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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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mit einem Seufzer hinzu, »dann werdet Ihr tun, was Euch beliebt.«
    »Also, Ihr«, sagte Mylady, als ob sie einer wahren Entrüstung nicht länger widerstehen könnte, »Ihr, ein heiliger Mann, Ihr, den man einen Gerechten nennt, Ihr verlangt nichts anderes, als 199
    daß man Euch wegen meines Todes nicht anklagen könne?«
    »Ich muß über Euer Leben wachen, Madame, und werde
    darüber wachen.«
    »Aber begreift Ihr auch den Auftrag, den Ihr erfüllt? Ist er schon grausam, selbst wenn ich schuldig wäre, wie werdet Ihr ihn nennen, wenn ich unschuldig bin?«
    »Ich bin Soldat, Madame, und vollziehe Befehle, die ich erhalten habe.«
    »Glaubt Ihr, daß Gott beim Jüngsten Gericht die blinden Henker von den ungerechten Richtern trennen wird? Ihr wollt nicht, daß ich meinen Leib töte, und macht Euch zum Werkzeug des Menschen, der meine Seele töten will.«
    »Ich wiederhole«, versetzte Feiton erschüttert, »es droht Euch keine Gefahr, und ich stehe für Lord Winter wie für mich selbst.«
    »Wahnsinniger!« rief Mylady, »armer Wahnsinniger, der für einen anderen Menschen stehen will, während die Weisesten, die Gottgefälligsten nicht wagen können, für sich selbst zu stehen, und der sich zur stärkeren, glücklicheren Partei schlägt, um ein schwaches, unglückliches Geschöpf niederzutreten!«
    »Unmöglich, Madame, unmöglich«, murmelte Feiton, der in der Tiefe seiner Seele die Richtigkeit dieser Worte fühlte. »Als Gefangene werdet Ihr durch mich nicht die Freiheit erhalten, als Lebende erhaltet Ihr durch mich nicht den Tod.«
    »Ja«, rief Mylady, »ich werde verlieren, was mir teurer ist, als das Leben, ich werde die Ehre verlieren, Feiton, und Euch, Euch mache ich vor Gott und den Menschen für meine Schmach, meine Schande verantwortlich.«
    Diesmal konnte Feiton trotz seiner wirklichen oder
    scheinbaren Unempfindlichkeit dem Einfluß nicht widerstehen.
    Diese schöne Frau, die so weiß und rein schien, zu sehen, wie sie bald in Tränen zerfloß, bald drohend dastand, der Macht des Schmerzes und der Schönheit Widerstand zu leisten, das war zu 200
    viel für ein durch glühende Träume eines fanatischen Glaubens bereits erschüttertes Gehirn, für ein von der brennenden Liebe zum Himmel und von dem verzehrenden Haß gegen Menschen zernagtes Herz.
    Mylady sah seine Unruhe; sie fühlte die Flamme
    widerstreitender Gefühle, die in den Adern des jungen Fanatikers brannte, und einem geschickten General gleich, der auf den wankenden Feind mit Siegesgeschrei anrückt, stand sie auf, ging, schön wie eine Priesterin des Altertums, begeistert wie eine christliche Jungfrau, mit ausgestreckten Armen und fliegenden Haaren, den Blick erleuchtet von dem Feuer, das bereits die Sinne des jungen Puritaners versengt hatte, auf ihn zu und rief mit ihrer sanften Stimme, der sie bei dieser Gelegenheit eine furchtbare Gewalt verlieh:
    »So wirf sein Opfer vor den Baal
    Und wirf den Märtyrer den Löwen vor.
    Gott weckt in dir der Reue Qual,
    Vom Abgrund dringt mein Ruf zu ihm empor.«
    Feiton blieb wie versteinert auf seiner Stelle.
    »Wer seid Ihr? Wer seid Ihr?« rief er, die Hände faltend.
    »Seid Ihr ein Engel oder ein Teufel! Heißt Ihr Eloah oder Astarte?«
    »Hast du mich nicht erkannt, Feiton? Ich bin weder ein Engel noch ein Teufel. Ich bin eine Tochter der Erde, ich bin eine Schwester deines Glaubens und nichts weiter.«
    »Ja, ja, ich zweifelte noch, aber jetzt glaube ich.«
    »Du glaubst und bist dennoch der Bundesgenosse dieses Beliaskindes, das man Lord Winter nennt? Du glaubst und läßt mich in den Händen meiner Feinde, des Feindes von England, des Feindes Gottes! Du glaubst, und dennoch überantwortest du mich dem, der die Welt mit seinen Ketzereien und
    Ausschweifungen erfüllt und befleckt, diesem schändlichen Sardanapal, den die Blinden den Herzog von Buckingham und 201
    die Gläubigen den Antichrist nennen!«
    »Ich Euch Buckingham überantworten! Was sagt Ihr da?«
    »Sie haben Augen«, rief Mylady, »und werden nicht sehen, sie haben Ohren und werden nicht hören!«
    »Ja, ja«, sagte Feiton, indem er mit den Händen über seine schweißbedeckte Stirn strich, als wollte er den letzten Zweifel entfernen, »ja, ich erkenne die Stimme, die in meinen Träumen mit mir spricht, ja, ich erkenne die Züge des Engels, der mir allnächtlich erscheint und meiner schlaflosen Seele zuruft:
    ›Schlag zu! Rette England, rette dich, denn du wirst sterben, ohne Gott gehorcht zu haben!‹ Sprecht, sprecht«, rief

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