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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Reiter. Dann sah man eine bunt geputzte Menschenmenge erscheinen, und leichte Wolken von Weihrauch stiegen in die Luft. Darüber hinweg waren die Prozessionsfahnen und das Kruzifix zu erkennen. Soldaten mit Blumensträußen auf den Bajonettspitzen, Mädchen in Weißen Kleidern eröffneten den feierlichen Zug einer Prozession. Eine Schar von kirchlichen Würdenträgern, Jesuiten und Dominikanern begleitete den Baldachin, unter dem ein Mann mit blassem, edlem Gesicht, schwarzen Augen, schwarzem, schon von silbernen Fäden durchzognem Haar und ausdrucksvollem Munde einherging. Die Bischofsmütze verlieh diesem majestätischen Antlitz das Gepräge der Hoheit und Strenge.
    »Aramis!« rief der Musketier unwillkürlich, alsdiese stolze Erscheinung an ihm vorüberging. – Der Prälat stutzte, sah rasch nach der Seite, von wo dieser Ruf kam und erkannte sofort Porthos und d'Artagnan. Ein flüchtiges Erröten huschte über seine Wangen, dann sah er wieder so streng und gebieterisch aus wie zuvor. Aber hinter dieser Ruhe seines Antlitzes verbarg sich nun der Gedanke: »Was will d'Artagnan hier?« – Denn Aramis war noch immer der Alte und hatte stets irgendein Geheimnis zu behüten. Der Blick des Gaskogners hatte ihm verraten, daß sein Freund ein Spürhund geworden war, vor dem er sich in acht zu nehmen hatte.
    »Ein guter Mensch!« murmelte Porthos. »Sehen Sie nur, wie rasch er jetzt geht. Er beeilt sich, um möglichst bald zu seinen Freunden zu kommen. Er sehnt sich danach, uns zu begrüßen.« – D'Artagnan antwortete nicht. Bei sich selber aber sagte er: »Er hat mich nun gesehen, der Fuchs, und kann sich bequem auf die Unterredung mit mir vorbereiten.« – Sie begaben sich unverzüglich zum bischöflichen Palast und warteten dort. Nach zehn Minuten erschien Aramis wie ein Triumphator, die Soldaten präsentierten wie vor einem General, und die Bürger begrüßten ihn auf seinem Wege mehr wie einen Freund und Gönner als wie ein kirchliches Oberhaupt. D'Artagnan achtete auf alle Vorgänge mit größter Aufmerksamkeit. »Porthos ist dicker, Aramis aber größer geworden,« dachte er bei sich.

8. Kapitel. Aramis
     
    Nach einer Viertelstunde, während welcher Porthos und d'Artagnan lange Gesichter machten und die Daumen umeinander drehten, öffnete sich endlich eine Tür, und Seine Herrlichkeit erschien im Prälatenkleid. Er trug das Haupt hoch, wie jemand, der gewohnt war zu befehlen. Das weite, violette Gewand war an der Seite zurückgeschlagen, und er stemmte eine Hand auf die Hüfte. Er trug noch den zierlichen Schnurrbart und den langen Knebelbart à la Louis XIII. Ohne Umstände ging er auf den Musketier zu und schloß ihn in die Arme. Dann reichte er Porthos die Hand, die der Herkules mit seinen riesigen Fäusten ungestüm ergriff. D'Artagnan wunderte sich nicht, daß es die linke Hand war: die mit Ringen geschmückte rechte hatte ihm Porthos wohl schon mal zu arg gequetscht. Darauf bot Aramis dem Musketier einen Stuhl, den er so stellte, daß das Licht seinem Freunde ins Gesicht fiel, während er selbst sich in den Schatten setzte.
    D'Artagnan entging dieser Kniff nicht, er ließ sich aber nichts merken. Er dachte: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Aramis begann das Gespräch. »Lieber alter Freund, welch glücklicher Zufall!« rief er. – »Allerdings ist es ein Zufall, hochwürdiger Freund,« antwortete der Gaskogner. »Meine Freundschaft zu Ihnen bewog mich, Sie zu suchen, wie ich dies stets getan habe, wenn ich ein paar Stunden frei war.« – »Wahrlich, er hat Sie gesucht, Aramis,« bestätigte Porthos, »und dabei mich in Belle-Ile gefunden.« – »Da haben wir's,« dachte derChevalier, »Porthos muß doch immer mit der Tür ins Haus fallen.« – »In Belle-Ile? Soweit ist er gekommen. Sehr liebenswürdig von ihm!« sagte Aramis. – »Und da habe ich ihm erzählt, Sie seien in Vannes,« setzte Porthos hinzu. – »Das wußte ich so schon,« sagte d'Artagnan. »Und nun sagen Sie mal, lieber Aramis, wollen Sie sich hier zeitlebens begraben? So weit von Paris?« – »Lieber Freund,« antwortete d'Herblay, »Vannes ist ein Bistum, das 20 000 Livres im Jahre einbringt. Das ist für einen armen Prälaten ganz hübsch. Und dann: ich werde alt; das großstädtische Treiben fällt mir auf die Nerven. Mit meinen 57 Jahren sehne ich mich nach Ruhe. Und die habe ich in dieser alten ehrwürdigen Stadt gefunden. Einkehr halten und Gott näherkommen, das ist's, was mir jetzt nottut.«
    »Ein vollkommener Mann

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