Die drei Musketiere
Regiment schicken.«
»Ihr hofft doch nicht,« sagte Porthos, »einem ganzen Regiment Trotz bietenzu können?«
»Warum nicht?« antwortete der Musketier. »Ich fühle mich jetzt im Zug, und könnte einer ganzen Armee Trotz bieten, hätten wir nur aus Vorsicht ein Dutzend Flaschen mehr mitgenommen.«
»Auf Ehre, die Trommeln rücken näher,« sagte d'Artagnan. »Laßt sie nur näher komm?«,« versetzte Athos. »Es ist eine Viertelstunde Wegs von hier nach der Stadt, und somit auch von der Stadt bis hierher. Das ist mehr Zeit, als wir benötige«, um unsern Plan zu entwerfen. Wenn wir uns von da entfernen, finden wir keinen so Passenden Platz mehr. Und halt, gerade jetzt fällt mir der rechte Gedanke ein.«
»Nun, so sprecht.«
»Erlaubt nur, daß ich Grimaud einige unerläßliche Aufträge gebe. Athos gab seinem Diener einen Wink, herbeizukommen. »Grimaud,« sprach er und zeigte auf die Toten, die in der Bastei lagen. »Du nimmst diese Herren, stellst sie an die Mauer, setzest ihnen ihre Hüte auf den Kopf, und gibst ihnen ihre Büchsen in die Hand. »O, vortrefflicher Mann,« rief d'Artagnan, »ich verstehe dich.«
»Ihr versteht ihn?« fragte Porthos. »Und du. Grimaud, hast du mich begriffen?« sagte Athos. Grimaud bejahte mit einem Kopfnicken. »Mehr ist nicht vonnöten,« sprach Athos. »Kommen wir wieder zurück auf meinen Gedanken.«
»Ich möchte doch aber begreifen,« versetzte Porthos. »Das ist nicht notwendig.«
»Ja, ja, den Gedanken von Athos,« riefen zugleich Aramis und d'Artagnan. »Wie Ihr mir gesagt habt, d'Artagnan, glaube ich, so hat diese Mylady, diese Frau, diese Kreatur, dieser Satan einen Schwager?«
»Ja, ich kenne ihn recht wohl, und bin überzeugt, er hat keine große Sympathie für seine Schwägerin.«
»Das ist nicht übel,« erwiderte Athos, »und es wäre noch viel besser, wenn er sie hassen und verabscheuen möchte.«
»Für diesen Fall geht uns die Sache nach Wunsch.«
»Ich möchte indeß doch wissen, was Grimaud tut,« sagte Porthos. »Stille, Porthos!« rief Aramis. »Wie heißt denn dieser Schwager?«
»Lord Winter.«
»Und wo lebt er gegenwärtig?«
»Er kehrte bei dem ersten Kriegslärm nach London zurück.«
»O, das ist gerade der Mann, dessen wir bedürfen,« sprach Athos. »Er ist es. dem wir mitteilen, was da vorgeht. Wir entdecken ihm, seine Schwägerin führte im Schilde, jemanden umzubringen, und bitten ihn, daß er sie nicht aus den Augen lasse. Gewiß gibt es in London Anstalten nach Art der Madelonnetten oder Büßerinnen. Er läßt seine Schwägerin dahin bringen, und wir können unbesorgt sein.«
»Ja,« versetzte d'Artagnan, »bis sie wieder herauskommt.«
»Ha, meiner Treu, d'Artagnan! Ihr begehrt etwas zu viel,« sagte Athos; »ich gab alles, was ich hatte, und leugne es nicht, daß mein Sack völlig ausgeleert ist.«
»Was mich betrifft, so halte ich's fürs Beste, zugleich der Königin und Lord Winter Nachricht zu geben.«
»Jawohl, aber durch wen lassen wir den Brief nach Tours und den Brief nachLondon überbringen?«
»Ich stehe Bürge für Bazin,« sagte Aramis. »Und ich für Planchet,« entgegnete d'Artagnan. »In Wahrheit,« sagte Porthos, »wenn wir das Lager nicht verlassen können, so können es doch unsere Bedienten.«
»Ja,« versetzte Aramis, »wir schreiben die Briefe noch heute, geben ihnen Geld und lassen sie abreisen.«
»Wir geben ihnen Geld?« fragte Athos. »Ihr habt also Geld?« Die vier Freunde blickten sich an, und über ihre Stirn schwebte eine dunkle Wolke. »Frisch auf,« rief d'Artagnan, »ich sehe schwarze und rote Punkte, die sich da unten bewegen. Was sprecht Ihr denn von einem Regiment, Athos; es ist ja eine wirkliche Armee.«
»Meiner Treu! da rücken sie heran,« sagte Athos. »Seht nur, die Duckmäuser kommen ohne Trommeln und Trompeten. Bist du fertig, Grimaud?« Grimaud bejahte durch ein Kopfnicken und zeigte auf ein Dutzend Tote, die er in pittoresker Stellung aufgerichtet hatte; die einen schulterten das Gewehr, die andern legten gerade an, und wieder andere hielten die Säbel in der Hand. »Bravo,« rief Athos, »das macht deinem Geschmack Ehre.«
»Gleichviel,« sagte Porthos, »ich möchte nur begreifen können.«
»Laßt uns erst fortgehen,« sagte d'Artagnan, »dann werdet Ihr schon begreifen.«
»Einen Augenblick, meine Herren! einen Augenblick, lassen wir nur Grimaud noch Zeit, daß er aufräume.«
»Ha, seht nur,« rief Aramis, »die schwarzen und die roten Punkte vergrößern sich
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