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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Gelegenheit war günstig. Er stellte seine Bedingungen: die zwei Reitzeuge gegen ein Pferd, oder wenn er wolle, gegen hundert Pistolen. Der Engländer rechnete schnell; die zwei Reitzeuge waren wenigstens dreihundert Pistolen wert; er schlug ein. D'Artagnan warf mit Zittern die Würfel; sie zeigten die Zahl drei. Seine Blässe erschreckte Athos, der bloß sagte:
    »Hm, Freund, der Wurf ist traurig; Ihnen, mein Herr, werden die Pferde mit dem Gezeug zufallen.« Der Engländer triumphierte und gab sich nicht einmal die Mühe, die Würfel zu rollen. Er warf sie auf den Tisch, ohne hinzublicken, so versichert war er seines Sieges. D'Artagnan wandte sich, um seine böse Laune zu verbergen.
    »He! he! he!« rief Athos mit seiner gelassenen Stimme, »der Wurf ist außerordentlich; ich sah ihn nur viermal in meinem Leben: zwei Asse!« Der Engländer sah höchst erstaunt, auch d'Artagnan sah und glühte vor Freude.
    »Nimmt der Herr sein Pferd wieder?« fragte der Engländer.
    »Ja,« versetzte d'Artagnan.
    »Nun, und geht es nicht auf Revanche?«
    »Unsere Bedingnisse sagten nichts von einer Revanche: Sie werden sich erinnern.«
    »Es ist wahr. Das Pferd soll Ihrem Bedienten übergeben werden.«
    »Einen Augenblick,« sagte Athos. »Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich ein Wort mit meinem Freunde sprechen,«
    »Sprechen Sie.« Athos zog d'Artagnan beiseite.
    »Nun,« fragte d'Artagnan, »was willst du noch versuchen? Du willst, daß ich weiterspiele, nicht wahr?«
    »Nein, ich will, daß Ihr nachdenket.«
    »Worüber?«
    »Ihr nehmt das Pferd wieder?«
    »Allerdings.«
    »Ihr tut unrecht; ich würde die hundert Pistolen nehmen; Ihr wißt ja, daßIhr mit dem Reitzeug gegen das Pferd oder gegen hundert Pistolen spieltet.«
    »Ja.«
    »Ich würde die hundert Pistolen nehmen.«
    »Nun, und ich nehme das Pferd.«
    »Ich wiederhole Euch, Ihr tut unrecht. Was tun wir denn mit einem Pferde für uns beide? ich kann doch nicht hinten aufsitzen; wir sehen aus wie die zwei Haimonskinder, die ihre Brüder verloren haben; Ihr werdet mich doch nicht dergestalt demütigen, daß Ihr auf diesem herrlichen Pferde neben mir trabt? Ich würde mich keinen Augenblick bedenken, und die hundert Pistolen nehmen; wir haben Geld nötig zur Rückreise nach Paris.«
    »Ich bleibe einmal bei dem Pferd, Athos!«
    »Und Ihr tut unrecht, mein Freund; ein Pferd reißt aus, ein Pferd bäumt sich und schlägt über, ein Pferd frißt aus einer Krippe, woraus ein rotziges Pferd gefressen hat – und sodann sind ein Pferd oder vielmehr hundert Pistolen verloren; dann muß ein Herr sein Pferd nähren, wogegen hundert Pistolen den Herrn nähren.«
    »Wie sollen wir aber zurückkommen?«
    »Potz Wetter! auf den Pferden unserer Lakaien; man sieht es uns doch am Gesicht an, daß wir Männer vom Stande sind.«
    »Wir werden gut aussehen auf solchen Kleppern, indes Aramis und Porthos auf ihren prächtigen Pferden einhertraben.«
    »Aramis und Porthos!« rief Athos, und erhob ein schallendes Gelächter. »Was ist's denn?« fragte d'Artagnan, der die Lustbarkeit seines Freundes gar nicht begriff. »Nichts, nichts! fahrt nur fort,« entgegnete Athos. »Also – Eure Ansicht ist – ?«
    »Die hundert Pistolen zu nehmen, d'Artagnan! mit den hundert Pistolen können wir bis zu Ende des Monats zechen; seht, wir haben viel ausgestanden, und müssen uns ein wenig erholen.«
    »Ich mich erholen? o nein, Athos! sobald ich in Paris bin, spüre ich jener armen Frau wieder nach.«
    »Nun, haltet Ihr etwa ein Pferd für diesen Zweck nützlicher als hundert schöne Louisdors? Nehmt die hundert Pistolen, Freund!« D'Artagnan bedurfte nur eines Grundes, um sich zu ergeben, dieser schien ihm vortrefflich. Außerdem fürchtete er, in Athos' Augen selbstsüchtig zu erscheinen, wenn er sich länger widersetzte. Somit willigte er ein und wählte die hundert Pistolen, die ihm der Engländer sogleich aufzählte.
    Jetzt war man nur auf die Abreise bedacht. Der Friede mit dem Gastwirt kostete außer dem alten Pferde des Athos' noch sechs Pistolen. D'Artagnan und Athos nahmen die Pferde von Planchet und Grimaud; die zwei Diener machten sich zu Fuß auf den Weg und trugen die Sättel auf den Köpfen. Obwohl die zwei Freunde schlecht beritten waren, so gewannen sie bald Vorsprung vor ihren Lakaien, und kamen in Crévecoeur an. Sie sahen von weitem schon Aramis, der sich melancholisch an das Fenster lehnte und in den weiten Luftraum hinausstarrte. »Holla, he! Aramis, was Teufel machst du denn da?«

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