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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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kann ich Ihnen leider nicht mitteilen, lieber Herr Malicorne. Sie müssenmir also schon so über den Weg trauen – wir kennen uns ja doch.« – »Wenn schon, Herr Graf, und es wäre vielleicht nicht so bedenklich, wenn noch alle Ehrendamen hier wären, aber Madame hat die andern alle wieder in ihre Privatzimmer zurückkehren lassen und in diesem nur die Fräulein von Lavallière und von Montalais zurückbehalten. Sie begreifen – ich könnte nur zwei Herren Einlaß gewähren: dem Grafen von Bragelonne und dem König selbst.«
    »So lassen Sie den König ein, ich befehle es Ihnen,« sagte Ludwig XIV., indem er vortrat und den Mantel auseinanderschlug. »Das Fräulein von Montalais wird zu Ihnen herunterkommen, während wir zu Fräulein von Lavallière gehen, denn ihr allein gilt unser Besuch.« – »Seine Majestät!« stammelte Malicorne, indem er dem Monarchen zu Füßen fiel. – »Ja, der König, der Ihnen sowohl für Ihren Widerstand wie für Ihre Nachgiebigkeit Dank weiß. Stehen Sie auf und lassen Sie uns ein.« – »Wie Majestät befehlen,« sagte Malicorne und schritt die Treppe voran.
    »Rufen Sie Fräulein von Montalais heraus,« sagte der König, oben angelangt. »Sie darf nicht wissen, daß ich hier bin, verstanden?« – Malicorne verneigte sich. Aber während Malicorne öffnete und eintrat, besann sich Ludwig eines andern und erschien gleichzeitig mit ihm in dem Zimmer. Die Lavallière ruhte in einem Lehnstuhl, die Montalais stand vor einem Spiegel und kämmte sich das Haar. Als die Männer eintraten, stieß sie einen Schrei aus und entfloh. – Malicorne ging ihr nach. Saint-Aignan trat in eine Ecke des Gemachs; der König schritt auf Luise zu. Sie richtete sich wie ein galvanisierterLeichnam in die Höhe und sank gleich darauf in den Stuhl zurück.
    »Sie wünschen eine Audienz, mein Fräulein,« begann Ludwig XIV., »ich bin bereit, Sie anzuhören.« – Die Lavallière erhob sich abermals. Zitternd stand sie vor dem König. Sie vermochte nur die Worte zu stammeln: »Majestät, verzeihen Sie mir!« – »Was soll ich Ihnen denn verzeihen?« fragte Ludwig. – »O, ich habe einen großen Fehler begangen, ja ein schweres Verbrechen: ich habe Eure Majestät beleidigt,« sagte Luise.
    »Nicht im geringsten,« antwortete der König. – »Sire, ich bitte Sie inständigst, lassen Sie mich durch diesen furchtbaren Ernst nicht Ihren gerechten Zorn fühlen! Ich fühle es, ich habe Sie beleidigt, aber ich muß Ihnen erklären, daß dies ganz gegen meinen Willen geschehen ist.« – »Inwiefern haben Sie mich beleidigt, Fräulein?« versetzte Ludwig XIV., »ich sehe es nicht ein. Etwa durch jenen mädchenhaften Scherz? Was ist dabei, wenn sich ein junges Mädchen über einen leichtgläubigen jungen Mann lustig macht? Jede andere an Ihrer Stelle hätte ebenso gehandelt.«
    »O, Eure Majestät geben mir mit diesen Worten den Todesstoß!« – »Ist das alles, was Sie mir zu sagen hatten?« fragte der König, indem er einen Schritt zurücktrat. – Die Lavallière aber folgte ihm und sah ihn mit ihren großen, verweinten Augen an. – »Majestät haben alles gehört, was ich unter der Königseiche gesprochen habe?« stammelte sie. – »Kein Wort ist mir entgangen,« antwortete Ludwig. – »Und haben Majestät wirklich auch nur auf einen Augenblick geglaubt, ich hätte Ihre Leichtgläubigkeit mißbrauchen wollen? Können Majestät sich nicht denken, daß ein armes Mädchen, wie ich, bisweilengezwungen sein kann, sich stumm dem Willen anderer zu beugen?«
    »Ich verstehe nicht,« erwiderte der König, »wie jemand, der den Mut hat, sich so frei zu äußern, wie Sie es unter der Königseiche taten, nachher sich von andern ducken lassen soll.« – »Aber die Drohung, Majestät –«
    »Drohung?« rief Ludwig. »Wer hat Ihnen gedroht? wer hat es gewagt?« – »Jemand, der das Recht dazu hat. Verzeihen Sie, Sire, es gibt in Ihrer Umgebung hochstehende Personen, die sich für befugt halten, ein Mädchen ohne Zukunft und Vermögen, das nichts hat als ihren guten Namen, zugrunde zu richten.«
    »Mein Fräulein,« antwortete der König streng, »ich liebe es nicht, daß man sich entschuldigt durch Verdächtigung anderer. Sie hätten es leicht, sich zu rechtfertigen. Es tut mir weh, daß Sie zu Vorwürfen und Anschuldigungen greifen.« – »Majestät schenken mir also keinen Glauben?« rief Luise. – Der König schwieg. Sie schlug die Hände zusammen. »Sie glauben mir nicht!« rief sie. »Sie glauben nur, ich

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