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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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erfaßt. – »So schnell schickt man Sie fort?« sagte die Montalais. »Das hat ja mit einem Male große Eile.« – »Ja, in der Tat, man hat mir schleunigen Aufbruch dringend ans Herz gelegt,« antwortete Rudolf. »Deshalb habe ich Sie aufgesucht, denn ich konnte nicht warten, bis wir uns im Schlosse wiedersehen. Luise!« sprach er und ergriff ihre Hand. »O, Ihre Hand ist eisig kalt« – »Es ist nichts,« murmelte sie. – »Die Kälte erstreckt sich nicht bis auf Ihr Herz, nicht wahr?« fuhr er fort. – »O, Sie wissen ja,« brachte sie mühsam hervor, »mein Herz kann gegen einen Freund wie Sie nie kalt sein.« – »Ich danke Ihnen, Luise,« sagte der Vicomte. »Ich kenne ja Ihr Herz und Ihr Gemüt und weiß, daß die darin wohnende Zärtlichkeit nicht nach der Berührung der Hand beurteilt werdenkann. Luise, Sie wissen, ich liebe Sie innig, und mein Leben ist Ihnen geweiht. Es ist freilich abgeschmackt, mit Kummer von Ihnen zu gehen, allein trotzdem fällt mir der Abschied doch sehr schwer.«
    »Werden Sie denn lange fortbleiben?« fragte Luise mühsam. – »Nein, wahrscheinlich nur vierzehn Tage. Doch es ist seltsam,« sagte Rudolf, »ich habe oft Abschied von Ihnen genommen, um auf gefahrvolle Unternehmungen auszuziehen. Doch da ging ich freudigen Herzens und träumte von meinem Glück, galt es auch, den Kugeln der Wallonen die Stirn, den Hellebarden der Spanier die Brust zu bieten. Heute gehe ich auf eine ganz ungefährliche Reise, und sogar mit der Hoffnung, die Gunst eines Königs zu gewinnen; und doch bin ich niedergeschlagen, mutlos, von unsagbarem Kummer erfüllt. Ich weiß nicht, weshalb – mir ist, als ließe ich etwas zurück, das ich nie wiederfinden werde!«
    Luise zerfloß in Tränen und sank ihrer Freundin in die Arme. Auch der Montalais, die doch nicht zu den zartesten Naturen gehörte, traten die Tränen in die Augen. Rudolf kniete nieder und bedeckte Luisens Hand mit Küssen; man sah, er legte sein ganzes Herz in diese Liebkosung. Dann stand er rasch auf und ging. Wenige Minuten später hörte man auf der Landstraße die Hufschläge eines galoppierenden Pferdes.
    An diesem Abend war bei Madame große Gesellschaft. Gegen acht Uhr stellten die Gäste sich ein. Da ihre Soireen immer einen ganz besonderen Reiz hatten, so fehlte niemand. Eine große Schar von Edelherren, Poeten, Gelehrten und geistreichen Männern und Frauen war man gewohnt bei ihr zu sehen. An diesem Abend versprach man sich, nachdem des Königs Abenteuer mitder Lavallière, einem Ehrenfräulein Madames, bekannt geworden war, noch ganz besondere Überraschungen.
    Monsieur erschien in Gesellschaft des Herrn von Guiche. Als letzter stellte der König sich ein, in Begleitung seines Hofmeisters, des Grafen von Saint-Aignan Madame stand auf, um ihn zu begrüßen, warf aber im selben Moment einen Seitenblick auf Fräulein von Lavallière, die zwischen der Montalais und der Tonnay-Charente in der Reihe der Ehrendamen saß. Alle Häupter neigten sich vor Seiner Majestät, bei dessen Eintritt sich jedoch – da man ihn heute in fast unköniglicher Haltung, zwanglos und fröhlich, kommen sah – alsbald eine heitere Stimmung verbreitete. Der König nahm Platz, und der Kreis schloß sich um ihn her. Er ließ seine Blicke in der Runde schweifen, und Madame fand es unerhört, daß er sich nicht genierte, die Lavallière besonders lange aufmerksam zu betrachten. Um ihn abzulenken, bestürmte sie ihn mit Fragen, verstand doch niemand das Ausfragen besser als sie.
    »Madame fragen zu viel,« antwortete schließlich der König und versuchte umsonst die Kälte seiner Worte durch ein liebenswürdiges Lächeln zu verbergen. »Ich muß Sie an Saint-Aignan verweisen, der kann besser erzählen als ich.« – »Ei, was soll ich erzählen?« rief Saint-Aignan, der nur auf einen Anlaß gewartet hatte, seiner Schwatzhaftigkeit Genüge zu tun. »Vielleicht die Geschichte von den drei Schäferinnen, die mir neulich eine indiskrete Dryade erzählte?« – Bei diesen Worten warf er einen Blick auf die drei Ehrendamen, von denen in den letzten Stunden soviel die Rede gewesen war, und die ganze Gesellschaft rückte mit einem Murmelnder Befriedigung noch enger zusammen. Man erwartete nun bestimmt die heiß ersehnte Sensation.
    Saint-Aignan war als seiner Gesellschafter und gewandter Erzähler bekannt. Das tiefe Schweigen, das ringsum herrschte, die vielen Blicke, die er voll Spannung auf sich gerichtet sah, brachten ihn daher nicht aus der Fassung. Er

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