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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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war gesprächiger, zwangloser als sonst, so daß Baisemeaux sich fast ein wenig darüber wunderte. Als sie beim Dessert angelangt waren und der Gouverneur sich schon der trügerischen Hoffnung hingab, der Bischof werdean diesem Tage, da er dem Weine sehr brav zugesprochen hatte, einmal keine Geheimnisse haben, wurde ein Kurier in den Hof gelassen, und gleich darauf überbrachte man Herrn Baisemeaux eine Order des Königs.
    »Ah, das ist verdrießlich,« brummte er. »Muß das auch gerade beim schönsten Trinken kommen!« – »Baisemeaux, Baisemeaux!« lachte Aramis, »ein Befehl des Königs ist heilig! – »Ja doch,« antwortete der Gouverneur, »aber die Gemütlichkeit und die Gastfreundschaft sind mir auch heilig, und nun muß ich Sie vernachlässigen, um zu tun, was der König will. Also erlauben Sie!« – Mit diesen Worten öffnete er den Befehl. – »Es ist eine Freilassung,« sagte er verdrießlich. »Wieder einer weniger! Und es kommt kaum noch alle Wochen ein neuer herzu. Erst letztens – Sie waren ja dabei – mußte ich den Grafen de la Fère ziehen lassen, wo ich mich schon drauf gefreut hatte, wieder mal einen vornehmen Herrn hereinzubekommen. Eine schlechte Zeit, Herr Bischof, Gott sei's geklagt!«
    »Aber Sie sind doch Christ, lieber Baisemeaux, und sollten sich freuen, wenn ein armer Mann die Freiheit wiedererlangt,« sagte Aramis. »Wer soll denn entlassen werden?« – »Ah, Seldon, jener Pamphletist, der den Spottvers auf die Jesuiten gemacht hat. Und jetzt um acht Uhr abends!« – »Gleichviel!« meinte Aramis, »königliche Befehle müssen vollzogen werden.« – »Dieser muß sogar ohne weiteres vollzogen werden, denn er trägt den Vermerk eilig,« sprach der Gouverneur, »in jedem andern Falle würde ich bis morgen früh gewartet haben.«
    »Ei, ei, und denken Sie gar nicht daran, daß Sie die Leiden eines Gefangenen abkürzen, wenn Sie ihn so rasch wie möglich losgeben? Ist es doch etwas Schönesum den Augenblick, wo man nach Jahren der Kerkerhaft die Luft der Freiheit atmet! Jede Minute, die Sie so einem armen Gefangenen schenken, wird Ihnen Gott im Paradiese durch Jahre der Glückseligkeit vergelten.«
    »Wenn nur nicht das Essen drüber kalt würde!« seufzte der Gouverneur. Darauf wandte er sich nach der Tür, um mit dem Boten zu sprechen. Der Befehl war auf dem Tische liegen geblieben. Aramis benutzte diesen Augenblick, um ihn gegen einen, den er aus dem Rock zog, zu vertauschen. Es war ein ebensolches Papier, dem echten Befehl täuschend nachgeahmt. Nur ein andrer Name stand darauf.
    »Eigentlich ist's eine Grausamkeit, einen Gefangnen um diese Stunde an die Luft zu setzen,« brummte Baisemeaux. »Wohin soll er gehen? Nach so vielen Jahren der Haft wird er sich nicht mehr zurechtfinden.« – »Ich werde ihn führen,« sagte Aramis, »das ist Pflicht eines Mannes der Kirche.« – »Sie wissen auf alles eine Antwort,« sprach der Gouverneur, und seinem Diener rief er zu: »Man soll die Zelle Seldons aufschließen. Nordturm Nummer 3.« – »Wie sagten Sie?« rief Aramis. »Seldon? Sie meinen doch wohl Marchiali?« – »Der Befehl lautet auf Seldon,« sagte Baisemeaux. – »Aber Sie irren sich, Gouverneur,« rief d'Herblay und neigte sich über das auf dem Tische liegende Dokument. »Hier steht groß und deutlich: Marchiali.« – »Was?« versetzte Baisemeaux, »ich las doch eben Seldon. Das ist merkwürdig,« sagte er mit großer Unruhe, als er nun den Namen Marchiali las. »Ich weiß ganz genau, daß es Seldon geheißen hat. Unter dem Namen war ein Tintenfleck – hier ist jetzt keiner.« – »Wie es auch gewesen sein mag, lieber Baisemeaux,« erwiderte Aramis.»Der vom König unterzeichnete Befehl betrifft Marchiali. ›Marchiali ist in Freiheit zu setzen,‹ steht hier klar und deutlich. Also müssen Sie Marchiali loslassen.«
    »Hm,« murmelte der Gouverneur, »Marchiali erhielt den Besuch des Beichtvaters vom Jesuitenorden –« und er sah Aramis mit unverhohlenem Mißtrauen an.
    »Das weiß ich nicht,« antwortete dieser. – »Und doch ist es noch gar nicht so lange her,« meinte Baisemeaux. – »Das ist möglich, lieber Gouverneur, indessen ist es bei uns gut, daß der Mann von heute nicht wisse, was der Mann von gestern getan hat. – »Jedenfalls hat der Besuch des Beichtvaters diesem Menschen Glück gebracht,« sprach Baisemeaux. »Wohl, ich werde ihn loslassen; aber ich werde erst einen Eilboten ans Ministerium senden und fragen lassen, ob die Sache auch ihre

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