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Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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die Zeitläufte fordern mochten, der Base mit Rat und Tat an die Hand. Der Verwalter hatte eine sehr angenehme, wohlgebildete Frau und zwei Töchter von großer Schönheit. Die Gattin des Forstmeisters war von einnehmendem Wesen und ihre Tochter fast so schön wie die Töchter des Verwalters. Diese Leute versammelten sich fast alle Abende mit der Base und den Ihrigen in dem Saale des Schlosses. Da waren denn nun die Ereignisse der Zeit beinahe immer der ausschließliche Gegenstand der Gespräche. Man verhandelte eifrig hin und wieder.
    Eines Tages, da man sehr angelegentlich geredet hatte, sagte ich: »Die Freiheit als die Macht, unbeirrt von jeder Gewalt, das Höchste der Menschheit zu entwickeln, ist das größte äußere Gut des Menschen. Der rechte Mensch ist frei von den Gelüsten und Lastern seines Herzens und schafft sich Raum für diese Freiheit, oder lebt nicht mehr. Wer so nicht frei ist, kann es anders nicht sein. Das andere ist die Freiheit des Tieres, das nach seinen Trieben tut. Ich hoffe, daß bei uns Männer sind, diese Freiheit zu fördern und ihr einen Weg in das Staatsleben zu bahnen, daß sie in ihrer Schönheit erblühe. Wie lange es bis dahin dauern wird, weiß ich nicht. Die meisten derer, die jetzt nach Freiheit rufen, sind noch in den Banden ihrer Gier nach Herrlichkeit, Nutzen und Gewalt und sind gegen die Unterdrückung Unterdrücker, wie der Dichter vor langem gesagt hat: ,Um den Vorteil der Herrschaft stritt ein verderbtes Geschlecht, nicht würdig, das Gute zu schaffen.' Bei uns tut es not, daß das Reich nicht wanke, und wenn es fest steht, dann mögen in ihm die rechten Männer den Pfad der Freiheit suchen und wir vorerst dazu die rechten Männer finden. Weil ich aber in den Rat nicht tauge, gehe ich zu dem Feldherrn, der jetzt das Reich vertritt, und diene ihm. Ich werde ohne Abschied von hier fortgehen und einmal nach einer finstern Nacht nicht mehr da sein. Der Herr Verwalter wird zum öffnen des Pförtchens die Stunde wissen und sie nicht verraten.«
    »Nein, nein, das darf nicht sein«, rief die Base, »du mußt Lebewohl sagen.«
    »Das führt zu Weitläufigkeiten oder Rührungen und Störungen«, sagte ich, »so etwas muß frisch getan sein, und einmal komme ich und sage: Ich bin da. Endlich kann mich zu einem Abschiede niemand zwingen, wenn ich keinen nehme.«
    Man stritt noch mit halbem Willen fort und gab es mit halbem Willen zu.
    Dann kam das Gespräch erst recht auf meine Worte und wurde mit Lebendigkeit über Freiheit, Staatswohl, Volksvertretung, Regierungsart und derlei Dinge geführt. Alle beteiligten sich daran, nur Hiltiburg nicht.
    Wir gingen spät in der Nacht auseinander.
    Ich machte nun bald Anstalten zur Abreise.
    Ich sagte am Abende vor der dazu bestimmten Nacht dem Verwalter die Stunde an, in der er mir die Pforte offen halten sollte. Christoph trug zu dieser Stunde meinen Mantelsack hinab, um ihn auf das Bauernwägelchen zu laden, das ich vor das Schloß bestellt hatte. Ich folgte ihm dann. Ich ging mit unhörbaren Schritten, daß ich niemand erwecke, über den finstern Gang. Da streifte etwas an mich wie ein Frauenkleid, zwei weibliche Arme umschlangen mich, und plötzlich fühlte ich einen Kuß auf meinen Lippen. Dieser Kuß war so süß und glühend, daß mein ganzes Leben dadurch erschüttert wurde. Die Gestalt wich in die Finsternis zurück, ich wußte nicht, wie mir war, und eilte auf dem Gange fort, über die Treppe hinab, durch das geöffnete Pförtchen hinaus, auf dem Wagen zur Post, auf dem Postwagen in der Richtung nach meinem Reiseziele dahin und konnte den Kuß nicht aus dem Haupte bringen. Ich bin später bei Wachtfeuern gewesen, auf der Vorwacht in der Finsternis der Nacht, auf wüsten Lagerplätzen, in Regensturm und Sonnenbrand, in schlechten Hütten und in schönen Schlössern, und immer erinnerte ich mich des Kusses und dachte, welches der Mädchen mußte das Ungewöhnliche getan haben. Das erkannte ich, daß der Kuß ein Geheimnis sein sollte, ich forschte nicht und sagte keinem Menschen ein Wort davon.
    Der alte Feldherr hatte mich sehr freundlich aufgenommen und mich zu seinen Männern eingeteilt. Ich fand alte Bekannte und erwarb neue, und Kameradschaft und Freundschaft erneuerte sich und gründete sich. Was auch einer für eine Muttersprache redete, wir fragten nicht danach, Deutsch konnte ein jeder, und in der deutschen Sprache, gut oder schlecht, selten nach der Schrift, sondern meist nach der Landessitte des einzelnen, plauderten wir

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