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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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dieser Art.«
    »Nun wohl, mein würdiger Edelmann,« erwiderte d'Artagnan, »wählen Sie ihren längsten Degen und zeigen Sie mir ihn diesen Abend.«
    »Wo das? wenn ich fragen darf.«
    »Hinter dem Luxembourg; da ist eine reizende Lage für Lustwandlungen dieser Art, wie ich sie Ihnen vorschlage.«
    »Wohl, man wird dort sein.«
    »Um welche Stunde?«
    »Um sechs Uhr.«
    »Doch, haben Sie vielleicht ein paar Freunde?«
    »Ich habe drei, und Sie werden sichs zur Ehre anrechnen, dasselbe Spiel zu spielen wie ich.«
    »Drei? recht schön, wie sich das trifft,« sagte d'Artagnan; »auf diese Zahl habe ich eben gerechnet.«
    »Nun, und wer sind Sie?« fragte der Engländer.
    »Ich bin Herr d'Artagnan, gascognischer Edelmann, diene bei der Leibwache, in der Kompagnie des Herrn des Essarts.– Und Sie?«
    »Ich bin Lord Winter, Baron von Sheffield.«
    »Gut, ich bin Ihr Diener, Herr Baron,« entgegnete d'Artagnan, »nur sind Ihre Namen schwer zu merken.« Darauf spornte er sein Pferd und sprengte im Galopp Paris zu. D'Artagnan stieg bei Athos ab, wie er es bei solchen Gelegenheiten immer zu tun pflegte. Athos war entzückt, als ervernahm, daß er sich mit einem Engländer schlagen sollte, denn das war sein Lieblingsgedanke, wie wir schon bemerkt haben. Man ließ auf der Stelle Porthos und Aramis durch die Lakaien aufsuchen und von der Lage der Dinge unterrichten. Porthos entblößte seinen Degen, schwenkte ihn gegen die Wand, wich von Zeit zu Zeit zurück und gebürdete sich wie ein Tänzer. Aramis, der noch immer an seinem Gedicht arbeitete, sperrte sich bei Athos im Kabinett ein und bat, man möge ihn nicht eher stören, als bis es Zeit wäre zum Kampf.

Ein Duell und ein ungalantes Abenteuer
    Man begab sich zur festgesetzten Stunde mit den vier Lakaien hinter den Luxembourg, in eine Umfriedung, die den Zeugen überlassen war. Nach dem Austausch der Formalitäten ging man sofort zum Kampf über, der nach ungefähr zwanzig Minuten für die Engländer ausnahmslos mit Niederlagen beendet war. Athos' Gegner war durch einen Herzstoß getötet, der von Porthos kam mit einem Schenkelstich davon, wie der Copugnator Aramis' nach einem schweren Armhieb, den Kampf aufgebend. Lord Winter, d'Artagnans Gegner, mußte es sich gefallen lassen, daß ihm der Degen aus der Hand geschlagen wurde, wonach der Sieger die Spitze des seinen ihm auf die Brust setzte und sagte: »Ich töte Sie nicht, Ihrer Schwester zuliebe.« Die fünf Kavaliere reichten sich nunmehr kameradschaftlich die Hände und fanden gutes Einvernehmen. Besonders zwischen d'Artagnan und Lord Winter entspann sich ein herzliches Gespräch, in dessen Verlauf Lord Winter sich die Ehre ausbat, seinen tapferen Gegner seiner Schwester vorstellen zu dürfen. Man verabredete für den Abend eine Zusammenkunft, die von beiden Teilen pünktlich eingehalten wurde. Lord Winter führte seinen neuen Freund in die Wohnung der Mylady, die entzückt war, den Kavalier, von dem sie schon gehört hatte, kennenzulernen. Sie war eine auffallend schöne, üppige Blondine, die mit ihren Reizen nicht geizig umging. Als Lord Winter von dem Duell und dessen Ausgang erzählte, ging eine Wolke des Unmuts über das Gesicht der schönen Frau, die sie gern verborgen hätte, die aber d'Artagnan doch nicht entging. D'Artagnan war von der großen Schönheit dieser Frau tief berührt und erging sich in gut angebrachten Komplimenten und Schmeicheleien, die gnädig angenommen und einigemal sogar erwiedert wurden. Während die Unterhaltung gerade im besten Gange war, brachte ein Diener dem Lord einen Brief, der ihn sofort abberief, so daß er sich bedauernd verabschieden mußte. Nach des Lords Weggang nahm das Gespräch noch an Lebhaftigkeit zu. Mylady erzählte, daß Lord Winter nicht ihr Bruder, sondern ihr Schwagersei; sie selbst habe einen jüngeren Bruder des Lord geheiratet, von dem sie ein Kind habe, und der vor Jahresfrist gestorben sei. Das Kind sei, falls der Lord nicht heirate, dessen einziger Erbe.
    All das zog vor d'Artagnan einen Schleier, der etwas verhüllte, wovon sich nichts vermuten oder voraussehen ließ. Nach einer halben Stunde, die noch in harmlosem Geplauder verbracht wurde, wollte sich d'Artagnan verabschieden. Da richtete Mylady etwas unvermittelt an ihn die Frage, ob er nicht daran gedacht habe, in die Dienste des Kardinals zu treten. D'Artagnan ward stutzig; er wich einer direkten Antwort aus und erging sich in Lobeserhebungen über Richelieu. Sodann fragte Mylady, wie beiläufig, ob

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