Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
morgen sehen.«
    Ich ging also an diesem Tage in meine Wohnung zurück, ohne Hiltiburg erblickt zu haben.
    Am Abende des nächsten Tages ging ich später zu dem Feste der Base, als man gewöhnlich zu tun pflegt. Ich erinnere mich der Ursache nicht mehr, welche meine Verspätung veranlaßte. Da ich von dem Kleiderzimmer in das anstoßende Gemach trat, stand in demselben unter mehreren Menschen ein Mädchen, das auffälligerweise ein schwarzes Seidenkleid anhatte. Von dem Kleide stand an dem Halse eine kleine weiße Krause empor. In den dunkeln Haaren war kein Schmuck, an der Brust aber glänzte ein vorzüglicher Diamant. Die Augen des Mädchens waren sehr groß und glänzten noch mehr als der Diamant. Sie mochten, wie die Beleuchtung zeigte, braun sein. Die Haare waren dunkelbraun. Das Angesicht war so schön, wie ich nie ein schöneres in meinem Leben gesehen habe, und die Gestalt war fast noch schöner als das Angesicht. Das Mädchen sah mich an. Es war Hiltiburg. Obwohl ich sie, da sie noch ein Kind war, zum letztenmale gesehen hatte, erkannte ich sie gleich.
    Ich sprach nichts.
    Hiltiburg aber sagte zu mir: »Sei mir gegrüßt, mein kleiner Vetter und Bräutigam, lebe nun neben mir und siehe, wie es mit uns wird.«
    »Sei gegrüßt, Hiltiburg«, sagte ich.
    Die Basen Mathilt und Ada kamen herzu. Die Mädchen waren gleich den ändern zum Feste gekleidet. Mathilt hatte zu ihren braunen Haaren ein blaßblaues Kleid mit dem weißen Durchschimmer eines Überkleides, und Ada hatte zu ihrem Blond ein schwach rosenrotes Kleid mit weißem Übergewande. Die Base und die Mädchen begrüßten mich herzlich. Sie nannten gleich meinen Namen mehreren Männern und Frauen, die herumstanden, und riefen andere herzu, denen sie mich vorstellten.
    Dann wurde ich in den Festsaal geführt.
    Es war ein großes Zimmer mit grauen Wänden, die in dem Lichte zahlreicher Kerzen schimmerten. In einer Ecke stand ein Klavier, an dem ein Mann saß, unter dessen Händen die Töne in den Saal strömten. Junge Mädchen und Männer führten Tänze auf, die ruhiger und vielleicht auch lieblicher waren, als man sie jetzt sieht. Die Mädchen waren entweder weiß oder farbig gekleidet. Die weißen hatten ein farbiges, die farbigen ein weißes Obergewand. Sie waren mit Blumen, Schleifen, selbst auch Juwelen geschmückt. Die Männer waren alle im schwarzen Anzüge. Es waren schöne Mädchen da, es waren sehr schöne Mädchen da, es waren außerordentlich schöne Mädchen da. Als aber Hiltiburg in den Saal trat, sah man, daß von dem schönsten Mädchen zu ihr noch ein hoher Abstand emporging. Unter den jungen Männern waren feine Gestalten und manche einnehmende Gesichtszüge. An den Wänden des Zimmers saßen Mütter, Basen, ältere Schwestern oder andere aus dem weiblichen Geschlechte herum und sahen dem Tanze zu. Ich tat es auch eine Weile, wurde aber dann von meiner Base und anderen in das Vergnügen hineingezogen.
    Hiltiburg tanzte nicht. Sie hatte das durch die Wahl des schwarzen Kleides erklärt, und wer es nicht verstand, dem sagte sie es. Man wußte den Grund nicht, und sie gab keinen an. Sie saß in einer Ecke in einem roten Sessel und sah die Dinge vor sich.
    Ich ging nun auch in die anderen Zimmer. Neben dem Tanzsaale war ein Gemach zu Gesprächen. Ich redete dort mit einigen Anwesenden und ging dann weiter. In dem nächsten Gemache waren grüne Tische, an denen Männer saßen und mit Karten spielten. Dann war der Speisesaal, in welchem gedeckt war, um zu einer gewissen Stunde ein Abendessen einzunehmen.
    Hierauf ging ich wieder in den Tanzsaal zurück.
    Ich beschäftigte mich jetzt auch mit Hiltiburg.
    Viele Männer, jüngere und ältere, waren um sie und brachten ihr Huldigungen dar. Sie sah mit den großen Augen auf sie und sprach mit ihnen. Ich konnte aber nicht erkennen, daß sie einem von ihnen einen Vorzug gab. Ich redete auch mit ihr, aber kurz. Ich hielt mich überhaupt an diesem Feste ziemlich fern von ihr, damit sie nicht glaube, daß ich Rechte geltend machen wollte.
    Nach Mitternacht war das Essen, dann waren noch einige Tänze, dann war das Fest aus, und ich verfügte mich in meine Wohnung.
    Von dem Tage an entwickelte sich zwischen mir und dem Hause der Base Laran ein Verkehr, wie er bei Verwandten gebräuchlich ist. Ich mietete mir, um der Unruhe eines Gasthofes zu entgehen, zwei freundliche Zimmer in einem gewöhnlichen Wohnhause und ging von dort, zwar nicht alle Tage, aber so oft zur Base, als es sich schicken wollte. Ich

Weitere Kostenlose Bücher