Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
König hat das selbst unterzeichnet.«
»Dann sind Sie freilich zu bedauern, Baisemeaux,« sagte der Chevalier. »Aber warum hat Mazarin Ihnen diese Gnade erwiesen, die doch eigentlich gar keine zu sein scheint. Es wäre leicht gewesen, sie Ihnen zu verweigern.« – »Er wurde durch meinen Gönner gewissermaßen dazu gezwungen.« – »Und wer ist dieser Gönner?« – »Ein Freund von Ihnen, Herr d'Herblay.« – »Aramis!« rief d'Artagnan. – »Ganz recht! Aramis. Als ich aus seinen Diensten treten wollte, legte er ein gutes Wort bei Tremblay und Louvières für mich ein und leistete außerdem Bürgschaft für die drei Zahlungen. Zu den ersten beiden Zahlungen hat er mir auch pünktlich die 50 000 Livres gegeben, aber nun ist der dritte Termin herangerückt, und wenn ich morgen nicht zahle, dann geht es mir zu guter Letzt doch noch an den Kragen. Ich habe dann drei Jahre umsonst gearbeitet. Und in dieser Not komme ich zu Ihnen. Sie kennen doch den Abbé d'Herblay. Ich habe ihn in seiner Wohnung gesucht; er ist nicht mehr da. Können Sie mir sagen, wo er sich jetzt aufhält?«
»So wissen Sie nicht, daß er Bischof von Vannes geworden ist?« antwortete d'Artagnan. – »Von Vannes in der Bretagne? O weh!« rief der kleine Mann und raufte sich die Haare aus. »Wie soll ich bis morgen nach Vannes und zurück? Ich bin ein verlorener Mann! Ich muß mich dem König zu Füßen werfen.« – »Werfen Sie noch nicht die Flinte ins Korn,« antwortete der Chevalier. »Gehen Sie zu Fouquet!« – »Was soll mir der?« versetzte der Gouverneur. – »Einfältiger! Vannes liegt in der Diözese Belle-Ile, und Belle-Ile gehört HerrnFouquet. Der Minister hat Herrn d'Herblay zu diesem Bistum verholfen. Gehen Sie zu ihm und sagen Sie ihm, Sie wünschten den Bischof zu sprechen. Der Minister ist hier. Heute abend können Sie ihn allerdings nicht mehr erreichen, weil er beim König ist, aber morgen in aller Frühe wird er zu sprechen sein.« – »Ich werde hingehen. Wärmsten Dank für Ihren guten Rat!« antwortete der Gouverneur, sich verabschiedend. – »Eine sonderbare Geschichte!« sprach der Musketier zu sich selbst, »was für einen Zweck hat Aramis, indem er diesem Herrn Baisemeaux unter die Arme greift? Das muß ich zu erfahren suchen.«
D'Artagnan hatte den Gouverneur richtig beschieden; Fouquet war beim König und nahm an der Spielpartie teil. Monsieur, Buckingham und Graf von Guiche waren ebenfalls zugegen. Der Brite war zerstreut; doch achtete er nicht darauf, wieviel Geld er verlor, hatte er doch sein Herz verloren. Madame spielte mit dem König, und ihr Gatte sah ihr zu und freute sich über den beträchtlichen Gewinn, den sie bereits eingestrichen hatte. Sie schien sich weder um Guiche noch um Buckingham zu kümmern und an die bevorstehende Abreise des letzteren überhaupt nicht zu denken. Der feinfühlende, stolze Engländer empfand diese Kälte und sah nur selten zu ihr hinüber. Ihn erbitterte die Fröhlichkeit dieser Prinzessin, die doch genau wissen mußte, was in seinem Herzen vorging. Ja fast schien es, als ob sie ihrer Laune noch mehr als sonst die Zügel schießen lasse, um ihren Landsmann in letzter Stunde noch einmal nach Herzenslust zu peinigen. Der König, der sich über die besonderen Gründe ihrer Heiterkeit keine Gedanken machte, überließ sich ganz dem unaussprechlichen Reiz, den ihr Frohsinnauf ihn ausübte. Er fand sie bezaubernd schön, und es war nur begreiflich, daß er fehlerhaft spielte. Der Königin-Mutter und der Gattin Ludwigs entging es nicht, daß Madame mit wunderbarem Geschick die erste Rolle in der Umgebung des Königs an sich riß. Mit der Gebärde einer Siegerin triumphierte sie über ihren Erfolg und ließ keinen Zweifel darüber, daß sie willens sei, ihren Platz zu behaupten und jede Nebenbuhlerin – selbst die rechtmäßige Gattin – in Schatten zu stellen. Anna von Oesterreich, alt geworden in der Diplomatie, beugte sich alsbald vor ihr, allein Maria-Theresia, die Infantin von Spanien, schien nicht geneigt, die Macht der Engländerin anzuerkennen. Sie sah sich die Sache ein Weilchen mit an und erhob sich dann ziemlich brüskiert, erklärte das Spiel für beendet und zog sich in ihre Gemächer zurück. Den andern Damen blieb nichts weiter übrig, als ebenfalls zu gehen. Aber selbst hierbei fügte Lady Henriette ihren Triumphen nur noch einen neuen bei: Ludwig XIV. reichte ihr, ohne sich um seinen Bruder zu kümmern, galant den Arm und führte sie bis zur Tür des
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