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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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begann: »Königliche Hoheit, die Dyraden wohnen in Bäumen des Waldes und ziehen besonders schöne und alte Bäume vor.« – Alle Zuhörer wußten, daß dies eine Anspielung auf die Königseiche war, und manches Herz klopfte laut vor Neugierde und Unruhe. »Da es in Fontainebleau sehr schöne Bäume gibt,« fuhr Saint-Aignan fort, »namentlich einige prachtvolle Eichen, so wird man mir glauben, wenn ich beteuere, daß es in Fontainebleau auch Dryaden gibt. Folgendes nun erzählte mir die Dryade des Parks von Fontainebleau. In dieser schönen, uns allen so lieben Ortschaft wohnen zwei Schäfer, von denen der eine Tirsis heißt. Er ist jung und schön, und seine Tugenden und Vorzüge machen ihn zum ersten, zum König der Schäfer. Seine Kraft ist so groß wie sein Mut. Er ist der Gewandteste auf der Jagd und der Weiseste im Rat. Natürlich erfreut sich der König der Schäfer hoher Gunst bei den Schönen seines Landes. Wer Tirsis gesehen und gehört hat, muß ihn lieben. Wer ihn liebt und von ihm wiedergeliebt wird, der hat das Glück gefunden. Tirsis hatte einen Gefährten, welcher sein untertänigster Diener war. Er hieß Amyntas. Von ihm ist wenig zu sagen. Neben Tirsis verblaßt er vollständig. Er ist keines Vergleiches mit ihm würdig. Er verlangt nichts anderes als einen Platz zu den Füßen des schönen Tirsis. Sein höchstes Glück ist, wenn Tirsis sich manchmalan ihn wendet und ihn zum Vertrauten seiner Herzensgeheimnisse macht. Er ist etwas älter als Tirsis und nicht ganz von der Natur vernachlässigt. Er sucht nicht zu glänzen, aber es verlangt ihn nach Liebe, und diese würde ihm gewiß zuteil werden, wenn man ihn richtig beurteilte.«
    Diese Phrase galt dem Fräulein von Tonnay-Charente, dem der Graf bei diesen Worten einen eindringlichen Blick zuwarf, aber die Dame hielt diesen Angriff ganz ruhig aus. Lauter Beifall erklang; man rief dem Erzähler zu fortzufahren, und der König gab selbst durch Kopfnicken das Signal dazu.
    »Eines Abends lustwandelte Tirsis mit Amyntas im Walde, und beide traten in ein tiefes Gebüsch, um hier einander ihr Liebesleid zu klagen. Da vernahmen sie plötzlich Stimmen.« – »Ha, jetzt, wird's interessant!« flüsterte jemand, und Madame warf, gleich einem General, der wachsam auf seine Armee aufpaßt, einen zurechtweisenden Blick auf die Montalais und die Tonnay-Charente, die sich nicht zu beherrschen wußten.
    »Diese lieblichen Stimmen,« erzählte der Graf weiter, »gehörten einigen Schäferinnen an, die sich ebenfalls im kühlen Walde ergingen und einen entlegenen Platz aufgesucht hatten, um ihre Gedanken über das Schäferdasein auszutauschen. Die Dryade hat mir versichert, alle drei seien sehr hübsch gewesen. Sie hat mir auch ihre Namen genannt: Phyllis, Amaryllis und Galathee. Sie plauderten also –«
    »O, Herr Graf,« unterbrach ihn Madame lachend, »erzählen Sie hübsch der Reihe nach! Erst die Porträts der drei Schönen.« – Saint Aignan warf einen Blick auf den König, und Ludwig, der selbst schon ein wenigunruhig zu werden begann, fürchtete das gleiche von der Herzogin und glaubte, eine so gefährliche Fragestellerin nicht noch zur Neugier reizen zu sollen. Er gab durch ein Kopfnicken sein Einverständnis zur ausführlichen Beschreibung der drei Schäferinnen.
    »Phyllis also,« erzählte Saint-Aignan weiter, »ist weder brünett noch blond, weder groß noch klein, weder kalt noch schwärmerisch. Aber sie ist geistreich wie eine Prinzessin und kokett wie eine Teufelin. Ihr Gesicht ist sehr anziehend. Sie gleicht einem Vogel, der beständig zwitschernd gern von einer Blume zur andern flattert und allen Vogelstellern trotzt, welche das Netz nach ihm stellen.«
    Diese Schilderung war so ähnlich, daß aller Augen sich sogleich auf Fräulein von Montalais richteten; diese aber machte ein ganz unbefangenes Gesicht und hörte mit der größten Seelenruhe zu. – »Ich gehe zu Amaryllis über,« fuhr der Erzähler fort. »Sie ist die älteste der drei Schäferinnen, hat jedoch noch nicht die zwanzig erreicht. Sie ist groß, hat üppiges Haar, das sie in griechischer Art trägt, einen majestätischen Gang und würdevolle Manieren. Sie gleicht daher mehr einer Göttin als einer Sterblichen. Sie ist eine Diana, die ihre Pfeile ins Herz aller armen Schäfer schießt, welche in den Bereich ihrer Augen und ihres Bogens kommen.« Die Tonnay-Charente, die bisher ein wenig finster dreingeschaut hatte, lächelte jetzt heiter. –
    »O, diese böse Schäferin!«

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