kontinent zurückzukommen, über den Haufen schießt.«
    Mylady hörte ihn gespannt an, wobei sich ihre flammenden Augen immer mehr weiteten.
    »Vorläufig aber«, fuhr Lord Winter fort, »bleibt Ihr in diesem Schloß.«
    Als sich Mylady verraten sah, preßte sie sich die Nägel in das Fleisch, um jede Bewegung zu bewältigen, die ihren Zügen irgendeinen anderen Ausdruck als den des Schreckens hätte geben können.
    Lord Winter fuhr fort:
    »Den Offizier, der allein hier in meinem Namen
    kommandiert, habt Ihr gesehen und kennt ihn also bereits.«
    Er ging nach der Tür und riß sie auf.
    »Man rufe mir Leutnant Feiton!« sagte er. »Wartet noch ein wenig, und ich werde Euch ihm empfehlen.«
    Es herrschte einen Augenblick ein seltsames Schweigen zwischen den beiden Personen. Bald sah man im Schatten des Hausflurs eine menschliche Gestalt, und der junge Leutnant, mit 164
    dem wir bereits Bekanntschaft gemacht haben, erschien, die Befehle Lord Winters erwartend, auf der Schwelle.
    »Tretet ein, mein lieber John«, sagte Lord Winter, »tretet ein und schließt die Tür.« Der junge Offizier trat ein.
    »Schaut nun diese Frau an«, sagte der Lord, »sie ist jung, sie ist schön, alle Verführungsmittel der Welt stehen ihr zu Gebote.
    Hört wohl, sie ist ein Ungeheuer, das sich mit fünfundzwanzig Jahren so vieler Verbrechen schuldig gemacht hat, als Ihr in einem Jahr in den Archiven unserer Tribunale lesen könnt. Ihre Stimme ist einnehmend, ihre Schönheit lockt die Opfer an.
    Diese Frau ist nach England gekommen, um mir nach dem Leben zu trachten. Ich halte die Schlange in meinen Händen; ich habe Euch rufen lassen und sage Euch: Freund Feiton, John, mein Junge, hüte dich und mich vor dieser Frau. Schwöre mir bei deinem Seelenheil, sie für die verdiente Strafe aufzubewahren. Feiton, ich baue auf dein Wort, John Feiton, ich vertraue deiner Rechtschaffenheit.«
    »Mylord«, erwiderte der junge Offizier, indem er sein reines Auge mit allem Haß erfüllt, den er in seinem Herzen finden konnte, auf der jungen Frau ruhen ließ, »Mylord, ich schwöre Euch, daß ich tun werde, wie Ihr wünscht.«
    Es war unmöglich, sich einen unterwürfigeren und sanfteren Ausdruck zu denken, als den, welcher jetzt ihr schönes Gesicht zeigte. Kaum daß Lord Winter selbst in ihr die Tigerin wiedererkannte, die zu bekämpfen er sich einen Augenblick vorher angeschickt hatte.
    »Sie darf nie aus diesem Zimmer kommen,

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