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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Mylady,
    »ich werde nicht sprechen.«
    »Da ist das Messer!« rief Feiton und zog aus der Tasche die Waffe, die er seinem Versprechen gemäß mitgebracht hatte.

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    »Gebt es her«, sagte Mylady. – »Und was wollt Ihr damit machen?« – »Ich gebe es Euch im Augenblick wieder, Ihr legt es auf diesen Tisch und bleibt dann zwischen ihm und mir.«
    Feiton reichte Mylady die Waffe, die deren Härte aufmerksam prüfte und deren Spitze an ihrem Finger probierte. »Gut«, sagte sie, das Messer dem jungen Offizier zurückgebend, »es ist von schönem und gutem Stahl, Ihr seid ein treuer Freund, Feiton.«
    Feiton nahm die Waffe zurück und legte sie auf den Tisch, wie er es soeben mit seiner Gefangenen verabredet hatte.
    Mylady folgte ihm mit den Augen und machte eine Gebärde der Befriedigung.
    »Jetzt«, sagte sie, »hört mich an.« Diese Aufforderung war unnötig, denn der junge Offizier stand vor ihr und harrte gierig ihrer Worte.
    »Feiton«, sagte Mylady düster und feierlich, »Feiton, wenn Eure Tochter oder die Tochter Eures Vaters zu Euch spräche: Noch jung und zum Unglück ziemlich schön, wurde ich in eine Falle ge lockt, ich widerstand, man legte doppelte Schlingen und zweifachen Hinterhalt, ich widerstand, man lästerte die Religion, der ich diene, den Gott, den ich anbete, ich widerstand, dann überhäufte man mich mit Beleidigungen, und da man meine Seele nicht zu verderben vermochte, so wollte man meinen Leib für immer brandmarken. Endlich …«
    Mylady hielt inne, und ein bitteres Lächeln glitt über ihre Lippen.
    »Endlich?« wiederholte Feiton, »was geschah endlich?«
    »Endlich, eines Abends, beschloß man, diesen Widerstand, den man nicht besiegen konnte, zu lähmen, man mischte in meinen Trank ein starkes Betäubungsmittel. Kaum hatte ich meine Mahlzeit beendet, als mich eine bisher nicht gekannte Schläfrigkeit überfiel. Obgleich ich ohne Mißtrauen war, ergriff mich doch eine unbestimmte Furcht, und ich versuchte gegen den Schlaf anzukämpfen. Ich erhob mich, wollte ans Fenster 205
    eilen, um Hilfe rufen, allein meine Beine versagten mir den Dienst, ich streckte die Arme aus, ich versuchte zu sprechen und konnte doch nur unartikulierte Laute ausstoßen, ich wollte beten, aber meine Zunge war starr, und ich glitt auf den Fußboden, einem Schlaf zur Beute, der eher dem Tod glich.
    Von allem dem, was in diesem Schlaf und während seiner Dauer vorging, ist mir nichts in Erinnerung, das einzige, dessen ich mich entsinne ist, daß ich, im Bett liegend, in einem runden Zimmer mit prächtigen Möbeln erwachte, in das nur durch eine Öffnung in der Decke Tageslicht fiel.
    Es dauerte lange, bis ich mir über den Ort, an dem ich mich befand, und über alle Einzelheiten, die ich berichte, Rechenschaft geben konnte, mein Geist schien vergeblich zu kämpfen, um das schwere Dunkel dieses Schlafes, dem ich mich nicht entreißen konnte, abzuschütteln. Ich hatte dunkle Erinnerungen von einem zurückgelegten Weg, vom Rollen eines Wagens, von einem gräßlichen Traum, in dem sich meine Kräfte erschöpft hatten.
    Ich erhob mich wankend, meine Kleider lagen neben mir auf einem Stuhl, ich erinnerte mich weder mich entkleidet noch ins Bett gelegt zu haben. Ich befand mich nicht mehr in dem Hause, das ich bewohnte. Soviel ich nach dem Sonnenlicht beurteilen konnte, war der Tag schon etwa zu zwei Drittel vorüber. Am Tag zuvor war ich eingeschlafen, mein Schlaf hatte also nahezu vierundzwanzig Stunden gedauert. Was war während die ses langen Schlafes geschehen?
    Ich kleidete mich so schnell wie möglich an. Meine
    langsamen und steifen Bewegungen bekundeten, daß der Einfluß des Schlaftrunkes noch nicht ganz überwunden war.
    Sicherlich war ich nicht die erste Gefangene, die sich in dieses prachtvolle Gefängnis eingeschlossen sah, aber Ihr findet es begreiflich, Feiton, je schöner das Gefängnis war, desto mehr entsetzte ich mich.
    Ja, es war ein Gefängnis, denn ich versuchte vergeblich, aus 206
    ihm hinauszukommen. Ich untersuchte alle Mauern, um eine Tür zu entdecken, überall gaben die Wände einen vollen Ton. Ich machte, irgendeinen Ausgang suchend, vielleicht zwanzigmal die Runde in dem Zimmer, es war keiner vorhanden. Ich sank, von Mattigkeit und Schrecken vernichtet, auf einen Stuhl.
    Inzwischen brach die Nacht herein, und mit der Dunkelheit nahm meine Angst zu, es schien mir, als wäre ich von unbekannten Gefahren umringt, in die ich bei jedem Schritt geraten mußte. Obgleich ich seit dem vorigen

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