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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Liebeserklärungen. Alle Männer sind von sich selbst eingenommen. Sentimentale Schäfer am meisten. Die Worte, die die Horcher vernahmen, waren daher ihren Ohren eine überaus süße Melodie.«
    Man hörte Kichern und Lachen; der König erhob sich; ein Blitz sprühte aus seinen Augen. – »Meiner Treu, ein köstlicher Scherzi« rief er, »und sehr amüsant erzählt! Aber haben Sie die Sprache der Najade auch richtig verstanden?« – »Ich ließ sie ihre Erzählung vor einigen Damen meines Gefolges wiederholen,« antwortete Madame. »Sie werden bestätigen, daß meine Wiedergabe sich genau mit den Worten der Göttin deckt. Nicht wahr, Fräulein von Montalais, es ist so gewesen?« – »Jawohl, Madame,« antwortete Aure ohne Zaudern. – »War es so, Fräulein von Tonnay-Charente?« fragte Madam«. – »Es ist die reine Wahrheit,« erwiderte Athenais.– »Und Fräulein von Lavallière wird es auch bestätigen,« sagte die Herzogin.
    Das arme Kind fühlte den forschenden Blick des Königs auf sich gerichtet; sie wagte weder zu leugnen noch zu lügen; sie nickte flüchtig, aber ein eisiger Schauer, schmerzlicher als der Hauch des Todes, durchbebte sie. Gegen dieses dreifache Zeugnis wußte der König nichts zu sagen; Saint-Aignan stammelte mit erzwungener Heiterkeit: »Ein famoser Spaß! Und auch ganz hübsch gespielt von diesen drei Schäferinnen.« – »Die gerechte Strafe für die Neugierde,« sagte der König mit heiserer Stimme. »Wer möchte sich nach einer solchen Zurechtweisung, wie sie Tirsis und Amyntas erfahren haben, noch für die Herzensgeheimnisse von Schäferinnen interessieren? Ich gewiß nicht mehr, meine Herren!«
    »Ei, Graf!« rief Monsieur, sich mit lautem Lachen an Guiche wendend, »du sagst ja gar nichts. Bedauerst du etwa die Herren Tirsis und Amyntas?« – »Ja, ich bedaure sie von ganzem Herzen,« antwortete der Graf ernst. »Die Liebe ist ein so süßer Wahn, daß, um ihn betrogen zu werden, schlimmer ist als der Verlust des Lebens. Wenn die beiden Schäfer, die sich geliebt glaubten und an diesem Glauben ihr Glück fanden, nun einsehen müssen, daß es nur Spott war, dann halte ich Tirsis und Amyntas für die unglücklichsten Männer, die ich kenne.«
    »Graf, Sie haben recht,« sagte der König. »Der Tod ist eine gar harte Strafe für ein bißchen Neugierde.« – Bei diesen Worten heftete er einen vernichtenden Blick auf Luise von Lavallière, die einer Ohnmacht nahe war. Ludwig, der sonst sehr lange an den Gesellschaften beiMadame teilnahm, empfahl sich, um in seine Gemächer zurückzukehren. Madame frohlockte über ihren Triumph.
    Saint-Aignan folgte dem König; er war, als er ging, ebenso niedergeschlagen, wie er heiter gewesen war, als er kam. Aber das Fräulein von Tonnay-Charente, auf das der Graf einen nicht minder majestätischen Blick warf, als Ludwig auf Luise geworfen, war nicht so zartfühlend wie die Lavallière und blieb ganz gelassen.

6. Kapitel. Ein Strich durch die Rechnung
     
    Der König kehrte rasch in seine Gemächer zurück. Vielleicht ging er so schnell, um nicht zu wanken. Niemand war im Zweifel darüber, was ihn bewog, die Gesellschaft so plötzlich zu verlassen. Madame war darüber nicht betrübt. Sie glaubte dem König gezeigt zu haben, daß er eine ihm ebenbürtige fürstliche Person lieben könne, ohne Skandal befürchten zu müssen; ja er war dann des Einverständnisses, der Verschwiegenheit, der Ehrerbietung aller gewiß. Sobald er sich aber auf einen gemeinen Liebeshandel einlasse, so stoße er sogleich auf scharfen Tadel, selbst bei seinen geringsten Untertanen, und bringe sich selbst um den Nimbus der Unverletzlichkeit. Bei Ludwig aber war die Eigenliebe noch größer als die Liebe, und indem Madame ihn beschämt hatte, war es ihr gelungen, sich wirksam für die durch Ludwig erlittene Zurücksetzung zu rächen.
    Dennoch faßte sie die Dinge keineswegs tragisch auf. Leichtfertig wie sie war, kannte sie keine tiefen Leidenschaften,weder im Guten noch im Bösen. Sie war jung und schön, geistig regsam und kokett und ließ sich nur durch ihre Laune, ihre Phantasie und ihren Ehrgeiz leiten. Sie beurteilte den König nach sich selbst und meinte, er würde, wenn er die augenblickliche Verstimmung überwunden habe, über die Lavallière lachen und einsehen, daß die Prinzessin unendlich hoch über diesem unscheinbaren Mädchen stände und es eine Torheit gewesen sei, das Ehrenfräulein der Herzogin vorziehen zu wollen.
    Sie irrte sich in ihrem Urteil über

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