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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Patrouille eingeschlagen hatte. Bald verließ er den Weg, stieg 221
    über die Felsen hinab und ließ, am Ufer des Meeres angelangt, den scharfen Ton seiner Pfeife hören. Ein ähnliches Signal antwortete, und fünf Minuten später erschien eine Barke mit vier Mann. Sie kam so nahe wie möglich ans Ufer, aber sie hatte hier nicht genug Tiefe, um den Rand erreichen zu können. Feiton ging bis an den Gürtel ins Wasser, da er seine kostbare Bürde niemandem anvertrauen wollte. Zum Glück fing der Sturm an, sich ein wenig zu legen. Das Meer war jedoch immer noch aufgewühlt und die kleine Barke hüpfte wie eine Nußschale über die Wellen hin.
    »Zur Schaluppe!« sagte Feiton, »und rasch vorwärts!«
    Einen Augenblick später befanden sie sich auf dem Verdeck des Seglers.
    »Kapitän«, sagte Feiton, »hier ist die Person, von der ich gesprochen habe und die Ihr gesund und wohlbehalten nach Frankreich bringen müßt.«
    »Um tausend Pistolen«, entgegnete der Kapitän. – »Ich habe Euch fünfhundert gegeben.« – »Ganz richtig.« – »Und hier sind die andern fünfhundert«, sagte Mylady und fuhr in den Sack voll Gold. – »Nein, ich habe nur ein Wort, und dieses gab ich dem jungen Mann, die anderen fünfhundert Pistolen ist man mir erst schuldig, wenn wir in Boulogne ankommen.« – »Und wir werden ankommen?« – »Gesund und wohlbehalten, so wahr ich Jack Butler heiße.« – »Gut, wenn Ihr Euer Wort haltet, so gebe ich Euch nicht fünfhundert, sondern tausend Pistolen.« – »Dann Hurra für Euch, meine schöne Dame! Und Gott möge mir oft Kunden wie Eure Herrlichkeit schicken!«
    »Zunächst fahrt uns in die kleine Buc ht von Chichester«, sagte Feiton, »vor Portsmouth, Ihr wißt, es ist verabredet, daß Ihr uns dahin bringen sollt!«
    Als Antwort gab der Kapitän den Befehl zu dem
    erforderlichen Manöver, und um sieben Uhr abends ankerte das kleine Schiff in der bezeichneten Bucht. Es wurde verabredet, daß Mylady bis zehn Uhr auf Feiton warten sollte. Wäre er um 222
    zehn Uhr nicht zurück, so sollte sie absegeln. Er sollte dann in Frankreich im Kloster der Karmeliterinnen in Bethune mit ihr zusammentreffen.
    14
    Feiton nahm von Mylady Abschied, wie ein Bruder, der einen Spaziergang machen will, von seiner Schwester Abschied nimmt, indem er ihr die Hand küßt. Er schien wieder vollständig ruhig zu sein, nur in seinen Augen loderte ein seltsamer Glanz.
    Feiton stieg an Land, erklomm eine kleine Erhöhung, grüßte Mylady zum letztenmal und lief nach der Stadt, deren Türme und Häuser er im Morgennebel vor sich erblickte.
    Während seines raschen Laufes erinnerte sich Feiton an alle wahren und falschen Anschuldigungen gegen den Liebling Jakobs VI. und Karls I., die besonders von den Puritanern erhoben wurden, und die Verbrechen, deren ihn Mylady bezichtigte, schienen ihm noch viel schändlicher und strafwürdiger als alles andere. Bei dem eiligen Lauf erhitzte sich sein Blut noch mehr. Der Gedanke, daß er eine furchtbarer Rache preisgegebene Frau hinter sich ließ, die er liebte, oder vielmehr wie eine Heilige anbetete, die Aufregung der vorhergehenden Stunden und Tage, die gegenwärtige
    Anstrengung, alles steigerte seine Gefühle ins Maßlose.
    Er erreichte Portsmouth gegen acht Uhr morgens. Die ganze Bevölkerung war auf den Beinen, die Trommeln wurden in den Straßen und in den Häfen gerührt, und die zum Einschiffen bestimmten Truppen marschierten dem Meer zu. Mit Staub bedeckt und von Schweiß triefend, erreichte Feiton den Admiralspalast. Sein gewöhnlich bleiches Gesicht war von Hitze und innerer Erregung purpurrot gefärbt. Die Wache wollte ihn zurückweisen, aber Feiton rief den Anführer des Postens, zog aus seiner Tasche den Brief, den er zu überbringen hatte, 223
    und sagte nur die Worte: »Eilbote von Lord Winter.«
    Bei dem Namen des Lords, den man als einen der
    vertrautesten Freunde Seiner Herrlichkeit kannte, gab der Anführer der Posten Befehl, Feiton, der die Uniform eines Marineoffiziers trug, passieren zu lassen. Feiton stürzte in den Palast. Im Augenblick, wo er in den Flur trat, erschien, auch bestaubt und atemlos, ein Mann, der vor der Tür ein Postpferd stehen ließ, das sogleich vor Erschöpfung in die Knie sank.
    Beide wandten sich zugleich an Patrick, den ersten
    Kammerdiener des Herzogs. Feiton nannte Lord Winter. Der Unbekannte wollte niemanden nennen und behauptete, er dürfe sich nur dem Herzog allein zu erkennen geben. Jeder verlangte vor dem andern den

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