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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sich in der großen Stimme der Natur. Plötzlich hörte sie an ein Fenster klopfen, und bei dem Schimmer eines Blitzes erblickte sie ein männliches Gesicht hinter den Gitterstangen.
    Sie lief nach dem Fenster und öffnete es.
    »Feiton!« rief sie, »ich bin gerettet!« – »Ja, aber still, still! Ich brauche Zeit, um Eure Stangen zu durchsägen. Nehmt Euch in acht, daß sie Euch nicht durch das Gitter der Tür sehen.« – »Oh!
    Der Herr ist für uns, Feiton, sie haben das Gitter mit einem Brett verschlossen.« – »So ist es gut! Gott hat sie wahnsinnig gemacht.« – »Aber was habe ich zu tun?« – »Nichts, nichts, verschließt nur dieses Fenster wieder. Legt Euch schlafen, oder 219
    legt Euch wenigstens ganz angekleidet auf Euer Bett. Sobald ich fertig bin, klopfe ich an die Scheibe. Aber könnt Ihr mir auch folgen?« – »Gewiß!« – »Eure Wunde?« – »Macht mir Schmerzen, hindert mich aber nicht zu gehen.« – »Haltet Euch also auf das erste Zeichen bereit.«
    Mylady schloß das Fenster, löschte ihre Lampe aus und legte sich, wie ihr Feiton empfohlen hatte, auf ihr Bett. Endlich, nach Verlauf einer Stunde, klopfte Feiton abermals. Mylady sprang auf und öffnete. Zwei ausgebrochene Stangen bildeten eine Öffnung, durch die ein Mensch schlüpfen konnte.
    »Seid Ihr bereit?« – »Ja. Soll ich etwas mitnehmen?« – »Geld, wenn Ihr habt!« – »Glücklicherweise hat man mir das, was ich besaß, gelassen.« – »Desto besser, denn ich habe das meinige aufgebraucht, um eine Barke zu mieten.« – »Nehmt«, sagte Mylady und legte Feiton einen Sack Gold in die Hände.
    Feiton nahm den Sack und warf ihn an den Fuß der Mauer.
    »Kommt nun!« – »Hier bin ich!«
    Mylady stieg auf einen Stuhl und schlüpfte mit dem ganzen oberen Teil ihres Körpers durch das Fenster. Sie sah, daß der junge Offizier auf einer Strickleiter über dem Abgrund hing.
    Zum erstenmal erinnerte sie eine Regung der Angst daran, daß sie ein Weib war. Die gähnende Leere machte ihr bange.
    »Ich dachte es mir«, sagte Feiton. – »Es ist nichts, ich werde mit geschlossenen Augen hinabsteigen.« – »Habt Ihr Vertrauen zu mir?« – »Könnt Ihr noch fragen?« – »Reicht mir Eure Hände, kreuzt sie. So ist es gut!«
    Feiton band ihr die Handgelenke mit seinem Taschentuch zusammen und umwickelte das Taschentuch mit einem Strick.
    »Was macht Ihr?« fragte Mylady erstaunt. – »Legt Eure Arme um meinen Hals und fürchtet Euch nicht.« – »Aber Ihr werdet durch mich das Gleichgewicht verlieren, und wir stürzen beide hinab.« – »Seid unbesorgt, ich bin Seemann!«
    Man hatte keine Sekunde, um sich zu besinnen. Mylady legte 220
    ihre Arme um Feitons Hals und ließ sich aus dem Fenster gleiten. Feiton fing an, die Sprossen langsam, eine nach der andern, hinabzusteigen. Trotz der Schwere der beiden Körper wurden sie vom Orkan hin und her bewegt. Plötzlich hielt Feiton inne.
    »Was gibt es?« fragte Mylady. – »Still!« sagte Feiton, »ich höre Schritte!« – »Wir sind entdeckt!«
    Es wurde wieder einen Augenblick still.
    »Nein«, sagte Feiton, »es ist nichts.« – »Aber was ist denn das für ein Geräusch?« – »Es kommt von der Patrouille, die auf dem Rundengang geht.« – »Wo ist der Rundengang?« – »Gerade unter uns.« – »Sie wird uns entdecken.« – »Wenn keine Blitze kommen, nicht.« – »Sie wird unten an die Leiter stoßen.« –
    »Glücklicherweise ist diese um sechs Fuß zu kurz.« – »Mein Gott! Hier kommen sie!« – »Schweigt!«
    Beide blieben zwanzig Fuß über der Erde unbeweglich und ohne zu atmen in ihrer Stellung. Währenddessen gingen die Soldaten lachend und plaudernd unter ihnen hin. Es war für die Flüchtlinge ein furchtbarer Augenblick. Die Patrouille zog weiter. Man hörte, wie sich das Geräusch ihrer Schritte immer mehr entfernte und das Gemurmel ihrer Stimmen schwächer wurde.
    »Nun sind wir gerettet«, sagte Feiton.
    Mylady stieß einen Seufzer aus und wurde ohnmächtig.
    Feiton fuhr fort, vorsichtig hinabzusteigen. Als er unten an der Leiter angelangt war und keine Stütze mehr für seine Füße fühlte, klammerte er sich mit den Händen fest, und als er die letzte Sprosse erreicht hatte, ließ er sich an den Handgelenken herabhängen und berührte mit den Füßen die Erde. Er bückte sich, hob den Geldsack auf und nahm ihn zwischen die Zähne.
    Dann nahm er Mylady in seine Arme und entfernte sich rasch in einer Richtung, die jener entgegengesetzt war, die die

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