Die Drei !!! Skandal auf der Rennbahn
Wasser in seiner Tränke vorfindest. Oder irgendwelche Rückstände von Hafer und Pressfutter. Du erinnerst dich?« Natürlich erinnerte sich Marie an Clarks Vortrag über die eine Möglichkeit, ein Rennen zu manipulieren. Clark hatte sehr anschaulich beschrieben, wie gierig ein Pferd in kürzester Zeit literweise Wasser trank, wenn es einige Zeit zuvor mit Hafer und Pressfutter gefüttert wurde und nicht genug Wasser zur Verfügung hatte. Eine Nacht vor dem Rennen gab man dem armen Tier eben dieses Futter, stellte aber kein Wasser hin. Dann, kurz vor dem Rennen ließ man es so viel trinken, wie es wollte. Tja, und mit einem Wasserbauch konnte auch das allerbeste Rennpferd der Welt keinen anständigen Jagdgalopp hinlegen.
»Ich geh dann mal los, die Box auf Spuren untersuchen«, sagte Marie und ließ sich noch einmal von Franzi den Weg zu den Stallungen beschreiben, die den heimischen Pferden bereits ein paar Tage vor den Rennen während der Trainingszeit zur Verfügung standen.
Kim hörte angespannt zu. Ob sich ihr Verdacht wohl bestätigen würde?
»Und schau dir das Medikamentenbuch genau an! Es muss irgendwo in einem Kasten in der Box liegen. Wenn dir etwas eigenartig vorkommt, fotografiere jede Seite! Clark hilft uns dann schon weiter, wenn es um die Auswertung geht. Die Me-dikamentenbücher werden sehr kleinlich geführt! Achte auf alles!« Kim hätte Marie am liebsten noch 1000 weitere Anweisungen gegeben. Aber sie hatten das alles im Auto schon x-mal besprochen. Jetzt hieß es Daumen drücken!
Marie straffte die Schultern und stolzierte selbstsicher in Richtung Stallungen. Doch je weiter sie sich von der eigentlichen Rennanlage entfernte, desto mulmiger wurde ihr. Als der erste Sicherheitsbeamte ihr entgegenkam, rutschte ihr das Herz in die Hose. Der VIP-Ausweis, wo ist der VIP-Ausweis? Marie kramte viel zu hektisch in ihrer kleinen Tasche herum. Cool, ganz cool, Marie!, ermahnte sie sich. Margaret hat gesagt, dass ich damit überall durchkomme. Und dass das Foto ausgetauscht ist, sieht niemand, der nicht ganz genau hinsieht. Flirten, Marie, flirten! Ihre Gedanken drehten sich schneller, als ihr lieb war. Fast hätte sie vergessen, englisch zu reden, als der Mann vom Sicherheitsdienst sie nach ihrem Ausweis fragte. Auch der Wimpernaufschlag misslang beim ersten Versuch. Doch dann hatte sie sich schnell wieder unter Kontrolle. Jahrelanges Schauspieltraining zahlt sich eben doch aus. Mit einer eleganten Handbewegung und einem umwerfenden Lächeln auf den dick geschminkten Lippen reichte sie ihm den Ausweis. Ihre Nervosität war wie weggeblasen.
»Nice to see you again, Miss McClow ... How is your dad?« Schön sie wieder zu sehen?, wunderte sich Marie erfreut. Die Frage nach dem Wohlbefinden des Vaters von Abbey McClow überging sie mit einem galanten Augenzwinkern. Na, das klappt ja alles ganz wunderbar. Die erste Hürde war genommen. Der Mann vom Sicherheitsdienst hatte sich täuschen lassen. Marie atmete erleichtert auf. Beschwingt stolzierte sie auf die Stallungen zu. Das Tor war nur angelehnt. Marie konnte ungehindert hineingelangen. Das Klacken ihrer Absätze hallte durch die Stallgasse. Nur wenige Pferde schnaubten nervös in ihren Boxen und spitzten die Ohren, als Marie eintrat.
Die siebte Box auf der rechten Seite war leicht zu finden. Franzi hat wirklich ein gutes Gedächtnis, lobte Marie in Gedanken. Abgesehen von den Pferden war sie alleine im Stall. Die Luft war rein. Kein Pferdepfleger trieb sich hier herum, kein Jockey, und auch sonst niemand, der sie stören würde. Trotzdem ging sie sehr behutsam vor bei ihrer Suche nach Beweisen. Auf Zehenspitzen schlich sie durch die Box und untersuchte die Futterkrippe. Von Pressfutter keine Spur. Auch die Eimer, die an der Boxenwand hingen, zeigten keinerlei Rückstände von etwas Verräterischem. Nur die Raufe war randvoll mit Heu. Und die Wassertränke war ebenso voll, oder eben so halb voll, wie die der anderen Pferde. Das Hängeschloss am Medikamentenschrank war nachlässig eingehängt, aber nicht zugeschnappt. Wie unvorsichtig, dachte Marie und zückte ihr Handy. Sie fotografierte den Inhalt des Schrankes, ebenso die einzelnen Seiten des ordentlich geführten Medikamentenbuches. Außer Vitamin B konnte sie nichts entdecken, das ihr etwas sagte. Nicht nur, dass sie die medizinischen Begriffe nicht kannte, auch die englische Sprache erschwerte es ihr, den Durchblick zu bekommen. Clark wird uns da weiterhelfen können, hoffte sie.
Plötzlich
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