Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
nehmen, und Aramis, sich eine Geliebte zu erwählen. Das Mahl wurde noch an demselben Tag eingenommen, und der Lakai bediente an der Tafel. Das Mahl hatte Athos bestellt, den Lakai Porthos hergegeben. Dieser war ein Pikarde, den der glorreiche Musketier an eben diesem Tag und zu dieser Gelegenheit auf der Brücke de la Tournelle aufgenommen, während er da in das Wasser gespuckt und Kreise gemacht hatte. Porthos behauptete, diese Beschäftigung wäre ein Beweis von einer bedächtigen und beschaulichen Organisation und nahm ihn mit sich ohne eine andere Empfehlung. Die erhabene Miene des Edelmannes, bei dem er sich in Dienst genommen glaubte, verführte Planchet, so hieß der Pikarde; doch kam es zu einer kleinen Enttäuschung, als er sah, daß der Platz bereits durch einen Zunftgenossen besetzt war, der sich Mousqueton nannte, und Porthos ihm erklärte, wie groß sein Haushalt auch wäre, so ließe er doch nicht zwei Bediente zu, und so müsse er in d'Artagnans Dienste treten. Als er jedoch bei dem Mahle war, das sein Herr gab und bemerkte, wie dieser bei der Bezahlung eine Handvoll Gold aus der Tasche zog, so hielt er sein Glück für begründet und dankte dem Himmel, daß er ihn in die Botmäßigkeit eines solchen Krösus geraten ließ; er beharrte bei dieser Meinung bis nach dem Gelage, durch dessen Überbleibsel er wieder ein langes Fasten gutmachte. Aber Planchets Hirngespinste zerflossen, als er abends das Bett seines Herrn machte. Dieses Bett war das einzige in der Wohnung, die aus einem Vorgemach und einem Schlafzimmer bestand. Planchet schlief im Vorgemach auf einer Decke, die vom Bette d'Artagnans genommen ward, und deren sich dieser nunmehr entschlug. Auch Athos hatte einen Bedienten, den er auf ganz eigentümliche Weise für seinenDienst abrichtete und der den Namen Grimaud führte. Dieser würdige hohe Herr war sehr schweigsam– wohl verstanden, wir sprechen von Athos. Seit den fünf oder sechs Jahren, die er in innigster Freundschaft mit seinen zwei Genossen Porthos und Aramis gelebt hatte, erinnerten sich diese, daß er öfters gelächelt, aber niemals gelacht hatte. Seine Worte waren kurz, ausdrucksvoll; sie sagten immer das, was sie sagen wollten, und nicht mehr, keine Verzierung, keine Arabesken. Obwohl Athos erst 30 Jahre alt war und hohe Schönheit des Körpers und des Geistes besaß, kannte doch niemand von ihm eine Geliebte. Er sprach nie vom weiblichen Geschlecht; er hinderte aber auch niemand, in seiner Gegenwart davon zu sprechen; obgleich man bemerken konnte, daß ihn diese Art Unterhaltung anwiderte, in die er sich auch nur immer mit bitteren Worten und menschenfeindlichen Bemerkungen einmischte. Um sich also von seinen Gewohnheiten nicht zu entfernen, gewöhnte er Grimaud, ihm auf einen einzigen Wink, auf eine einfache Bewegung der Lippen Folge zu leisten. Er sprach nur mit ihm in höchst dringenden Fällen. Bisweilen glaubte Grimaud, der seinen Herrn wie das Feuer fürchtete, obwohl er für seine Person eine große Anhänglichkeit zeigte und gegen seinen Geist eine hohe Achtung fühlte, er habe vollkommen verstanden, was er verlangte, und tat, um eilig den Befehl zu vollziehen, gerade das Gegenteil davon. Dann zuckte Athos die Achseln und züchtigte Grimaud, ohne sich zu erzürnen. An diesen Tagen sprach er ein bißchen. Wie man schon bemerken konnte, hatte Porthos einen Charakter, der dem des Athos ganz entgegengesetzt war; er sprach nicht bloß viel, sondern auch laut; er sprach, weil er Vergnügen daran fand, zu sprechen und sich anzuhören; er redete von allem, nur nicht von Wissenschaften; in dieser Hinsicht gab er einen alten Haß vor, den er, wie er sagte, von Kindheit an gegen die Gelehrten nährte. Er hatte ein minder vornehmes Aussehen als Athos, und das Gefühl seiner niederen Stellung in dieser Hinsicht machte ihn im Anfang ihrer Verbindung oft ungerecht gegen diesen Edelmann, den er sofort durch seinen glänzenden Anzug zu übertreffen suchte. Allein Athos behauptete durch seinen einfachen Musketierrock und durch die Art und Weise, wie er den Kopf zurückwarf und den Fuß vorsetzte, im Augenblick wieder den Platz, der ihm gebührte und drängte den prunkvollen Porthos auf den zweiten Rang zurück. Porthos tröstete sich damit, daß er das Vorgemach des Herrn von Tréville und die Wachen des Louvre mit dem Gerede seines Glückes bei Frauen erfüllte, wovon Athos nie sprach, und nachdem er vom Bürgeradel auf den Kriegsadel, von der Zofe auf die Baronin übergegangen war, war

Weitere Kostenlose Bücher