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Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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durchgehen, weiter rückwärts hätte man sie übersteigen müssen, und an dem Giebel hätte wohl kaum der geschickteste Kletterer emporkommen können. In der entfernteren Richtung gegen Abend lagen sie loser, und es kamen Erlengebüsche, Wacholder- und Haselgesträuche. In den Wäldern, die gegen Mitternacht emporgingen, waren sie auch zerstreut, und zwischen ihnen standen die hohen Bäume und unzählige Moose und schöne Farnkräuter.
    Gegen den Untergang der Sonne kehrte ich wieder in das Haus zurück. Ich lernte bald die Gepflogenheiten desselben kennen. Dietrich ging öfters mit einem oder dem ändern Saumrosse in die Ortschaften hinunter, um zu holen, was man brauchte. Adalo bereitete die Speisen, und Wilhelm besorgte die ändern laufenden Geschäfte. Gleich nach dem Aufgange der Sonne war das Frühmahl, um zwölf Uhr das Mittagsmahl und nach dem Untergange der Sonne das Abendessen. Des Morgens hatte man immer Milch und Brot, des Mittags und Abends Verschiedenes, aber stets nur eine Speise. In seinem Tun wurde niemand beirrt. Mein Vetter ging fast immer im Freien herum. Ich war zuweilen in seiner Gesellschaft. Wir machten uns nämlich gelegentlich Besuche in unsern Zimmern oder ergingen uns auch ein wenig in der Nähe des Hauses. Er sprach nur von gewöhnlichen Dingen. Über Angelegenheiten unseres Geschlechtes oder über Mitglieder desselben redete er gar nicht. Ich suchte auch nicht irgendeinen Gesprächsgegenstand aufzubringen. Welcher Art die Bücher waren, die ich in seinem Zimmer sah, strebte ich nicht zu ergründen, fand ihn aber öfter in einem lesen. Sonst war sein Benehmen ruhig und gleichmäßig. Ich bemerkte, daß er in seinem ledernen Täschchen, ohne welches er gar nie ausging, sehr oft Moose nach Hause brachte, daß er dieselben ordnete und daß ihm bei diesem Geschäfte alle seine Mitbewohner behilflich waren. Ich machte daher eines Tages eine Tasche aus starkem Papier, ging mit derselben einen ganzen Nachmittag in dem Walde herum, füllte sie mit Moosen, die mir besonders gefielen, und brachte ihm dieselben. Er leerte sie auf einem Tische aus und sagte: »Morgen nach dem Frühmahle werden wir sie untersuchen.«
    Am ändern Tage ging ich nach dem Frühmahle mit ihm in sein Gemach. Er las die Moose Stämmchen für Stämmchen auseinander und legte sie in eine Reihe. Dann sagte er: »Du hast eine gute Meinung, Vetter, aber du kennst die Sache noch nicht. Ich habe die Verwunderlichkeit dieser kleinen Dinge zu ergründen gesucht und bin noch lange zu keinem Ende gelangt. Ich habe es besonders von diesem Hause aus getan, ich habe Hunderte von Arten gesammelt, ich habe die Bücher, die von ihnen handeln, und habe mir den Gehalt derselben angeeignet; aber die Bücher und ich sind nicht vollkommen. Die Dinge wollen ihre eigene Weise. Wenn es dir gefällt, meine Anstalten zu betrachten, so tue es. Hier sind die Fächer, in denen die Moose nach ihrer Ordnung eingelegt sind, und hier ist das Buch, nach dessen Weisung die Einlage gemacht worden ist. Andere Bücher schlagen andere Weisen vor. Du kannst in sie hineinsehen und dann urteilen, was du für zweckmäßiger hältst. Fast besser noch als die Einlage ist das Pressen. Wir pressen die Moose auf Papier ab, und sie geben ihre Gestaltungen erstaunlich schön, wenngleich die Farbe nicht, die aber auch in den Einlagen absteht. In den Mappen hier findest du die Abdrücke. Willst du dich aber mit diesen Dingen gar nicht befassen, so bist du auch in deinem Recht, ich gebe dir nur die Erlaubnis dazu.«
    »Ich werde diese Erlaubnis benutzen«, antwortete ich, »wenn du gestattest, Vetter, daß ich öfters dieses Zimmer besuche.«
    »Du darfst es besuchen«, sagte er, »und darfst dir auch Bücher oder Mappen in dein Gemach hinübertragen.«
    »Ich werde es tun«, sagte ich.
    Und nun blickte ich öfter in die Bücher und suchte mich zu unterrichten, daß ich einsichtiger verfahre, wenn ich ihm wieder Moose brächte. Es entstand endlich in mir sogar ein Anteil an der Sache. Ich sah in den Einlagen eine solche Zahl von Moosen, die ich nicht für möglich gehalten hätte; ich sah Verwandtschaften, Verbindungen und Übergänge. In den gepreßten Blättern sah ich die Verschwendung der Gestalten und erstaunte über die Schärfe und Eigentümlichkeit. In den Büchern fand ich die Bestrebungen, den Verwicklungen beizukommen, vertiefte mich in die Bestrebungen und neigte mich bald zu dieser, bald zu jener Ansicht. Ich hatte oft mehrere Bücher oder Fächer oder Mappen

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