Die drei ??? Schattenwelt 3: Die dunkle Macht (drei Fragezeichen) (German Edition)
geschehen?«
»Nein, das erwarte ich nicht. Aber ich möchte Sie eindringlich bitten, von einer offiziellen Meldung vorerst abzusehen, bis die Ermittlungsergebnisse der Polizei vorliegen. Ich verspreche Ihnen, dass sich dann alles aufklären wird.«
Erwartungsvoll blickte er die Psychologin an, deren verhärtete Züge sich nun ein wenig zu entspannen schienen.
»Also gut«, sagte sie nach kurzer Pause und zog die Hand vom Telefon zurück. »Ich bin zwar durchaus noch nicht überzeugt, doch du scheinst tatsächlich an das zu glauben, was du sagst. Bis zur Rückmeldung der Polizei werde ich also mit der Weiterleitung des Befunds warten.«
Erleichtert atmete Justus auf. »Vielen Dank für den Vertrauensvorschuss. Sie werden es bestimmt nicht bereuen.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich kann Ihnen versichern: Als Mittel zur Stressbewältigung greife ich höchstens mal auf den Kirschkuchen meiner Tante Mathilda zurück.«
Auch Mrs Fernandez musste jetzt schmunzeln. »Eine solche ›Kalorien-Droge‹ würde ich auf jeden Fall als unbedenklich einstufen …«
Nachdem Peter und Bob die Dienststelle der Campus-Polizei verlassen hatten, blieb vor dem Beginn ihrer Kurse geradenoch genug Zeit, um sich an einem der zahlreichen Automaten zwei Sandwiches zu besorgen. Anschließend verabschiedete sich der Zweite Detektiv und eilte zur geisteswissenschaftlichen Fakultät, wo ihn in Hörsaal 5 »Dichtkunst und Minnesang des europäischen Mittelalters« erwartete. Bob jedoch konnte die Anspannung wegen Garvines Dokumentenmappe nicht mehr aushalten. Lieber kam er zu seinem Seminar ein paar Minuten zu spät, als noch länger im Ungewissen zu bleiben.
Um ungestört zu sein, suchte er den nächstgelegenen Toilettenraum auf und zog sich in eine der Kabinen zurück. Sorgfältig verriegelte er die Tür, lauschte kurz, ob er allein war, und holte dann die Mappe hervor. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als er sich zögernd durch die Papiere blätterte. Bei den ersten Zetteln handelte es sich tatsächlich um Fotokopien eines langen Artikels aus einer alten Quaesitio-Ausgabe, die akkurat mit Datumsvermerk versehen waren. Bobs Puls schien kurzzeitig auszusetzen, als er erkannte, dass sich unter der letzten Spalte das Kürzel BA befand. Der Artikel war also tatsächlich von seinem Vater verfasst worden!
Laut Datum stammte er aus jenem Jahr, in dem Bill Andrews plötzlich Ruxton verlassen hatte und zur UCLA gewechselt war. Mit flackerndem Blick überflog der dritte Detektiv den Text. Seine Augen weiteten sich, als er feststellte, dass er ihm völlig unbekannt war. Er hatte diesen Artikel nie zuvor gesehen, obwohl er inzwischen von Eugene Emery ja auch Kopien der fehlenden Quaesitio-Ausgaben erhalten hatte. Wie war das möglich? Sollte er bei der bisherigen Recherche trotz seiner Sorgfalt eine Ausgabe übersehen haben?Bob stutzte. Gerade hatte er auf dem unteren Rand der letzten Seite einen kleinen Stempel entdeckt: Das Wort DRUCKFREIGABE war kaum zu erkennen; jemand hatte es mit einem dicken Filzstift durchgestrichen.
Bob runzelte irritiert die Stirn. Offensichtlich war der bereits gesetzte Artikel im letzten Augenblick gegen einen anderen ausgetauscht worden. Aber aus welchem Grund war dies geschehen – und warum hatte Bill Andrews es zugelassen?
Erneut ließ Bob seinen Blick über die Zeilen schweifen. Was war so brisant an diesem Text, dass jemand ihn kurz vor dem Druck aus der Zeitung genommen hatte? Das Titelthema lautete »Fatale Defizite in der Talentförderung«. Mr Andrews wies in dem Artikel anhand verschiedener Beispiele darauf hin, dass es die Universität offenbar sträflich vernachlässigte, außergewöhnliche Leistungsträger in unterschiedlichsten Fachbereichen angemessen zu fördern. Im Laufe der Jahre hatten immer wieder hochtalentierte Studenten mitten in vielversprechenden Entwicklungsstadien ihre Laborkurse abgebrochen und waren später in Bereiche gewechselt, die mit ihren ursprünglichen Schwerpunkten nichts mehr zu tun hatten. Statt große Erfolge auf ihren früheren Gebieten zu feiern, absolvierten diese Studenten meist ein völlig unspektakuläres Studium mit mäßigem Abschluss und traten später nicht mehr in Erscheinung.
»Geiz verhindert Genies« lautete eine der markanten Zwischenüberschriften, eine andere fragte provokant: »Blind für Brillanz?« Offensichtlich sah Mr Andrews die Ursache des Problems in falsch angesetzten Budget-Kürzungen und schlichter Ignoranz
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