Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
bedauernswerten Sohn zum zweiten Male verdammen ließ.
Der Unglückliche trat zu ihr hin und sprach: »Wenn ich nicht Ihr Sohn wäre, würde ich Ihnen fluchen, daß Sie mich solches Elend erleiden lassen!« – D'Artagnan hörte diese Worte, und ein Schauer rieselte ihm durchs Gebein. Er verneigte sich vor dem jungen Prinzen und sprach tiefergriffen: »Monseigneur, halten zu Gnaden – ich bin Soldat, nichts weiter. Ich habe dem, der eben hinausging, den Treueid geleistet.« – »Dank, Herr d'Artagnan! Doch was ist mit Herrn d'Herblay geschehen?« – »Er ist in Sicherheit,« antwortete eine Stimme. »Und solange ich lebe, wird niemand ihm ein Leid tun.«
»Herr Fouquet!« rief der Prinz und lächelte traurig. – »Monseigneur!« sprach der Minister, sich auf ein Knie niederlassend. »Verzeihen Sie mir, aber jener, der eben hinausgegangen ist, war mein Gast.« – »Wackere Freunde und edle Herzen!« murmelte der Prinz. »Ach, eine Welt, wo es das gibt, muß doch schön sein. Vorwärts, d'Artagnan, ich gehöre Ihnen.« – Colbert tratherein und überreichte d'Artagnan einen Befehl. Der Musketier las das Papier und zerknitterte es. – »Was ist es?« fragte der Prinz. – Da reichte der Kapitän es ihm, und Philipp las: »Herr d'Artagnan hat den Gefangenen nach der Insel Santa-Margareta zu bringen und ihm eine eiserne Maske vors Gesicht zu legen, welche festgelötet werden soll, so daß der Gefangene sie zeit seines Lebens nicht abnehmen kann.«
»Ich bin bereit,« sprach Philipp resigniert.
»Aramis hatte recht,« flüsterte Herr Fouquet dem Musketier ins Ohr. »Dieser hat ebensoviel von einem König wie der andere.« – »Mehr noch,« versetzte d'Artagnan. »Nur fehlen ihm Leute wie ich und Sie.«
8. Kapitel. Die eiserne Maske
Rudolfs Verlangen, Frankreich zu verlassen und in fremdem Lande in den Kampf zu ziehen, fand rasch Erfüllung. Der Herzog von Beaufort – auch ein alter Bekannter der vier Musketiere – rüstete für Ludwig eine Flotte und ein Heer aus, um einen Eroberungszug in Nordafrika zu unternehmen. Bei ihm war nun Athos Fürsprecher für seinen Sohn, und Beaufort ernannte Rudolf, von dem er durch den Prinzen von Condé schon viel Gutes gehört hatte, zu seinem Adjutanten. Er sandte ihn nach Toulon, um dort Mannschaft anzuwerben unddie Schiffe segelfertig zu machen. Rudolf trat ohne Säumen die Reise an, und Athos begleitete ihn, um den Abschied noch so lange wie möglich hinauszuschieben.
Ehe Vater und Sohn Blois verließen, sahen sie Aramis und Porthos wieder, die auf der Flucht nach Belle-Ile waren. Der Bischof konnte in Blois keine Pferde auftreiben. Da der Herzog von Beaufort gerade in dieser Gegend Mannschaften anwarb, so hatte man ihm alle brauchbaren Pferde zugeführt. Die Flüchtlinge waren in größter Verlegenheit, als sich d'Herblay des Grafen de la Fère erinnerte, dessen Schloß nur ein kurzes Stück von Blois entfernt war. Ihr Besuch konnte freilich nur von kurzer Dauer sein, da sie es eilig hatten. Dennoch fand Aramis Zeit, Athos alles, was geschehen war, zu erzählen. Athos war sprachlos, aber er zauderte nicht, seinen Freunden die besten Gäule zu geben, die er besaß, und schied mit herzlichem Händedruck, namentlich von Porthos, der sich in seinen Mantel wickelte mit den Worten: »Nicht wahr, ich bin ein Glückskind? Der König wird mich zum Herzog machen.« – Denn Aramis hatte ihn noch immer nicht dem Wahne entrissen, daß alles, was sie täten, im Dienste Ludwigs XIV. geschähe.
Rudolfs Wunde war noch nicht vernarbt, obwohl Athos alle Ueberredungskünste aufbot, ihm begreiflich zu machen, daß der Schmerz über eine erste Untreue kaum jemals einem Liebenden erspart bleibe. Bragelonne konnte es nicht fassen. – »Ich werde mich nie,« sagte er immer wieder, »an den Gedanken gewöhnen, Luise, die reinste, offenherzigste der Frauen, habe einen so ehrbaren und aufrichtig liebenden Mann, wie ich bin, in so niedriger Weise betrügen können. Luise soll eine schamlose Mätresse sein? Ach, mein Vater, das ist ein Gedanke,der mir das Herz zerreißt, der mich noch töten wird.«
Da wandte Athos ein verzweifeltes Mittel an. Er verteidigte Luisens Verrat. – »Hätte sie sich in den König verliebt, nur weil er der König ist, dann würde sie verdienen, eine schändliche Dirne genannt zu werden. Aber sie liebt ihn, weil er jung und schön ist. Sie hat ihre Schwüre, er seinen Rang vergessen. Die Liebe entschuldigt alles, Rudolf.«
Solche Gespräche führten sie auf
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