Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
sich auf diese Weise eine neue wertvolleHelferin erwerben. Wollen Sie einen Brief an sie schreiben?«
Fouquet nickte zerstreut; anscheinend legte er der Sache keine große Bedeutung bei; allein gewöhnt, die Ratschläge d'Herblays zu befolgen, ergriff er die Feder und sagte: »So diktieren Sie. Mir ist der Kopf so schwer, daß ich die richtige Form nicht finden würde.« – Aramis diktierte: »Mein Fräulein! Ich habe Sie gesehen und, was Sie nicht wundern wird, schön gefunden. Aber es fehlt Ihnen noch die Ihrer würdige Stellung; Sie verkümmern bei Hofe. Die Liebe eines hochgestellten Mannes kann Ihnen, sofern Sie Ehrgeiz haben, förderlich sein. So lege ich Ihnen meine Liebe zu Füßen. Wenn Sie sie erwidern, werde ich Ihnen meine Dankbarkeit erweisen, indem ich Sie auf immer frei und unabhängig mache.« – Der Minister sah auf. – »Unterzeichnen Sie!« sprach Aramis. – »Ist das durchaus notwendig?« fragte Fouquet. – »Ihre Unterschrift unter diesem Briefe ist eine Million wert, vergessen Sie das nicht, Herr Oberintendant.« – Fouquet setzte seinen Namen darunter. – »Und nun schicken Sie ihn durch einen zuverlässigen Boten an die Adressatin,« schloß der Bischof. – »Es mag geschehen,« sprach der Minister, »aber wenn Sie meinen, daß mir die Gunst einer Lavallière helfen könnte, so teile ich diese Zuversicht nicht. Ich sage Ihnen, wenn der König die Einladung, zu der Colbert mich zwingt, annimmt, so bin ich verloren. Nur das Geld gibt mir Macht über den König, und das Geld wird bald verbraucht sein.«
»Es wird sich Neues finden,« antwortete d'Herblay.
»Wo? das möchte ich wissen,« seufzte der Minister.
»Ich werde Ihnen sechs Millionen geben – wennes sein muß, sogar zehn.« – »In der Tat, d'Herblay. Sie setzen mich in Erstaunen,« versetzte Fouquet. »Sie erlauben mir doch, daß ich diese Worte ein wenig skeptisch auffasse? Oder sollte ich mich in Ihnen irren? Sollten Sie etwas anderes sein, als mir bekannt ist? Sollten Sie geheime Absichten verfolgen?«
»Ich verfolge nur die Absicht,« antwortete der Bischof, »auf dem Thron von Frankreich einen König zu haben, der ein Freund des Herrn Fouquet ist.« – »Das wird der König nie sein,« erwiderte der Oberintendant. – » Der König nicht,« sprach Aramis. Fouquet stutzte. »Ich verstehe Sie nicht,« murmelte er.
»Kann nicht auch ein anderer als Ludwig XIV. König sein?« setzte der Prälat hinzu. – »Sie sind von Sinnen!« rief Fouquet. »Kein anderer als Ludwig XIV. kann König sein. Ich wüßte wenigstens keinen andern, es sei denn Monsieur.« – »Aber ich weiß einen andern,« entgegnete der Bischof. »Und mein König wird auch Ihr König sein. Also seien Sie unbesorgt.«
»Herr d'Herblay, Sie sagen das in einem Tone, der mich mit Schauder erfüllt,« sagte Fouquet. »Sie machen mir ja förmlich Angst.« – Aramis lächelte. – »Und nun lachen Sie gar noch?« – »Sie werden auch lachen – aber vorläufig muß ich es allein,« antwortete Aramis. »Fürchten Sie nichts. Wenn es Zeit ist, werde ich mein Geheimnis offenbaren. Der Tag wird kommen, wo Ihnen die Schuppen von den Augen fallen werden. Zehnmal schon sind Sie dem Abgrund entronnen, in den Sie ohne meine führende Hand gestürzt wären. Sie sind vom General-Prokurator zum Intendanten, vom Intendanten zum Oberintendanten aufgerückt, und Sie werdenvon diesem Range noch zu dem eines » Maire du palais« gelangen.«
»Sie haben noch nie so zu mir gesprochen – Sie haben sich noch nie so zuversichtlich, das heißt, so verwegen, gezeigt,« rief Fouquet. – »Man kann vermessen sein, wenn man mächtig ist!« antwortete Aramis. – »Sie haben mir zehn Millionen geboten, Sie haben von der Entthronung und Einsetzung von Königen gesprochen –« – »Man kann davon sprechen, wenn man selbst über den Thronen und Königen dieser Welt steht,« versetzte Aramis. – »Dann sind Sie ja allmächtig,« stammelte Fouquet. – »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt und wiederhole es,« antwortete der neue Jesuitengeneral mit leuchtenden Augen und triumphierender Miene.
5. Kapitel. Pariert
Fräulein Aure von Montalais ging mit ihrer Freundin Luise, der sie sich jetzt wieder mit ganz besonderm Eifer widmete, im Park spazieren. »Gott sei Dank, daß man wieder eine freie Stunde hat!« sagte sie. »Seit gestern steht jedermann auf der Lauer, und ein Kreis von Aufpassern und Spionen umgibt uns, als wenn wir die gefährlichsten Hochverräter wären.« –
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