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Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Jugendzeit schön gewesen wäre. Sie trotzten mit der Garderobe ihrer jungen Herren der Macht des neuen Jahrhunderts. Nur die jungen Herren wußten es nicht, da sie zu Hause keinen Spiegel hatten, und auf der Gasse nur andere, nicht sich sahen. Bloß in dem einen Stücke gingen sie mit der Mode, daß sie sich allen Bart wachsen ließen, aber doch wieder mit der Ausnahme, daß sie vorhatten, ihn mit der Schere nach altgriechischer Art zusammen zu stutzen, wenn er nur erst groß genug sein werde.
    Ob sie in dieser Lage glücklich waren?
    Ich glaube beinahe: sehr; denn ihr Leben machte ihnen Freude, ein anderes kannten sie nicht. Ihr reiner sprossender Körper gab ihnen Gefühle von Behagen und Wohlsein, wie sie andere gar nicht zu ahnen vermögen, und eine Heiterkeit trat hervor, die in der Tat durch keinen Unfall zu trüben war, nachdem sie nur einmal jene Zeit überwunden hatten, wo aus den Augen eines Kindes, wenn man es für glücklich halten soll, noch die empfangene Mutterliebe heraus schauen muß. Ihr Geist war auch glücklich, denn sie hatten sehr viel gelernt und erfreuten sich gegenseitig des Besitzes. Alte Geschichte und Literatur, dafür gar keine neue, Mathematik in allen Zweigen, dann die Realwissenschaften - alles das hatten sie sich nach und nach meistens gegenseitig beigebracht, und zwar in einer Vollendung, wie selten junge Leute - es war eine andere Art Rennbahn gewesen, und in diesen Übungen erfreute sich ihr Geist. Von Gefühlen schwärmender Sehnsucht, von namenlosen Hinausahnungen, von Schmachten, von Trieben des Herzens, von süßem Schmerz, und so weiter, war gar nichts da; außer einigem Übermaß klassischer Begeisterung waren sie in diesen Dingen so roh wie die Irokesen.
    Wenn es mit ihnen so fort geht, so haben sie das Rätsel gelöset, das sie sich aufgegeben, nämlich jetzt waren sie die Schmiede ihres Schicksals, und zwar eines ganz und gar glücklichen; denn wenn auch von dem einen oder anderen Vormunde mit Schmerzensrufen und Lamentierungen die Nachricht einging, wie dort der Hagel wieder ein Feld in den Grund geschlagen, hier eine Scheuer abgebrannt und dort ein Knecht ein Schlingel gewesen sei, so war ihnen das bloß komisch; denn sie hatten für ihre künftigen Bedürfnisse so lächerlich zu viel, daß eher eine Verlegenheit daraus entstanden wäre, was sie mit dem Überschusse tun sollten, als daß sie sich hätten kränken können, wenn etwas verloren ging.
    So lebten sie mehrere Jahre, waren meistens beisammen, und trugen sich mit Vorstellungen, wie sie erst, wenn sie in den Besitz ihres Vermögens kämen, eine recht eigentliche eiserne Unabhängigkeit gründen wollten, die sie zum Herrn der ganzen Welt machte.
    Der erste, welcher von diesem ZusammenlebenAbschied nehmen mußte, war Leander, der etwas älter war. Es erschien ein junger Mensch, und mit dem mußte er seine Reise durch Europa antreten, daß er Weltbildung bekomme. Der Vormund selbst hatte ihn abgeholt, und nun ging Erwin allein in den Räumen der Musenstadt herum. Aber auch seine Zeit dauerte nicht mehr lange; denn er wurde, da sein Vormund plötzlich starb, mündig erklärt und in die Verwaltung seiner Güter eingesetzt. Man hatte absichtlich keinen Briefwechsel verabredet, weil diese Trennung die erste Probe ihrer Grundsätze sein sollte. Erwin ging in das Gebirge, und auf der dreißig Meilen langen Straße lief das Gerücht hinter ihm her von dem Manne, welcher lauter Gemüse gegessen habe. Sein Plan ging noch viel weiter, als der Leanders. Nicht Europa, das er fast verachtete, wollte er besuchen, sondern um seine menschliche Kraft an der großen aufrecht stehenden Natur zu üben, statt sie an Afterverhältnissen herabzubringen, beschloß er nach Texas zu gehen, dort an der Grenze der Wilden eine Niederlassung zu gründen mit dem Keime antiker Kraft und Gesetze, der sich durch die ganze Republik verbreiten, dereinst wachsen und etwa einen Staat von spartanischem Erze, athenischer Schönheit und römischer Tüchtigkeit erzeugen, der dereinst seiner geographischen Lage nach der erste der Welt werden würde. Vorher wollte er die Verwaltung seiner europäischen Güter auf einen Fuß nach seiner eigenen Einsicht bringen, welche auf mathematischer Basis ruhte, so daß nach seiner Abreise ruhig das Gesetz fortwirke, und ihm dorthin die Zuflüsse sende, die er zu seinen Zwecken brauchte. Erreiche er dieselben wegen äußerer Zufälle nicht, so seien sie doch moralisch da, und erreicht; das Wollen ist das Himmelreich der

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