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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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ihm unter vier Augen zu sprechen. D'Artagnan hieß Planchet hinausgehen und bot seinem Besucher einen Stuhl. Es trat ein augenblickliches Stillschweigen ein, währenddessen sich die beiden Männer, um eine vorläufige Bekanntschaft zu machen, gegenseitig anblickten, wonach sich d'Artagnan verneigte, um anzudeuten, daß er ihn anhören wolle.
    »Ich hörte von Herrn d'Artagnan als von einem jungen, recht braven Manne reden«, sprach der Bürger, »und dieser gute Ruf, den er mit Recht genießt, veranlaßte mich, ihm ein Geheimnis zu vertrauen.«
    »Redet, mein Herr, redet!« sagte d'Artagnan, der etwas Vorteilhaftes witterte. Der Bürger schwieg abermals ein Weilchen und fuhr dann fort: »Meine Gemahlin, die Wäscheaufseherin bei der Königin ist, mein Herr, besitzt sowohl Verstand als auch Schönheit. Man beredete mich vor etwa drei Jahren, sie zu heiraten, obwohl sie nur ein kleines Vermögen besaß, weil Herr de Laporte, der Mantelträger der Königin, ihr Pate und Beschützer ist.«
    »Was nun, mein Herr?« fragte d'Artagnan. »Nun,« antwortete der Bürger, »nun, mein Herr, als gestern früh meine Frau aus dem Arbeitszimmer ging, wurde sie entführt.«
    »Und wer hat Ihre Frau entführt?«
    »Ich weiß es nicht bestimmt, doch ziehe ich jemand in Verdacht.«
    »Und auf wen haben Sie Verdacht?«
    »Auf einen Mann, der sie seit lange schon verfolgte.«
    »Teufel!«
    »Aber, mein Herr, soll ich reden,« fuhr der Bürger fort, »ich bin überzeugt, daß bei all dem weniger Liebe als Politik im Spiel ist.«
    »Weniger Liebe als Politik?« erwiderte d'Artagnan mit sehr bedächtiger Miene, »und wen ziehen Sie in Verdacht?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es sagen soll, wen ich in Verdacht habe...«
    »Mein Herr, ich mache Sie aufmerksam, daß ich von Ihnen ganz und gar nichts verlange; Sie kamen hierher und sagten mir, daß Sie mir ein Geheimnis anzuvertrauen hätten. Tun Sie nach Ihrem Belieben, noch ist es Zeit, sich zurückzuziehen.«
    »Nein, mein Herr, nein, Sie haben das Aussehen eines rechtschaffenen jungen Mannes, und ich vertraue auf Sie. Ich glaube also nicht, daß meine Frau wegen ihrer eigenen Liebschaften, sondern wegen jener einer viel vornehmeren Dame, als sie es ist, festgenommen wurde.«
    »Ah, geschah etwa das wegen der Liebschaften der Frau von Bois-Tracy?« fragte d'Artagnan, der sich dem Bürger gegenüber das Ansehen geben wollte, als wisse er alle Vorfälle bei Hofe.
    »Höher, mein Herr, höher.«
    »Der Fraud'Aiguillon?«
    »Noch höher.«
    »Der Frau von Chevreuse?«
    »Noch höher, viel höher!«
    »Der Frau...« D'Artagnan hielt plötzlich inne.
    »Ja, mein Herr!« stammelte furchtsam der Bürger so leise, daß man ihn kaum hören konnte.
    »Und mit wem?«
    »Mit wem kann das sein, wenn nicht mit dem Herzog von...«
    »Mit dem Herzog von...?«
    »Ja,« antwortete der Bürger, und gab seiner Stimme einen noch dumpferen Ton.
    »Aber wie wissen Sie das alles?«
    »Ha, wie ich das weiß?«
    »Ja, woher wissen Sie das... kein halbes Vertrauen... oder Sie verstehen wohl.«
    »Ich weiß es von meiner Gemahlin, mein Herr, von meiner Gemahlin selbst.«
    »Und wie weiß sie es, von wem?«
    »Von Herrn de Laporte. Sagte ich Ihnen nicht, sie sei die Pate des Herrn de Laporte, des Vertrauten der Königin? Nun, Herr de Laporte hatte sie zu Ihrer Majestät gebracht, damit unsere arme Königin doch jemanden hat, dem sie vertrauen kann, da sie verlassen vom König, belauert vom Kardinal und von allen verraten ist.«
    »Oh, oh, das klärt sich auf,« sagte d'Artagnan.
    »Nun kam meine Frau vor vier Tagen zu mir, denn laut Bedingung mußte sie mich zweimal in der Woche besuchen, und wie ich schon zu bemerken die Ehre hatte, liebt mich meine Frau zärtlich; meine Frau kam also und vertraute mir, die Königin sei eben in großer Besorgnis.«
    »Wirklich?«
    »Ja, der Herr Kardinal verfolgt sie, wie es scheint, mehr als je. Er kann ihr die Geschichte mit der Sarabande nicht verzeihen. Sie wissen doch von der Geschichte der Sarabande?«
    »Bei Gott! ob ich sie weiß,« entgegnete d'Artagnan, der keine Silbe davon wußte, sich aber doch die Miene geben wollte, als sei er damit vertraut.
    »Dergestalt, daß es jetzt nicht mehr Haß ist, sondern Rache.«
    »Wirklich?«
    »Und die Königin glaubt... ?«
    »Sie glaubt, man habe dem Herrn Herzog von Buckingham in ihrem Namen geschrieben.«
    »Im Namen der Königin?«
    »Ja, um ihn nach Paris kommen zu lassen, und ist er einmal hier, ihn in eine Schlinge zu

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