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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Mädchen erfunden, das ein Opfer der Roheit eines Schurken geworden war. Lernt das Herz der Menschen kennen und gebt Euch fürderhin weniger bereitwillig zum Werkzeug ihrer ungerechten Rache her.«
    Mit einer raschen Bewegung öffnete Mylady ihr Kleid, zerriß den Batist, der ihren Busen bedeckte, und zeigte dem jungen Mann das unauslöschliche Brandmal, das ihre schöne Schulter schändete.
    »Das ist aber eine Lilie, was ich hier sehe«, rief Feiton.
    »Darin liegt gerade die Niederträchtigkeit«, antwortete Mylady. »Würde er das englische Brandmal angewandt haben, so hätte nachgewiesen werden müssen, welches Gericht mich dazu verurteilt hatte, und ich hätte zu diesem Zweck einen öffentlichen Aufruf an alle Gerichte des Königreiches ergehen lassen, aber mit dem französischen Brandmal … Oh, damit war ich wirklich gebrandmarkt.«

    214
    Das war zuviel für Feiton.
    Bleich und unbeweglich, von dieser furchtbaren Enthüllung niedergeschmettert, geblendet von der übermenschlichen Schönheit dieses Weibes, das sich mit einer ihm erhaben scheinenden Schamlosigkeit vor ihm entblößte, fiel er schließlich vor ihr auf die Knie nieder, wie es die ersten Christen vor den reinen Märtyrerinnen taten, die von den Kaisern verfolgt und den blutdürstigen Lüsten der Bevölkerung im Zirkus preisgegeben wurden. Das Brandmal verschwand, die Schönheit allein blieb übrig.
    »Verzeihung, Verzeihung!« rief Feiton, »oh, Verzeihung!«
    In seinen Augen las Mylady: Liebe, Liebe!
    »Verzeihung wofür?« fragte sie.
    »Dafür, daß ich mich auf die Seite Eurer Verfolger gestellt habe.« – Mylady reichte ihm die Hand.
    »So schön, so jung!« rief Feiton und bedeckte die Hand mit Küssen.
    Es war mehr als Liebe, was er für sie empfand, er betete sie an.
    Als die Erregung sich gelegt hatte und Mylady ihren Gleichmut wiedergewonnen zu haben schien, als Feiton jene Schätze der Liebe unter züchtigem Schleier sich wieder verhüllen sah, die vor ihm nur deshalb so gut verborgen wurden, damit er sie um so glühender begehren sollte, sagte er:
    »Jetzt habe ich Euch nur noch um eines zu bitten, um den Namen Eures wahren Henkers, denn für mich gibt es nur einen, der andere war nur ein willenloses Werkzeug, weiter nichts.«
    »Wie, mein Bruder!« rief Mylady, »ich muß ihn dir noch nennen? Hast du ihn nicht erraten?«
    »Also er!« versetzte Feiton, »wiederum er! … Immer wieder er! … Der wahre Schuldige …«
    »Der wahre Schuldige ist der Verwüster Englands, der Verfolger der rechten Gläubigen, der feige Räuber der Ehre so 215
    vieler Frauen! Er, der aus einer Laune seines verdorbenen Herzens so viel Blutvergießen über England bringt, der heute die Protestanten beschützt und sie morgen verraten wird!«
    »Buckingham! Also Buckingham!« rief Feiton außer sich.
    Mylady verbarg ihr Gesicht in den Händen, als vermöchte sie die Schmach nicht zu ertragen, an die dieser Name sie erinnerte.
    »Buckingham! Der Henker dieses engelreinen Geschöpfes!«
    rief Feiton. »Und du hast ihn nicht mit deinem Donner niedergeschmettert, mein Gott! Und du lassest ihn erhaben, geehrt, mächtig, zu unser aller Verderben!«
    »Gott verläßt den, der sich selbst verläßt«, sagte Mylady.
    »Er will also auf sein Haupt die Strafe der Verdammung herabrufen«, fuhr Feiton mit wachsender Begeisterung fort.
    »Die menschliche Rache soll also der göttlichen Rache zuvorkommen!«
    »Die Menschen fürchten und schonen ihn.«
    »Oh, ich fürchte ihn nicht und werde ihn nicht schonen!« rief Feiton.
    Bei diesen Worten sank Mylady, als ob alle ihre Kräfte erschöpft wären, schwach und schmachtend in die Arme des jungen Offiziers.
    »Nein, nein«, rief er, »nein, du sollst leben, rein und geehrt.
    Du sollst über deine Feinde triumphieren.«
    Mylady stieß ihn schwach mit der Hand zurück, während sie ihn mit dem Blick anzog.
    »Oh, den Tod! Den Tod!« sagte sie, die Stimme und die Augen verschleiernd. »Oh, lieber den Tod, als die Schande! …
    Feiton, mein Bruder, mein Freund, ich beschwöre dich!«
    »Nein«, rief Feiton, »nein, du sollst leben und gerächt werden.«
    »Feiton, ich bringe allem Unglück, was mich umgibt. Feiton, verlaß mich! Feiton, laß mich sterben!«

    216
    »Wohl, so sterben wir miteinander!« rief er.
    Es tönten mehrere Schläge an der Tür.
    »Horch«, sagte sie, »man hat uns belauscht, man kommt! Es ist vorbei, wir sind verloren.«
    »Nein«, sagte Feiton, »es ist die Wache, die mir meldet, daß jemand

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