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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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bei Porthos gegenwärtig von nichts weniger die Rede, als von einer auswärtigen Prinzessin, die ihm eine ungeheure Gunst zudachte. Ein altes Sprichwort lautet: »Wie der Herr,so der Knecht.« Wir gehen nun vom Diener des Athos auf den Diener des Porthos, von Grimaud auf Mousqueton über. Mousqueton war ein Normanne; seinen friedfertigen Namen Bonifazius hatte sein Herr in den unendlich klangvolleren und kriegerischen Mousqueton umgewandelt. Er trat unter der Bedingung in Porthos Dienste, daß er nur Kleidung und Wohnung, doch beides auf prachtvolle Weise, bekomme; er nahm täglich nur zwei Stunden in Anspruch, um sich einem Gewerbe zu widmen, mittels dessen er seinen übrigen Bedürfnissen abhelfen konnte. Porthos ging den Handel ein, da ihm die Sache annehmbar schien. Er ließ für Mousqueton Wämser aus seinen alten Kleidern und Mäntelkragen zuschneiden, und mit Hilfe eines geschickten Schneiders, der den alten Röcken durch das Umwenden ein neues Ansehen gab, und dessen Frau im Verdacht stand, Porthos zu veranlassen, von seinen aristokratischen Gewohnheiten herabzusteigen, spielte Mousqueton im Gefolge seines Herrn eine recht gute Figur. Was nun Aramis betrifft, dessen Charakter wir hinlänglich dargestellt zu haben glauben, einen Charakter, den wir übrigens wie den seiner Genossen im weiteren Verlauf beobachten können, so hatte er einen Lakai namens Bazin. Bei der Hoffnung, die sein Herr hegte, einst Geistlicher zu werden, war er immer schwarz gekleidet, wie es ein Diener eines Gottesgelehrten sein soll. Er stammte aus Berry, war 35 bis 40 Jahre alt, sanft, friedfertig, wohlbeleibt, las in den Mußestunden, die ihm der Herr gönnte, fromme Bücher, und aß zu Mittag für zwei, zwar von wenigen, aber guten Gerichten. Außerdem war er stumm, blind, taub und von erprobter Treue.
    Übrigens war das Leben der vier jungen Männer voll Lustbarkeit; Athos spielte immer unglücklich, doch erborgte er nie einen Sou von seinen Freunden, obwohl ihnen seine Börse stets zu Diensten stand, und hatte er auf sein Ehrenwort gespielt, so ließ er immerhin seinen Gläubiger um sechs Uhr des Morgens aufwecken, um ihm seine Schuld vom Tage vorher zu entrichten. Porthos war leidenschaftlich; an den Tagen, da er gewann, war er ausgelassen und freigebig: wenn er verlor, machte er sich auf mehrere Tage ganz unsichtbar, dann erschien er wieder mit blassem Gesicht und langen Zügen, hatte aber Geld in der Tasche. Was Aramis betrifft, so spielte er niemals. Er war der schlechteste Musketier und der häßlichste Tischgenosse, den man sich denken konnte. Er hatte immer etwas zu arbeiten. Mitten unter einem Festmahl, wenn jeder von Wein und Unterhaltung erglüht der Meinung war, man könnte zwei oder drei Stunden bei Tische verweilen, blickte Aramis auf seine Uhr, stand mit holdseligem Lächeln auf, nahm Abschied von der Gesellschaft und ging mit dem Bedeuten fort, er habe eine Zusammenkunft mit einem Kasuisten verabredet. Ein anderes Mal kehrte er in seine Wohnung zurück, umeine Thesis niederzuschreiben und ersuchte seine Freunde, ihn nicht zu stören. Allein Athos lächelte mit seinem melancholischen Lächeln, das so gut zu seiner vornehmen Miene stand, und Porthos trank und schwor, aus Aramis würde nichts anderes werden als ein Dorfpfarrer.
    Das Leben der vier jungen Männer war ein gemeinsames geworden; d'Artagnan, der keine Gewohnheit kannte, da er von seiner Provinz ankam und mitten in eine ihm ganz neue Welt versetzt wurde, eignete sich die Gewohnheiten seiner Freunde an. Man stand im Winter gegen acht Uhr, im Sommer gegen sechs Uhr auf, holte sich bei Herrn von Trévilles das Losungswort und seine dienstlichen Weisungen. Auch d'Artagnan verrichtete, obwohl er kein Musketier war, mit rührender Genauigkeit den Dienst; er zog immer auf die Wache, weil er demjenigen seiner Freunde, der sie zu versehen hatte, Gesellschaft leistete. Man kannte ihn im Hotel der Musketiere, und jedem galt er als guter Kamerad. Herr von Tréville, der ihn schon mit dem ersten Blick würdigte und eine wahre Neigung zu ihm hegte, unterließ es nie, ihn dem König zu empfehlen. Die drei Musketiere hatten ihren jungen Kameraden ungemein lieb. Die Freundschaft, die diese vier Männer verband, und das Bedürfnis, sich täglich drei- bis viermal zu sehen, war es nun bei einem Duell oder in Geschäften, oder bei einer Unterhaltung, machten, daß sie sich ohne Unterlaß wie Schatten nachliefen. Inzwischen blieben die Versprechungen des Herrn Tréville in ihrem

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