Die drei Musketiere
setzen uns zur Wehr; man zieht uns vor Gericht, wir behaupten fest und starr, wir haben nichts anderes vor, als uns einigemal ins Meer zu tauchen; vier vereinzelte Männer wären bald aufgerieben, während vier verbundene eine Rotte bilden; wir bewaffnen die vier Lakaien mit Pistolen und Musketen; sendet man gegen uns eine Armee, wir liefern ihr eine Schlacht, und der Überlebende wird, wie d'Artagnan gesagt hat, den Brief an Ort und Stelle bringen.«
»Gut gesprochen!« rief Aramis; »du sprichst nicht viel, Athos, doch was du sagst, hat Hände und Füße. Ich billige den Plan von Athos. Und – du, Porthos?«
»Auch ich,« entgegnete Porthos, »wenn er d'Artagnan gefällt. Da d'Artagnan der Überbringer des Briefes ist, so ist er natürlich auch das Haupt des Unternehmens; er entscheide, und wir wollen ausführen.«
»Gut,« sprach d'Artagnan, »ich stimme für den Plan des Athos, und wir brechen in einer halben Stunde auf.«
»Angenommen!« riefen die drei Musketiere im Chore.
Die Reise.
Um zwei Uhr früh verließen unsere vier Abenteurer Paris und zogen durch die Barriere Saint-Denis; sie verhielten sich stumm, so lange es Nacht war, ließen die Dunkelheit unwillkürlich ihren Einfluß ans sich ausüben und sahen überall einen Hinterhalt. Bei den ersten Strahlen des Tages entfesselten sich ihre Zungen; mit der Sonne kehrte ihr froher Sinn zurück; es war am Vorabend einer Schlacht; das Herz pochte, die Augen strahlten, man fühlte, daß das Leben, aus dem man vielleicht bald treten sollte, zuletzt doch ein gutes Ding war. Alles ging recht gut bis nach Chantilly, wo man gegen acht Uhr früh ankam. Man mußte frühstücken und stieg vor einer Schenke ab, die als Schild den heiligen Martin hatte, dargestellt, wie er die Hälfte seines Mantels einem Armen gibt. Man trug den Lakaien auf, die Pferde nicht abzusatteln und zur baldigen Weiterreise bereit zu sein. Man ging in das Gemeinzimmer und setzte sich an einen Tisch. Ein Edelmann, der auf der Straße von Dammartin angekommen war, saß an demselben Tisch und frühstückte. Er begann die Unterredung über Regen und schönes Wetter; die Reisenden antworteten; er trank auf ihre Gesundheit und die Reisenden erwiderten diese Höflichkeitsbezeigung. Jedoch in dem Moment, wo Mousqueton meldete, die Rosse ständen bereit, und wo man sich erhob, schlug der Fremde Porthos vor, auf die Gesundheit des Kardinals zu trinken. Porthoserwiderte, es wäre ihm ganz recht, wenn der Fremde auch auf die Gesundheit des Königs trinken wollte. Der Fremde aber antwortete: er kenne keinen andern König als Seine Eminenz. Porthos nannte ihn einen Betrunkenen; der Fremde zog vom Leder. »Da habt Ihr eine Dummheit begangen,« rief Athos, »doch gleichviel, da läßt sich nicht mehr zurücktreten; tötet diesen Mann und eilt uns nach, so schnell Ihr es vermöget.« Und alle drei stiegen wieder zu Pferd und sprengten mit verhängten Zügeln davon, indes Porthos seinem Gegner versprach, er wolle ihn mit allen Stößen durchbohren, die man in der Fechtkunst kennt. »Das ist der erste,« sprach Athos nach fünfhundert Schritten. »Warum hat aber dieser Mann lieber Porthos angegriffen, als jeden andern?« fragte Aramis. »Nun,« versetzte d'Artagnan, »weil Porthos viel lauter sprach als wir alle, so hielt er ihn für den Führer.«
»Ich habe es immerhin gesagt, dieser Kadett aus der Gascogne sei ein Brunnen der Weisheit,« murmelte Athos. Die Reisenden setzten ihren Weg fort.
In Beauvais verweilte man zwei Stunden, um sowohl die Pferde sich erholen zu lassen, als auch, um auf Porthos zu warten. Da nach Verlauf von zwei Stunden weder Porthos noch eine Nachricht von ihm eintraf, setzte man die Reise fort. Eine Meile von Beauvais, an einer Stelle, wo der Weg zwischen zwei Böschungen eingeengt war, traf man auf acht bis zehn Menschen, die den Umstand nützten, daß hier die Straße ungepflastert war, und sich stellten, als ob sie hier arbeiteten, um Löcher zu graben und Kotgleise zu machen. Aramis, der in diesem künstlichen Sumpf seine Stiefel zu besudeln fürchtete, ließ sie mit harten Worten an. Athos wollte ihn zurückhalten, doch es war schon zu spät. Die Arbeiter fingen an, die Reisenden zu verhöhnen, und ihre Keckheit entflammte den kalten Athos dergestalt, daß er auf einen derselben losritt. Da zog sich jeder von diesen Menschen bis zum Graben zurück und ergriff dort eine versteckte Muskete; das Resultat war, daß unsere Reisenden buchstäblich durchs Feuer gehen mußten. Aramis
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