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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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den König. Ludwig war weit tiefer und schmerzlicher verwundet, als sie glaubte. Wenn ihm ein ähnlicher Schlag aus dem Volk heraus, in Gestalt eines Aufruhrs, versetzt worden wäre, dann hätte er sich mit aller Kraft dagegen verwahrt. Aber gegen Frauen konnte er nicht kämpfen, an Frauen konnte er sich nicht vergreifen. Es war wohl eine entsetzliche Schmach für einen König, von einem Provinzfräulein angeführt worden zu sein, aber durch jede Maßnahme, die auch nur eine Spur von Zorn verraten hätte, würde die Schmach nur noch größer geworden sein. Ja, er durfte sich nicht einmal ungehalten zeigen, um keinen neuen Grund zum Lachen zu geben. In aller Stille mußte die Blamage hinuntergeschluckt werden, und unveränderte Leutseligkeit, selbst gegen die Missetäterinnen, war das einzige Mittel, über seinen Groll hinwegzutäuschen.
    Wenn die Prinzessin die Anstifterin des ganzen Vorfalls gewesen wäre, so hätte sie recht gehabt. Das gab der König zu. Hatte er sich ihr nicht mit süßen Liebesworten genähert? War sie nicht nur seiner verführerischen Stimme gefolgt, indem sie ihn liebte? Und nun sah sie sich durch eine Untreue belohnt, die um sodemütigender war, als sie wegen einer tief unter ihr stehenden Nebenbuhlerin erleiden mußte. Hatte sie aber keinen Teil an der Täuschung, dann hatte der König auch keinen Grund, ihr zu zürnen.
    Das naive Bekenntnis der Lavallière hatte dem königlichen Herzen unendlich wohlgetan; er hatte an diese unschuldige, uneigennützige, reine Liebe geglaubt. Seine Seele, selbst noch naiv und jugendlich, war dieser andern Seele, die sich ihm offenbarte, entgegengeflogen. Und nun sollte es Lug und Trug gewesen sein: ein Fastnachtsscherz, eine Fopperei. Ein anspruchsloses Mädchen aus der Provinz, dem man im Grunde alles: Schönheit, Geburt, Geist, absprechen konnte, hatte den König genarrt – den König, der wie ein asiatischer Sultan nur mit den Augen zu suchen, nur die Hand auszustrecken, nur sein Taschentuch fallen zu lassen brauchte.
    Und dieser König hatte sich 24 Stunden lang nur mit diesem Mädchen beschäftigt, ihr Bild im Herzen getragen und, nur an sie denkend, nach ihr schmachtend, die vielen schönen Frauen nicht beachtet, die seinen Hof belebten. In der Tat, es war zu viel! Und doch, es ließ sich gar nichts tun. Es blieb nichts weiter übrig, als die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    Als Ludwig zu diesem für seine gekränkte Eitelkeit schmerzhaften Ergebnis seiner Betrachtungen gelangte, trat ein Lakai herein und überreichte ein offenbar von Frauenhand geschriebenes Billett. – »An Seine Majestät,« sagte er. – »Von wem?« fragte der König. – »Das weiß ich nicht. Es ist mir von einem Hausoffizier übergeben worden,« war die Antwort. – Der König trat an den Leuchter, und im Schein der Wachskerzen öffnete er das Briefchen und las: »Sire, verzeihen Siemeine Zudringlichkeit, verzeihen Sie mir vor allem, daß ich gewisse Vorschriften außer acht lasse, aber ich kann nicht anders. Ich bin von Schmerz und innerm Kampfe erschöpft und bitte Eure Majestät um die Gnade einer Audienz, in welcher ich meinem König die volle Wahrheit sagen werde. Luise von Lavallière.«
    Der König glaubte zu träumen. Aber ein unsagbar frohes, wonniges Gefühl wallte plötzlich über ihn hin, als wenn ihn der Hauch des Frühlings gestreift hätte. Er rief Saint-Aignan, der im Nebenzimmer seiner Befehle harrte. »Graf, nimm deinen Mantel und begleite mich!« gebot er, ohne sich zu besinnen. »Weißt du, wo die Ehrenfräulein der Herzogin von Orléans wohnen?« – »Gewiß.« – »Kennst du jemand, der uns Zutritt verschaffen kann?« – »Ja, ich kenne einen jungen Mann, der mit einem Fräulein sehr gut bekannt ist.« – »Mit der Tonnay-Charente?« – »Nein, leider nur mit der Montalais.« – »Wie heißt er?« – »Malicorne.« – »Ein häßlicher Name. Und meinst du, daß er uns helfen kann?« – »Ich denke, ja.« – »So laß uns gehen.«
    Am Fuße der Treppe, die zu dem Zwischenstock führte, wo die Ehrendamen logierten, blieb Saint-Aignan stehen und ließ durch einen vorübergehenden Lakai Herrn Malicorne rufen. Er erschien nach zehn Minuten, der König zog sich in den dunkelsten Teil des Korridors zurück. Als Saint-Aignan seinen Wunsch zu erkennen gab, antwortete Malicorne ausweichend. – »Einlaß in die Wohnung der Ehrendamen?« sagte er, »das geht nicht gut, Herr Graf. Da muß man doch wissen, in welcher Absicht Sie hinein wollen.« – »Das

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