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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Tag nichts gegessen hatte, verspürte ich keinen Hunger.
    Plötzlich machte mich das Kreischen einer Tür, die sich um ihre Angeln drehte, erzittern, eine Feuerkugel erschien oberhalb der Glasscheibe in der Decke und warf helles Licht in mein Zimmer. Mit Entsetzen bemerkte ich, daß ein Mann einige Schritte vor mir stand.
    Ein Tisch mit zwei Gedecken und einem vollständig
    angerichteten Abendessen war wie durch Zauberei mitten in das Zimmer gestellt.
    Es war derselbe Mann, der mich seit einem Jahr verfolgte, der geschworen hatte, mich zu entehren, und der mit den ersten Worten, die aus seinem Mund kamen, mir zu verstehen gab, daß er in der vorigen Nacht sein Ziel erreicht hatte.«
    »Der Schurke!« murmelte Feiton.
    »Ja, der Schurke!« rief Mylady, die freudig das Interesse gewahrte, das der junge Offizier, dessen Seele an ihren Lippen zu hängen schien, an der sonderbaren Erzählung nahm, »ja, der Schurke! Er hatte geglaubt, es würde genügen, über mich im Schlaf triumphiert zu haben, und alles wäre gut. Er kam in der Hoffnung, ich würde meine Schande hinnehmen, weil meine Schande eine vollendete Tatsache war, er kam, um mir für meine Liebe sein Vermögen anzubieten.
    Alles, was das Herz einer Frau an stolzer Verachtung und was sie an verächtlichen Worten aufzubringen vermag, ergoß ich 207
    über diesen Mann. Wahrscheinlich war er an solche Vorwürfe gewohnt, denn er hörte mich ruhig lächelnd und mit über der Brust gekreuzten Armen an. Als er dann glaubte, daß ich fertig sei, schritt er auf mich zu. Ich stürzte zum Tisch, ergriff ein Messer und richtete es gegen meine Brust.
    ›Einen Schritt weiter?‹ rief ich ihm zu, ›und Ihr werdet außer meiner Schande auch noch meinen Tod zu verantworten haben.‹
    Ohne Zweifel lag in meinem Blick, in meiner Stimme, in meinem ganzen Wesen jene Wahrhaftigkeit der Gebärde, der Haltung und des Tones, die selbst die lasterhaftesten Menschen überzeugt, denn er blieb stehen.
    ›Euren Tod?‹ erwiderte er, ›o nein, Ihr seid eine zu reizende Geliebte, als daß ich Euch auf diese Weise verlieren möchte, nachdem ich nur eine einzige Nacht das Glück hatte, Euch zu besitzen. Lebt wohl, meine Schöne! Ich werde mit meinen weiteren Besuchen so lange warten, bis Ihr in besserer Stimmung seid.‹
    Bei diesen Worten pfiff er. Die Feuerkugel, die mein Zimmer erleuchtet hatte, bewegte sich nach oben und verschwand. Ich befand mich wieder im Dunkeln. Wiederum vernahm ich einen Augenblick lang dasselbe Geräusch einer sich öffnenden und schließenden Tür.
    Dieser Augenblick war schrecklich, und hätte ich noch einige Zweifel an meinem Unglück gehabt, sie wären vor einer verzweiflungsvollen Wirklichkeit geschwunden. Ich war in der Gewalt eines Mannes, der mir schon einen unseligen Beweis von dem, was er auszuführen vermochte, gegeben hatte.«
    »Aber wer war denn dieser Mann?« fragte Feiton.
    »Ich verbrachte die Nacht, bei dem geringsten Geräusch zitternd, auf einem Stuhl, aber die Nacht verging, ohne einen neuen Versuch seitens meines Verfolgers. Der Tag brach an, der Tisch war verschwunden, das Messer allein hatte ich in der Hand. Dieses Messer war meine einzige Hoffnung.

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    Ich war wie vernichtet vor Ermattung, meine Augen brannten vor Schlaflosigkeit, ich warf mich aufs Bett, ohne mich von dem Messer, das mich nötigenfalls befreien sollte, zu trennen.
    Als ich wieder erwachte, stand der angerichtete Tisch wieder da. Diesmal machte sich trotz meiner Furcht und Angst ein heftiger Hunger fühlbar, denn seit achtundvierzig Stunden hatte ich keine Nahrung zu mir genommen. Ich aß Brot und einiges Obst. Das Wasser, das auf dem Tisch stand, rührte ich nicht an, da ich mich des Schlaftrunkes erinnerte, der dem Wasser, das ich getrunken hatte, beigemischt war.
    Trotz dieser Vorsicht blieb ich eine Zeitlang in einer schrecklichen Angst, aber diesmal war meine Furcht
    unbegründet. Der Abend kam, und mit ihm die Dunkelheit, meine Augen gewöhnten sich jedoch allmählich an sie. In der Dunkelheit gewahrte ich, wie der Tisch mitten im Fußboden versank, eine Viertelstunde danach erschien er mit meinem Abendessen wieder, einen Augenblick später wurde mein Zimmer von der Lampe wieder erhellt. Da stieg ein furchtbarer Gedanke in mir auf. Ich habe geschworen, Euch alles zu sagen, und ich werde es tun. Ich habe Euch die Wahrheit versprochen, ich werde sie sagen, sollte sie mich auch verderben.«
    »Nicht wahr, es kam Euch der Gedanke, Rache an diesem Mann zu nehmen?«

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