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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Königin für Madame
    Bonacieux die Erlaubnis erwirken, das Kloster verlassen und sich nach Lothringen oder Belgien zurückziehen zu dürfen. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, und schon nach acht bis zehn Tagen hatte Aramis folgenden Brief empfangen:
    »Mein lieber Vetter, Ihr erhaltet hier die Erlaubnis, unsere kleine Dienerin aus dem Kloster in Bethune fortzunehmen, da ihr Eurer Ansicht nach die Luft daselbst nicht zuträglich ist; meine Schwester schickt Euch diese Erlaubnis mit großem Vergnügen, denn sie liebt das kleine Mädchen gar sehr und hofft, ihr in der Folge nützlich zu sein.

    234
    Ich umarme Euch Marie Michon.«
    Diesem Brief war eine in folgenden Worten abgefaßte Vollmacht beigefügt:
    »Die Superiorin des Klosters in Bethune wird der Person, die ihr dieses Billett zustellt, die Novizin übergeben, die auf meine Empfehlung und unter meinem Patronat in ihr Kloster eingetreten ist.
    Im Louvre, den 10. August 1628.
    Anna.«
    Die Freude unserer Musketiere über die unverhoffte
    Gelegenheit, nach Paris zu kommen und so Madame Bonacieux aus dem Kloster befreien zu können, war groß. Sie schickten die Bedienten mit dem Gepäck voraus und brachen am Sechzehnten morgens auf. Der Kardinal begleitete seine Majestät von Surgères bis Maupes, wo der König und sein Minister unter großen Freundschaftsbeteuerungen voneinander Abschied nahmen. Am Dreiundzwanzigsten in der Nacht zog die Eskorte durch Paris, der König dankte Monsieur de Treville und bevollmächtigte ihn, Urlaube auf vier Tage unter der Bedingung zu erteilen, daß sich keiner von den Begünstigten bei Strafe der Bastille an einem öffentlichen Ort sehen lasse.
    Die vier ersten Urlaube, die bewilligt wurden, erhielten, wie sich leicht denken läßt, unsere vier Freunde. Athos erhielt sogar sechs Tage statt vier und ließ diesen sechs Tagen noch zwei Nächte hinzufügen, denn sie reisten am Vierundzwanzigsten abends um fünf Uhr ab, und Monsieur de Treville stellte den Urlaub vom Morgen des Fünfundzwanzigsten aus.
    »Ei, du lieber Gott«, sagte d’Artagnan, der, wie man weiß, nie an etwas verzweifelte, »mir scheint, wir machen zu viel Aufhebens wegen einer so einfachen Geschichte. In zwei Tagen
    – wenn auch zwei oder drei Pferde draufgehen, daran ist mir wenig gelegen, ich habe ja Geld – bin ich in Bethune. Ich übergebe der Superiorin das Schreiben der Königin und bringe 235
    den teuren Schatz, den ich suche, nicht nach Lothringen und nicht nach Belgien, sondern nach Paris, wo er besser versorgt sein wird, besonders solange der Kardinal in La Rochelle ist.
    Bleibt also hier, erschöpft euch nicht durch unnütze Anstrengungen. Ich und Planchet genügen vollkommen für eine so einfache Sache.«
    Darauf erwiderte Athos ruhig:
    »Wir haben auch Geld, denn ich habe den Rest des Ringes noch nicht ganz vertrunken, und Porthos und Aramis haben ihn noch nicht ganz verspeist. Wir können also ebensogut vier Pferde wie eines zuschanden reiten. Bedenkt wohl, d’Artagnan«, fügte er in so düsterem Ton bei, daß es den jungen Mann schauderte, »bedenkt wohl, daß der Kardinal in Bethune ein Stelldichein mit einem Weib verabredet hat, das überall, wohin es kommt, Unheil mit sich bringt. Hättet Ihr es nur mit vier Männern zu tun, d’Artagnan, so würde ich Euch allein ziehen lassen. So aber habt Ihr es mit jenem Weib zu tun. Wir wollen deshalb zu viert gehen, und möge es Gott gefallen, daß wir mit unseren Dienern zusammen zahlreich genug sind.«
    »Ihr erschreckt mich, Athos«, rief d’Artagnan, »aber was befürchtet Ihr denn?«
    »Alles«, antwortete Athos.
    D’Artagnan schaute forschend seinen Gefährten ins Gesicht, allen war, wie bei Athos, der Stempel großer Sorge aufgeprägt.
    Im größten Galopp, aber ohne daß ein einziges Wort gesprochen wurde, setzte man die Reise fort.
    Als sie in Arras anlangten, und d’Artagnan vor dem Gasthaus zur »Goldenen Egge« abstieg, um ein Glas Wein zu trinken, kam ein Reiter aus dem Posthof, wo er die Pferde gewechselt hatte, und sprengte mit verhängten Zügeln auf der Straße nach Paris fort. Im Augenblick wo er durch das große Tor in die Stadt ritt, öffnete der Wind den Mantel, in den er sich gehüllt hatte, und lüpfte seinen Hut, den der Reisende mit der Hand faßte und rasch wieder in die Stirn drückte. D’Artagnan heftete seinen 236
    Blick auf diesen Menschen, erbleichte und ließ sein Glas fallen.
    »Was habt Ihr, Monsieur?« fragte Planchet. »Holla! Herbei, Messieurs, mein

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