Die Drei !!! Skandal auf der Rennbahn
polterte es in der Stallgasse. Marie erschrak. Schnell duckte sie ich und spähte vorsichtig durch einen Spalt in der Boxenwand. Verdammt, ein Pfleger! Marie zog verärgert die Luft ein. Ihr Herz pochte kräftig gegen den Brustkorb. Und jetzt? Marie hatte keine Ahnung, wie sie ungesehen aus der Box schlüpfen und die Stallungen verlassen sollte. Der Futterwagen, den der Pfleger vor sich herschob, stand jetzt nur noch einen halben Meter von Chestnuts Box entfernt. Concentrate las Marie auf den Säcken, die sich auf dem Wagen stapelten. Marie kombinierte: Kraftfutter, Pferdepfleger, leere Futtereimer. Gleich flieg ich auf! Der Pfleger wird gleich in die Box kommen! Schweißperlen bildeten sich auf Maries Stirn. Sie überlegte, ob sie sich schlafend stellen sollte – eine junge englische Lady, die sich am Geruch des frischen Strohs erfreut hatte und sanft ins Land der Träume geglitten war, würde sie bestimmt glaubhafter darstellen können als eine Vollblutstute, die sich in der Box geirrt hatte.
Der Zufall kam ihr zur Hilfe. Jemand rief nach dem Pfleger, der daraufhin auf dem Absatz kehrt machte. Schnell huschte Marie aus der Box und hinter den Futterwagen. Vorsichtig checkte sie die Situation ab. So nett das Schicksal es im ersten Moment auch mit ihr zu meinen schien, schon im zweiten Moment zeigte es seine wahren Absichten. Niemand Geringeres als Justin Stevens hatte den Pfleger aus den Stallungen gerufen. Er war in Begleitung von Mr McClow. Marie blieb vor Schreck das Herz stehen, als sie die beiden mit Chestnut auf sich zukommen sah. Der Futterwagen war ihr einziger Schutz. Geistesgegenwärtig schaltete sie die Handykamera ein, als sie hörte, dass sich der Tonfall von Mr McClow verschärfte, kaum, dass der Pfleger die Stallungen verlassen hatte. Sie konnte die beiden von ihrem Versteck aus nicht filmen, aber immerhin den Ton aufnehmen. Und Mr McClow brüllte mit so fester Stimme aufJustin ein, dass Marie sicher war, dass der Ton laut genug für die Aufnahme sein würde.
Als die beiden Chestnut bereits in die Box geführt hatten, drosselte Mr McClow seine Stimme auf ein erträgliches Maß. Von dem, was er sagte, verstand Marie kein Wort. Aber bei dem Jockey kam der Inhalt an, das sah Marie deutlich an seiner Körperhaltung. Er wirkte noch kleiner, wie Marie jetzt durch den Spalt in der Boxenwand sehen konnte. Doch sie bemerkte auch noch etwas! Etwas, dass nicht im Blickfeld des Jockeys vor sich ging, denn er stand dicht neben Chestnut und kraulte ihm die Mähne.
Mr McClow hantierte, wäre nicht die Boxenwand gewesen, direkt vor Maries Nasenspitze mit einer Spritze und einer Ampulle herum. Er muss ziemlich aufgeregt sein, dachte Marie. Denn seine Hände waren so feucht, dass sich das Etikett auf der Ampulle löste und ins Stroh fiel. Marie war dankbar für den Logenplatz, den der Zufall ihr für dieses Schauspiel zugewiesen hatte. Allerdings nur für eine Sekunde. Schon in der nächsten Sekunde fühlte sie sich nicht mehr sicher hinter dem Futterwagen. Der Pfleger kam zurück, füllte den Eimer in Chestnuts Box, nickte Mr McClow und dem Jockey beim Verlassen der Box stumm zu, und wollte den Wagen weiterschieben. Der Jockey hielt ihn auf. Irgendetwas gab es scheinbar noch zu besprechen. Es ging um die Futtermenge für Chestnut. Justin führte Chestnut aus der Box und verließ gemeinsam mit Mr McClow und dem Pfleger den Stall. Marie atmete erleichtert auf, als die Stimmen der drei Männer immer leiser wurden. Ihr fielen 1000 Felsbrocken vom Herzen. Puh, sie war unentdeckt geblieben. Jetzt aber nichts wie raus hier! Eine Sache durfte sie nicht vergessen: das Beweisstück!
Sie huschte in die Box, bückte sich nach dem heruntergefallenen Etikett und wollte sich endgültig verdrücken.
In dem Moment wieherte das Pferd in der Box neben Chestnut auf und trat heftig mit dem Vorderhuf gegen die Boxenwand. Marie kreischte erschrocken los. Damit hatte sie sich verraten. Der Jockey kam zurück zur Box. Marie bekam Panik! Du siehst aus wie die Tochter des Rennstallbesitzers, benimm dich auch so, schoss es ihr blitzartig durch den Kopf.
Es half alles nichts. Kein affektiertes Getue, kein Wimpernklimpern, kein sonstiger Versuch, den Jockey um den Finger zu wickeln. Er fiel nicht für eine Sekunde auf Maries schauspielerische Höchstleistung herein. Unbeeindruckt zerrte er sie aus der Box. Marie hatte nicht geahnt, welche Kraft so ein kleiner, schmächtiger Mann haben konnte. Mit festem Griff und wenigen Worten schleifte er
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