Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
aber kein Verräter sein will, darf ich das Geheimnis meines Herrn nicht preisgeben. Nun, gib doch noch einmal etwas her, alter Schädel, der du mir so manchmal einen guten Gedanken beschertest! Zunächst, weshalb fällt Fouquet in Ungnade? Erstens, weil er Herrn Colbert verhaßt ist, zweitens, weil er Fräulein von Lavallière lieben wollte, und drittens, weil der König Herrn Colbert und die Lavallière liebt. Er ist verloren; aber soll ich ihn ergreifen, weil er den Ränken eines Schreibers und eines Weibes unterliegt? Pfui! Ist er wirklichein gefährlicher Mensch, dann nieder mit ihm! Wird er zu Unrecht verfolgt, dann will ich sehen, was sich machen läßt. Und da bin ich auf den Punkt gekommen, wo kein Mensch, auch nicht der König, Einfluß auf meine Meinung hat. Anstatt also Herrn Fouquet zu packen und festzunageln, werde ich bemüht sein, mich als Mann von guter Art zu betragen. Man wird darüber sprechen, aber man wird gut davon sprechen.«
D'Artagnan gürtete den Degen um und ging geradeswegs zu Herrn Fouquet, der nach den Triumphen dieses Tages ruhig zu schlafen gedachte. Die Luft roch noch nach dem Qualm des Feuerwerks. Die Kerzen verbreiteten ihren ersterbenden Schein, die Blumen hauchten ihre letzten Düfte aus. Fouquet war allein mit seinem Kammerdiener, als d'Artagnan auf der Schwelle erschien. Es war für einen Mann wie d'Artagnan unmöglich, je bei Hofe populär zu werden; obwohl man ihn stets und überall sah, rief sein Erscheinen doch immer wieder eine fatale Wirkung hervor. – So war es auch jetzt bei Herrn Fouquet.
»Sie hier, Herr d'Artagnan?« rief er aus. – »Zu dienen,« antwortete der Musketier. – »Treten Sie nur ein.« – »Ich danke.« – »Haben Sie mir noch etwas mitzuteilen?« – »Das nicht, mein Herr,« antwortete der Gaskogner. »Sie schlafen also hier?« – »Wie Sie sehen,« sagte Fouquet, mehr und mehr betroffen. – »Sie haben da dem König ein sehr schönes Fest angerichtet,« sprach d'Artagnan. – »Finden Sie? War der König zufrieden?« fragte der Oberintendant. – »Einfach bezaubert!« sagte der Musketier. »Ist das Ihr Bett dort?« – »Jawohl. Warum fragen Sie danach? Gefällt Ihnen das Ihrige nicht? Sagt Ihnen Ihr Zimmer nicht zu?«»Offen gesagt, nein!« – »So trete ich Ihnen meins ab.« – »O, ich werde Sie nicht berauben. Aber vielleicht gestatten Sie mir, dieses Zimmer mit Ihnen zu teilen?« – Fouquet sah den Musketier scharf an. – »Sie kommen im Auftrag des Königs?« fragte er kurz. »Nun ja, Monseigneur. Doch ich versichere Ihnen, ich denke nicht daran, meine Order zu mißbrauchen...« Fouquet hieß den Kammerdiener hinausgehen und fragte dann: »Was haben Sie mir zu sagen, mein Herr?«
»Ich habe Ihnen gar nichts zu sagen,« versetzte der Gaskogner. »Mich verlangt nur nach Ihrer Gesellschaft.« »Sie verhaften mich also?« – »Bewahre!« – »Oder Sie bleiben als Wache bei mir?« – »Das ja.« – »So bin ich in Ungnade. Ich war todmüde und wollte schlafen. Das hat mich wieder munter gemacht. Herr, ich bestelle meine Pferde und reise nach Paris. Werden Sie mich zurückhalten?« – »Nein, aber mitreisen.« – »Genug!« rief Fouquet. »Warum verhaften Sie mich? Was habe ich getan?« – »Das weiß ich nicht – auch verhafte ich Sie bis jetzt noch nicht.«
»Bis jetzt noch nicht?« wiederholte Fouquet erbleichend. »Aber morgen vielleicht.« – »Wir haben noch nicht morgen,« sagte d'Artagnan. »Wer kann für das einstehen, was morgen geschehen mag?« – »Lassen Sie mich hinaus, ich muß mit Herrn d'Herblay sprechen.« – »Monseigneur, es ist unmöglich.« – »Mit d'Herblay, Ihrem Freunde!« – »Ich habe darüber zu wachen, daß Sie dieses Zimmer nicht verlassen, Herr Oberintendant. Aber wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben wollen hierzubleiben, dann will ich gehen und Herrn d'Herblay zu Ihnen bringen.«
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!« rief Fouquet erfreut. Der Kapitän ging hinaus. – Der Oberintendant stürzte auf seinen Schreibtisch zu und öffnete einige geheime Fächer. Er riß einen Ballen Papiere und Rechnungen heraus und warf sie in den Ofen. Dann sank er in den Lehnstuhl und wartete mit Ungeduld. Nach einer Viertelstunde kehrte d'Artagnan zurück. Er hatte d'Herblay nicht gefunden. Der Kapitän war von vornherein überzeugt gewesen, Fouquet wolle nicht fliehen sondern nur gewisse Papiere beiseiteschaffen, die ihn in einem Prozeß kompromittieren könnten. Als er nun den Rauch sah, der noch nicht ganz
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