Die Drei !!! Skandal auf der Rennbahn
verteilte wie an jedem Vormittag die Tageszeitung an die Sprachschüler.
»Chestnut No. 1 in Ascot? Who can beat him?«
»Oje, schon wieder Pferdesport«, stöhnte Janina, nachdem sie die Schlagzeile gelesen hatte.
»Das ist es, was die Eastbourner zurzeit am meisten interessiert. Immerhin kommt der Vollbluthengst Chestnut aus einem Stall, der hier in Südengland sehr berühmt ist. Wenn ihr den Artikel übersetzt, werdet ihr mehr wissen.«
»Klasse, hier steht, dass man viel Geld gewinnen kann, wenn man gegen Chestnut setzt. Aber nur, wenn er dann auch wirklich verliert«, rief einer der Surfer-Typen und hielt triumphierend die Zeitung in die Höhe. »Super, ich gehe gleich nachher ins Wettbüro. Ein bisschen das Taschengeld aufbessern!« »Daraus wird leider nichts«, nahm Pierce ihm die Illusion vom schnellen Geld. »Um in England Pferdewetten abzuschließen, muss man volljährig sein.«
Jetzt verfolgt mich dieses Pferd auch noch bis in den Unterricht, dachte Franzi und musste sofort auch wieder an Tony denken.
Nachdem sie am Abend vom Pier zurückgekommen war, hatte sie gehofft, ihn vielleicht noch im Haus zu treffen. Und als sie später im Bett lag, und sich ausmalte, wie es sich wohl anfühlen würde, von ihm geküsst zu werden, horchte sie noch immer, ob sie ihn kommen hörte. Darüber schlief sie irgendwann ein.
Das Nächste, was Franzi von Tony mitbekam, war der Duft seines Aftershaves, der noch im Badezimmer hing, als sie sich duschte. Sie hatte ihn verpasst. Dabei fieberte sie doch so einem zufälligen Treffen mit ihm entgegen.
Unkonzentriert starrte Franzi auf die paar Zeilen, die sie bereits übersetzt hatte. In ihrer Hosentasche vibrierte plötzlich das Handy. Puh, gut, dass ich es vor dem Unterricht noch auf Vibrationsalarm gestellt habe. Franzi atmete innerlich erleichtert auf. Pierce wäre bestimmt sauer geworden. Vorsichtig wühlte sie in ihrer Tasche, schob das Handy unter die Zeitung, hob sie an und riskierte vorsichtig einen Blick auf das Display. »Entschuldigung für Ascot – Lust auf eine Spritztour mit dem Motorrad? Picknick am Leuchtturm? Hole dich um 15: 00 Uhr im Laden ab – Tony«
Franzi übersetzte die Zeilen, während sie las. Ihr Herz machte einen Freudensprung! Schnell tippte sie mit zittrigen Fingern und pochendem Herzen OK und drückte auf Senden.
Erst später, als der Unterricht beendet war, und Franzi mit Kim und Marie den Footballclub verließ, wunderte sie sich, woher Tony überhaupt ihre Handynummer hatte. Ob Marie sie ihm gegeben hatte? Oder Kim? Besser ich frage nicht, überlegte Franzi, sonst stellen die zwei noch seltsame Fragen. Vielleicht hatte sein Vater ihm die Nummer gegeben.
Auch wenn Franzi vor Glück fast platzte, behielt sie das Treffen mit Tony besser für sich. Sie befürchtete, Kim könnte wieder mit ihrem Bauchgefühl anfangen und irgendetwas von krimineller Energie oder so faseln.
Um Punkt 15:00 Uhr hörte Franzi das Knattern eines Motorrades unter ihrem Fenster. Sie war die letzte Stunde so nervös gewesen, dass sie sich dreimal umgezogen hatte. Jetzt stand sie in Jeans und einem Shirt in Tarnfarben vor dem Spiegel und zupfte ihre Haare zurecht. Sie hörte Tony die Treppe heraufstiefeln und rief durch die geschlossene Tür: »Two minutes, please!«
So schnell sie konnte tippte sie eine Nachricht an Marie und Kim, nur damit sie sich keine Sorgen machten und wussten, wo sie war. Die Tür flog auf, und Tony stand strahlend vor ihr. Franzis Knie wurden wackelpuddingweich. Tony sah umwerfend aus in seiner Lederjacke, den schweren Stiefeln und mit dem lässig unter den Arm geklemmten Helm. Er warf ihr den Helm zu, grinste frech und sah ihr dabei tief in die Augen. Franzi schmolz dahin. Sie verschwendete keinen Gedanken mehr an sein unmögliches Benehmen in Ascot. Wie auch, ihr Kopfwar leergefegt wie nach einem Wirbelsturm. Dass sie dennoch geistesgegenwärtig im Rausgehen nach ihrer Jeansjacke griff, wurde wohl von ihrem Unterbewusstsein gesteuert.
Wie selbstverständlich hatte Franzi ihre Arme um Tonys Taille geschlungen, kaum dass sie hinter ihm auf dem Motorrad Platz genommen hatte. Trotzdem vermied sie es, zu dicht an ihn heranzurücken. Wie überschäumendes Brausepulver gluckerte und blubberte es in ihrem Bauch, wenn sich die schwere Maschine in die Kurven legte, und sie mit Tony zu einer Einheit verschmolz.
Den Stadtkern hatten sie bald hinter sich gelassen, und vor ihnen erstreckten sich die hügeligen Kreidefelsen von Beachy Head. Die Fahrt
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