Die drei ??? Schattenwelt 3: Die dunkle Macht (drei Fragezeichen) (German Edition)
heftigem Blinzeln die erschütternde Wahrheit als optische Täuschung zu entlarven – er konnte es nicht. Der braunhaarige zweite Mann, der den Händedruck des Fuchs-Priesters erwiderte und mit festem Blick zum Fotografen schaute, war – sein Vater!
Dem Geheimnis auf der Spur
Bob wusste nicht mehr, wie lange er einfach nur dagesessen und regungslos ins Nichts gestarrt hatte. Es hätten Sekunden, aber auch mehrere Stunden gewesen sein können, so stark waren seine Gedanken vom Hier und Jetzt weggerissen worden. Noch immer konnte er nicht fassen, was er da gerade entdeckt hatte. Die dunklen Vorahnungen, die ihn seit dem ersten seltsamen Verhalten seines Dads in den vergangenen Tagen immer wieder wie drohende Schatten heimgesucht hatten, waren auf entsetzliche Weise wahr geworden. Bill Andrews, sein stets aufrechter und ehrenhafter Vater, war ein Anhänger von Lemuel Garvine gewesen – ein Komplize des Teumessischen Fuchses!
Der dritte Detektiv fühlte sich, als wenn ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden wäre und er nun in ein tiefes schwarzes Loch stürzte. Wie betäubt wischte er immer wieder mit der Hand über das Foto, als könnte er das Gesicht seines Vaters auf diese Weise auslöschen und für immer verschwinden lassen. Vor seinem inneren Auge blitzte wie in grellen Leuchtbuchstaben die bestürzende Erkenntnis auf: mein Vater – ein Lügner und Betrüger! Vielleicht sogar Schlimmeres …
Mit einer fast schon unwirklichen Gewissheit wurde Bob klar, dass dies mit Abstand der schlimmste Moment seines Lebens war. Und welch bittere Ironie des Schicksals war es, dass sich dieser schreckliche Augenblick auf so billige und beschämende Weise ereignet hatte: Hier, fern von Familieund Freunden, in der von oben bis unten bekritzelten Kabine einer Toilette, hatte die Mappe eines verbrecherischen Hausmeisters Bobs Vertrauen in seinen Vater zerstört.
Wie sollte er seinem Dad jemals wieder in die Augen schauen können? Und was sollte er seiner Mutter sagen, die nichts vom unheilvollen Geheimnis ihres Mannes ahnte?
Bobs verschleierter Blick glitt die Kabinenwand entlang und blieb unvermittelt an einem mit rotem Filzstift geschriebenen Zitat hängen: »Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom. Albert Einstein«.
Einige Sekunden verharrte Bob und ließ die Worte in seinen Verstand sickern. Dann, ganz allmählich, durchdrang eine neue Empfindung den dunklen Schleier seiner Verzweiflung, wie ein zarter Funken, der inmitten eines düstergrauen Nebels aufglimmt: Zweifel.
Hatte er sich wegen der überwältigenden Wirkungskraft des Fotos möglicherweise vorschnell zu einem vernichtenden Urteil hinreißen lassen? War durch dieses vermeintlich eindeutige Beweisbild lediglich eine unbewusst schon vorgefasste Meinung bestätigt worden, die sich aus den aufkeimenden Befürchtungen der vergangenen Tage entwickelt hatte?
Der dritte Detektiv schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch. Dann blickte er erneut auf das Foto. Seine Gesichtszüge hatten sich in grimmiger Entschlossenheit verhärtet und seine Unterlippe bebte, als er laut fauchte: »So ist es nicht gewesen! Und ich werde es beweisen!«
Er schlug die Mappe zu, steckte sie sich wieder unter sein T-Shirt und verließ die Toilette. Für das Journalistik-Seminar war in seinen Gedanken nun kein Raum mehr. Es gabbedeutend Wichtigeres zu tun. Da sein einziger konkreter Ansatzpunkt der Quaesitio-Artikel seines Vaters war, würde er nun in die Bibliothek gehen und den gesamten Text nochmals Buchstabe für Buchstabe durchlesen. Nur wenn er das darin enthaltene Rätsel entschlüsselte, hatte er eine Chance darauf, zu erfahren, was damals wirklich geschehen war. Und dann würde sich hoffentlich auch eine Erklärung für das schreckliche Foto finden …
Als knapp zwei Stunden später der etwas eintönige Seminarteil über mittelalterlichen Minnesang endete, gab der Zweite Detektiv ein leises Gähnen von sich. Zögernd blickte er zu Samantha Shirona hinüber. Wegen der vorangegangenen Zurückweisung hatte sie sich demonstrativ einen Platz in weitestmöglicher Entfernung von ihm gesucht. Er schien bei ihr endgültig unten durch zu sein, aber das war ihm eigentlich nur recht. Auf ihre nervigen Annäherungsversuche konnte er ganz gut verzichten.
Peters neuer Fanclub war allerdings weiterhin höchst aktiv – und obendrein sehr attraktiv, wie er zugeben musste. Kaum dass er durch die Tür gegangen war, umringten ihn
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