Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
riefen die zwei Freunde. »Ah, Ihr seid es? d'Artagnan!und Ihr, Athos?« entgegnete der junge Mann. »Ich sann eben nach, wie schnell die Güter dieser Welt vergehen. Mein englisches Pferd, das sich eben entfernte und eben mitten in einer Staubwolke verschwand, war mir ein lebendiges Bild von der Gebrechlichkeit aller irdischen Dinge. Das Leben selbst stellt sich dar in drei Worten: Erit, est fuit«
    »Was will das eigentlich sagen?« fragte d'Artagnan, der die Wahrheit zu ahnen anfing. »Das will sagen, daß ich eben einen ungeschickten Handel geschlossen habe. Sechzig Louisdor für ein Pferd, das seinem Gange nach wenigstens fünf Meilen in der Stunde zu machen im stande wäre.« D'Artagnan und Athos erhoben ein Gelächter. »Lieber d'Artagnan!« sagte Aramis, »ich bitte Euch, seid nicht böse auf mich; Not kennt kein Gebot. Außerdem bin ich am meisten gestraft, denn dieser verwünschte Pferdemakler betrog mich wenigstens um fünfzig Louisdor. Ha, Ihr beide seid gute Wirte: Ihr reitet auf den Kleppern Eurer Lakaien, und lasset Euch Eure Luxuspferde ganz sanft in kleinen Tagesmärschen an der Hand nachführen.«
    In diesem Moment hielt ein Wagen, den man kurz zuvor auf der Straße von Amiens heranrollen sah vor dem Wirtshaus, und Grimaud und Planchet stiegen aus, ihre Sättel auf dem Kopf. Der Wagen fuhr leer nach Paris zurück, und die zwei Lakaien machten sich verbindlich, wenn sie der Fuhrmann mitnähme, ihn auf dem ganzen Wege zechfrei zu halten. »Was ist denn das? Was hat das zu bedeuten?« fragte Aramis, als er sah, was da vorging. »Nichts als die Sättel?«
    »Begreift Ihr jetzt?« sagte Athos. »Freund! das geht ganz so wie bei mir. Ich habe das Pferdezeug instinktartig behalten. Holla, Bazin! trage mein neues Reitzeug zu denen dieser Herren.«
    »Und was tatet Ihr mit Euren Doktoren?« fragte d'Artagnan. »Lassen wir das, mein Freund!« versetzte Aramis. »Seht, ich begann ein Gedicht in Versen von einer Silbe zu machen! das ist sehr schwierig, doch das Verdienst liegt überall in der Schwierigkeit. Der Stoff ist recht artig; ich will Euch den ersten Gesang vorlesen; er hat vierhundert Verse und dauert nur eine Minute lang.«
    »Meiner Treu! lieber Aramis,« entgegnete d'Artagnan, der die Verse fast ebensosehr haßte wie das Latein! »fügt zu dem Verdienst der Schwierigkeit noch das der Kürze hinzu, und Ihr dürft wenigstens versichert sein, daß Euer Gedicht ein doppeltes Verdienst haben wird.«
    »Und dann werdet Ihr sehen,« fuhr Aramis fort, »daß es ehrbare Leidenschaften atmet. – Ha, Freund! wir kehren nach Paris zurück? – Bravo! ich bin bereit. Wir werden somit den guten Porthos wiedersehen? Um so besser. Ihr könnt gar nicht glauben, wie sehr er mir abging, dieser große Plattkopf!« Man machte eine Stunde halt, um die Pferde ausrasten zu lassen. Aramis berichtigte seineZeche, brachte Bazin mit seinen Kameraden in den Wagen, und man reiste ab, um zu Porthos zu kommen.
    Man fand ihn fast schon hergestellt und folglich weniger blaß, als ihn d'Artagnan bei seinem ersten Besuch angetroffen. Er saß an einem Tisch, worauf eine Mahlzeit für vier Personen stand, obgleich er allein war. Dieses Mittagmahl bestand aus köstlich bereiteten Fleischspeisen, guten Weinen und herrlichen Früchten. »Ha, beim Himmel!« rief er aufstehend, »Ihr kommt gerade recht, meine Herren, ich bin eben bei der Suppe, Ihr könnt mit mir essen.«
    »Oh, oh!« rief d'Artagnan, »war es wieder Mousqueton, der mit dem Lasso diese Bouteillen eingefangen hat? Sieh nur, ein gespicktes Frikandeau und einen Rinderbraten.«
    »Ich erquicke mich,« sprach Porthos, »ich erquicke mich. Nichts schwächt so sehr als die teuflischen Verrenkungen. Hattet Ihr schon einmal eine Verrenkung, Athos?«
    »Noch nie; doch erinnere ich mich, daß ich bei unserm Scharmützel in der Gasse Féron einen Degenstich erhielt, der nach vierzehn oder achtzehn Tagen ganz dieselbe Wirkung hervorbrachte.«
    »Doch dieses Mittagmahl, lieber Porthos, war nicht für Euch allein,« sagte Aramis.
    »Nein,« entgegnete Porthos, »ich erwartete einige Edelleute aus der Nachbarschaft, die mir eben melden ließen, daß sie nicht kämen. Nehmt also ihre Plätze ein, und ich verliere nichts bei dem Tausche.«
    »He, Mousqueton, bring Stühle, und laß die Bouteillen verdoppeln.«
    »Wißt Ihr, was wir da essen?« fragte Athos nach zehn Minuten.
    »Bei Gott!« versetzte d'Artagnan, »ich esse gespicktes Kalbfleisch mit Artischocken.«
    »Und ich Lämmernes,«

Weitere Kostenlose Bücher