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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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über diese Dinge zu schreiben. »Ganz und gar nicht,« erwiderte d'Artagnan. dem daran gelegen war, die Sache durchzusetzen; »mir scheint sie ganz leicht. Bei Gott! es versteht sich von selbst, daß, wenn man an Lord Winter von schändlichen Dingen, von Niederträchtigkeiten...«
    »Leiser,« mahnte Athos. »Von Intrigen, Staatsgeheimnissen schreiben würde,« fuhr d'Artagnan, sich der Mahnung fügend, hinzu, »so versteht es sich von selbst, sage ich, daß man uns bei lebendigem Leibe rädern würde; aber bei Gott, vergesset nicht, daß wir ihm, wie Ihr selbst sagtet, in Familienangelegenheiten schreiben, daß wir uns bloß nur an ihn wenden, damit er Mylady bei ihrer Ankunft in London außer stande setzen würde, uns zu schaden. Ich will ihm einen Brief schreiben, etwa folgenden Inhalts.«
    »Nun sprecht,« sagte Aramis, und gab sich im voraus die Miene eines Kritikers. »Mein Herr und teurer Freund!«
    »Ach ja, teurer Freund – zu einem Engländer,« – fielAthos ein, »das fängt gut an, d'Artagnan, schon wegen dieses einzigen Wortes würde man Euch nicht rädern, sondern vierteilen.«
    »Wohlan, so will ich ganz kurz sagen: Mein Herr!«
    »Ihr könnt ihn sogar Mylord nennen,« versetzte Athos, der viel auf Wohlstand hielt. »Mylord – erinnert Ihr Euch noch an das kleine Ziegengehege nahe dem Luxembourg?«
    »Gut, jetzt kommt die Reihe an den Luxembourg, man wird das für eine Anspielung auf die Königin-Mutter halten, das ist sinnreich,« sagte Athos. »Nun, so schreiben wir ganz einfach: Mylord, erinnert Ihr Euch an ein gewisses kleines Gehege, wo man Euch das Leben gerettet hat?«
    »Lieber d'Artagnan,« sagte Athos, »Ihr werdet immerhin ein schlechter Briefschreiber sein. Wo man Euch das Leben gerettet hat – pfui, das ist nicht würdevoll; einen anständigen Mann erinnert man nicht an solche Dienste; eine Wohltat vorrücken, heißt beleidigen.«
    »Ach, mein Lieber,« antwortete d'Artagnan, »Ihr seid unerträglich, und wenn ich unter Eurer Zensur schreiben muß, so leiste ich darauf Verzicht.«
    »Daran tut Ihr wohl. Handhabt Büchse und Degen, lieber Freund, diese Übung versteht Ihr recht gut, aber überlaßt die Feder Herrn Aramis, das ist sein Geschäft.«
    »Ja, fürwahr,« sagte Porthos, »überlaßt die Feder Aramis, der Thesen in lateinischer Sprache komponiert.«
    »Nun wohlan,« erwiderte d'Artagnan, »so verfaßt Ihr diesen Brief, Aramis; aber beim Himmel, ich sage es Euch, gebt wohl acht, denn ich will Euch gleichfalls durchgeißeln.«
    »Das ist mir ganz recht,« entgegnete Aramis mit dem naiven Selbstvertrauen, das jeder Dichter hegt; »man sage mir nur die betreffenden Umstände. Ich hörte Wohl so nebenher, diese Schwägerin sei eine schändliche Person, und habe sogar selbst den Beweis erhalten, als ich ihre Unterredung mit dem Kardinal belauschte...«
    »Leiser – Donnerwetter! rief Athos. »Ich weiß jedoch die Einzelheiten nicht,« fuhr Aramis fort. »Ich gleichfalls nicht,« sprach Porthos. D'Artagnan und Athos blickten sich ein Weilchen stillschweigend an. Als sich endlich Athos, der noch blasser als gewöhnlich wurde, ein bißchen gefaßt hatte, gab er ein Zeichen der Einwilligung. D'Artagnan erkannte, daß er reden dürfe, und sagte: »So hört denn, was zu schreiben ist: Mylord! Eure Schwägerin ist eine Ruchlose, die Euch umbringen lassen wollte, um Euch zu beerben; allein sie durfte Euern Bruder nicht heiraten, da sie schon in Frankreich verehelicht war...« D'Artagnan hielt an, als suchte er den Ausdruck, und blickte wieder auf Athos. »Und von ihrem Gemahl fortgejagt wurde,« – ergänzte Athos. »Weil sie gebrandmarkt war,« fuhr d'Artagnan fort. »Bah, unmöglich,« rief Porthos, »sie wollte ihren Schwager umbringen lassen?«
    »Ja.«
    »Sie war verheiratet?« fragte Aramis. »Ja.«
    »Und ihr Gemahl bemerkte, daß sie eine Lilie auf ihrer Schulter hatte?« fragte Porthos. »Ja.« Athos hatte diesesdreimalige »Ja« mit stets dumpferer Betonung ausgesprochen. »Wer hat denn die Lilie gesehen?« fragte Aramis. »D'Artagnan und ich, oder vielmehr in chronologischer Ordnung: ich und d'Artagnan,« erwiderte Athos. »Und der Gemahl dieses schändlichen Geschöpfes lebt noch?« sagte Aramis. »Er lebt noch.«
    »Wißt Ihr das gewiß?«
    »Ich weiß es gewiß.«
    Es trat ein kurzes Stillschweigen ein, währenddessen jeder seine eigentümlichen Eindrücke im Gemüt hatte. Athos brach das Stillschweigen zuerst und sagte: »Diesmal gab uns d'Artagnan ein vortreffliches

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