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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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zu meinem Ausrücken zu bekommen.« Porthos bemerkte einen letzten Kampf zwischen Liebe und Geiz. Er fuhr fort: »Und da die Güter der Herzogin, die Sie eben sahen, neben den meinigen gelegen sind, so werden wir mitsammen dahin reisen. Wie Sie wohl wissen, sind die Reisen nicht lang, die man zu zweien macht.«
    »Haben Sie also keine Freunde in Paris, Herr Porthos?« fragte die Prokuratorsfrau. Porthos antwortete mit seiner melancholischen Miene:
    »Wohl glaubte ich, welchezu haben, doch sah ich ein, daß ich mich betrog.«
    »Sie haben Freunde, Herr Porthos, Sie haben Freunde,« erwiderte die Prokuratorsfrau mit einer Ereiferung, von der sie selbst überrascht war; »beachten Sie unsere Verwandtschaft. Sie sind der Sohn meiner Tante, und folglich mein Vetter; Sie kommen von Royon in die Pikardie; Sie haben in Paris mehrere Prozesse und keinen Anwalt. Werden Sie wohl alles das berücksichtigen?«
    »Vollkommen, Madame.«
    »Kommen Sie zur Mittagsstunde.«
    »Ganz wohl.«
    »Und halten Sie sich klug vor meinem Gemahl, der spitzfindig ist trotz seiner sechsundsiebzig Jahre.«
    »Ha, sechsundsiebzig Jahre! Pest! ein hübsches Alter,« sagte Porthos.
    »Ein hohes Alter, wollen Sie sagen, Herr Porthos! Wirklich kann mich der liebe Mann jeden Augenblick als Witwe hinterlassen,« fuhr die Frau fort und blickte Porthos bedeutungsvoll an. »Zum Glück ist laut Heiratsvertrag dem überlebenden Teil alles Vermögen zugesichert.«
    »Alles Vermögen?« sagte Porthos.
    »Alles.«
    »Sie sind eine vorsichtige Frau, wie ich sehe, meine liebe Madame Coquenard!« rief Porthos und drückte ihr zärtlich die Hand.
    »Wir sind also wieder ausgesöhnt, lieber Herr Porthos?« versetzte sie, indem sie sich dabei zierte.
    »Für Lebenszeit,« antwortete Porthos mit derselben Miene.
    »Also auf Wiedersehen, mein Verräter!«
    »Auf Wiedersehen, meine Vergeßliche!«
    »Morgen, mein Engel!«
    »Morgen, Flamme meines Lebens!«

Mylady.
    D'Artagnan ging der Mylady nach, ohne von ihr bemerkt worden zu sein; er sah sie in ihren Wagen steigen und hörte, wie sie dem Kutscher Befehl gab, nach Saint-Germain zu fahren. Der Versuch wäre vergeblich gewesen, zu Fuß einem Wagen zu folgen, der von zwei lebhaften Pferden fortgeführt wurde. D'Artagnan kehrte somit zurück in die Gasse Féron. In der Seine-Straße begegnete er Planchet, der vor dem Gewölbe eines Pastetenbäckers stand, und über einen Kuchen von höchst einladender Gestalt in Entzücken zu sein schien. Er gab ihm den Auftrag, in den Ställen des Herrn von Tréville zwei Pferde zu satteln, eines für ihn selbst, das andere für Planchet, und ihn damit bei Athos abzuholen; Herr von Tréville hatte seine Ställe ein für allemal d'Artagnan zur Benutzung freigestellt. Planchet schlug den Weg nach der Gasse Colombier ein, und d'Artagnan jenen nach der Gasse Féron. Athos befand sich in seiner Wohnung und leerte trübselig eine von den Flaschen des berühmten spanischen Weines, die er von Seiner Reise aus der Pikardie mitgebracht hatte. Er gab Grimaud einen Wink, für d'Artagnan ein Glas zu bringen, und der Diener folgte stillschweigend, wie gewöhnlich. Nun erzählted'Artagnan Athos alles das, was sich zwischen Porthos und der Prokuratorsfrau ergeben hatte, und wie ihr Gefährte zu dieser Stunde bereits instand gesetzt sein möge, sich zu equipieren. Hierauf entgegnete Athos: »Ich bin dabei ganz ruhig. Nie Frauen werben gewiß die Kosten für meine Ausstattung nicht bestreiten.«
    »Und doch, gibt es für den hübschen, feinen und stolzen Herrn, der Ihr seid, lieber Athos, weder Prinzessinnen noch Königinnen, die vor Euren Liebespfeilen gesichert wären.« In diesem Moment steckte Planchet bescheiden den Kopf durch die halbgeöffnete Tür und meldete, daß die Pferde vor dem Hause stehen.
    »Was für Pferde?« fragte Athos,
    »Zwei Pferde, die mir Herr von Tréville zum Spazierritt borgt, und womit ich nach Saint-Germain zu reiten gedenke.«
    »Was wollt Ihr denn in Saint-Germain machen?« fragte Athos. D'Artagnan erzählte ihm nun, wie er dieser Dame begegnet war, die ihn nebst dem Herrn im schwarzen Mantel und mit der Narbe an den Schläfen fortwährend in Unruhe erhielt.
    »Das will sagen, Ihr seid in dieselbe ebenso verliebt, wie Ihr es in Madame Bonacieux waret,« versetzte Athos und zuckte hämisch die Achseln, als ob er mit der menschlichen Schwachheit Mitleid empfände.
    »Ich, ganz und gar nicht!« rief d'Artagnan, »ich bin nur lüstern, das Geheimnis aufzudecken, in das sie

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