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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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prächtiges Ohrgehänge verfertigen lassen. Athos und d'Artagnan verstanden nun mit der Rührigkeit von zwei Soldaten und der Geschicklichkeit von zwei Krämern in kaum drei Stunden die ganze Equipierung des Musketiers anzuschaffen. Von den hundertundfünfzig Pistolen des Athos blieb kein Sou mehr übrig. D'Artagnan bot seinem Freund einen Teil von dem, was ihm zugekommen war, allein Athos zuckte statt aller Antwort bloß die Achseln. »Wieviel würde der Jude für den Saphir geben, wenn er ihm als Eigentum bliebe?« fragte er. »Fünfhundert Pistolen.«
    »Also zweihundert Pistolen mehr, einhundert für Sie und einhundert für mich. Das ist ein wahres Glück, Freund, gehen Sie wieder zu dem Juden.«
    »Wie doch, Sie wollten?...«
    »Dieser Ring würde wahrlich zu traurige Erinnerungen in mir erwecken; dann hätten wir ihm auch niemals die dreihundert Pistolen zurückzuerstatten, so daß wir bei diesem Handel zweitausend Livres verlieren würden. Sagen Sie demselben, der Ring gehöre ihm, d'Artagnan, und kommen Sie dann zurück mit den zweihundert Pistolen.«
    »Bedenken Sie das, Athos?«
    »Das bare Geld ist in dieser Zeit kostbar, und man muß Opfer zu bringen verstehen. Gehen Sie, d'Artagnan, gehen Sie, Grimaud wird Sie mit seinem Gewehr begleiten.« Eine halbe Stunde darauf kehrte d'Artagnan mit den zweihundert Pistolen zurück, ohne daß ihm ein Unfall begegnet wäre.

Eine süße Erscheinung
    Die vier Freunde kamen zur festgesetzten Stunde bei Athos zusammen. Ihre Besorgnisse in bezug auf die Equipierung waren gänzlich verschwunden, und jedes Antlitz behielt nun doch den Ausdruck seiner eigenen und geheimen Unruhe, denn es birgt sich hinter jedem gegenwärtigen Glück eine Furcht vor der Zukunft. Auf einmal trat Planchet ein und brachte zwei Briefe mit der Adresse von d'Artagnan. Der eine war zierlich gefaltet, von länglicher Form, mit einem schönen grünen Wachssiegel, auf dem eine Taube mit einem grünen Zweig im Schnabel abgedrückt war. Der andere war groß und viereckig; auf ihm Prangte das Wappen Seiner Eminenz, des Kardinal-Herzogs. Beim Anblick des kleinen Briefes hüpfte d'Artagnans Herz vor Freude, da er die Hand zu erkennen glaubte; denn obwohl er dieselbe erst einmal gesehen, so hatte sich doch die Erinnerung tief in sein Inneres eingeprägt. Er nahm somit den kleinen Brief und erbrach ihn hastig. Er enthielt folgende Zeilen: »Machen Sie am kommenden Mittwoch von sechs bis sieben Uhr einen Spaziergang auf der Straße von Chaillot, und blicken Sie sorgfältig in jeden Wagen, der bei Ihnen vorüberrollt. Wenn Ihnen aber an Ihrem Leben und an dem derjenigen gelegen ist, die Sie lieben, so reden Sie kein Wort. Machen Sie keine Bewegung, aus der sich ersehen ließe, daß Sie diejenige erkannt haben, die alles wagt, um Sie nur einen Augenblick zu sehen!...« Die Unterschrift fehlte. »Das ist eine Schlinge,« sagte Athos, »gehen Sie nicht dahin, d'Artagnan.«
    »Doch glaube ich ganz sicher, die Handschrift zu erkennen, versetzte dieser. »Sie kann nachgeahmt sein,« erwiderte Athos. »Jetzt ist von sechs bis sieben Uhr die Straße von Chaillot ganz verödet. Sie könnten ebensogut im Walde von Bondy spazieren gehen.«
    »Aber wenn wir alle dahin gingen?« sagte d'Artagnan, »zum Teufel, man würde doch nicht alle vier, samt vier Lakaien, vier Pferden und Waffen verschlingen; das würde wohl eine Unverdaulichkeit herbeiführen.«
    »Dann hätten wir auch Gelegenheit, unsere Pferde sehen zu lassen,« versetzte Porthos. »Doch, wenn es eine Frau ist, die Ihnen schreibt,« sprach Aramis, »und wenn diese Frau nicht gesehen sein will, so bedenken Sie, d'Artagnan, daß Sie dieselbe bloßstellen, was sich für einen Edelmann nicht ziemt.«
    »Wir wollen ein bißchen zurückbleiben,« sagte Porthos, »er reitet allein voraus.«
    »Ja, aber eine Pistole ist bald abgefeuert aus einem Wagen, der im Fluge dahinrollt.«
    »Bah,« entgegnete d'Artagnan, »man wird mich nicht treffen. -— Dann holen wir den Wagen ein und hauen alle nieder, die darin sitzen. Damit verringern wir die Zahl unserer Feinde.«
    »Er hat recht,« bemerkte Porthos; »eineSchlacht ist gut, da wir ohnedies unsere Waffen versuchen sollen.«
    »Meiner Treu, verschaffen wir uns dieses Vergnügen,« sagte Aramis mit seiner süßen, gleichgültigen Miene. »Wie es beliebt,« entgegnete Athos. »Meine Herren,« sprach d'Artagnan, »es ist halb fünf Uhr, wir haben kaum mehr Zeit, uns auf den Weg nach Chaillot zu begeben.«
    »Kämen wir zu spät

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